"Kahlschlag" droht Wedl-Wilson rechnet mit Chialo ab

Scharfe Kritik an Joe Chialo: Die neue Berliner Kultursenatorin Sarah Wedl-Wilson rechnet mit ihrem Vorgänger ab. Ein beliebtes Angebot will sie zurückholen.
Die neue Berliner Kultursenatorin Sarah Wedl-Wilson (parteilos) hat deutliche Kritik an ihrem Vorgänger Joe Chialo geübt. In einem Interview mit dem Tagesspiegel sprach sie von "unterschiedlichen Auffassungen von Zusammenarbeit und der Bedeutung von Kommunikation". Sie hole nun nach, "was in den letzten zwei Jahren nicht stattfand und eigentlich selbstverständlich ist".
Die seit dem 22. Mai amtierende Senatorin warnt vor einem "Kahlschlag" in der Berliner Kulturlandschaft. Die Einsparungen für 2024 seien nur durch "viele Einmaleffekte" zu schaffen gewesen: "Wir hatten Rücklagen aus Coronazeiten gebunkert, die wir zum Teil abgeschmolzen haben. Das lässt sich nicht wiederholen." Drastisch ihre Einschätzung für die Zukunft: "Was wir leider nicht machen können in den nächsten zwei Jahren ist weiter auszubauen."
Sarah Wedl-Wilson will den Museumssontag zurückholen
Als Lösungsansatz kündigt Wedl-Wilson Strukturreformen nach dem Vorbild der Opernstiftung an. Landesbetriebe hätten "nicht die Wirtschaftlichkeit und Wendigkeit", die jetzt nötig seien. Durch "Shared Services" sollen Synergien geschaffen werden – etwa beim Ticketverkauf. "Ich wollte neulich mal wissen, was an einem Montagabend in Berlin los ist, und ich musste mich durch 25 Webseiten durcharbeiten. Das ist kein Zustand für eine Weltstadt", kritisierte sie.
In der Debatte um Eintrittspreise bezog die Senatorin eine klare Position: "Dass wir uns nicht unter Wert verkaufen." Zur umstrittenen Supermarktkassiererin-Debatte sagte sie: Es "ist klar, dass, wenn ich in ein Fußballstadion gehe, ich den Eintritt bezahle. Das gilt für die Kultur genauso." Den eintrittsfreien Museumssonntag will sie zurückholen: "Es ist nicht das letzte Lied gesungen."
Über ihr Verhältnis zu Chialo bei konkreten Projekten sagte Wedl-Wilson: "Ich war nicht involviert in Gespräche und daher nur Beobachterin." Auf die Frage nach ihrer Kampfbereitschaft antwortete sie: "24 Stunden, sieben Tage die Woche. Weil ich weiß, was hier auf dem Spiel steht."
- Tagesspiegel, E-Paper vom 2. Juni 2025
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