Fast 7.000 Corona-FĂ€lle unter Berlins SchĂŒlern
Das Coronavirus verbreitet sich auch unter jungen Menschen rasend schnell, besonders Schulen sind von hohen Infektionszahlen betroffen. Elternvertreter fordern Konsequenzen.
Berlinweit sind fast 7.000 SchĂŒlerinnen und SchĂŒler nachweislich mit dem Coronavirus infiziert. Laut der Corona-Statistik der Senatsbildungsverwaltung von Freitag waren es 6.911. Das sind angesichts von fast 337.000 SchĂŒlern insgesamt ĂŒberschaubare Zahlen. Aber die VerĂ€nderung ist unĂŒbersehbar: Nach dem Stufenplan der Bildungsverwaltung gehörten vor einer Woche sĂ€mtliche der mehr als 800 Berliner Schulen zu der mit grĂŒn bezeichneten Gruppe, in der PrĂ€senzunterricht uneingeschrĂ€nkt möglich ist. Diesmal sind es bereits 15 Schulen, die gelb markiert sind und zum Wechselunterricht ĂŒbergehen. Elternvertreter fordern Konsequenzen â wie die Aufhebung der PrĂ€senzpflicht, die vorschreibt, dass alle SchĂŒlerinnen und SchĂŒler in die Schulen kommen mĂŒssen.
"Ich glaube schon, dass wir an dem Punkt angekommen sind, dass Eltern die Möglichkeit gegeben werden muss, diese Entscheidung fĂŒr ihr Kind zu treffen", sagte der Vorsitzende des Landeselternausschusses, Norman Heise, am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. "Immer wieder darauf zu verweisen, dass die Schulen offen bleiben, ist keine Entscheidung zugunsten der Kinder." Aus Sicht der Eltern sei das falsch.
Berlin: Bildungsverwaltung will an PrÀsenzpflicht festhalten
"Es ist nur dieses wirtschaftliche Interesse, dass die Eltern an den ArbeitsplĂ€tzen zur VerfĂŒgung stehen sollen", sagte Heise. Der Landeselternausschuss hatte schon vor Weihnachten ein Ende der PrĂ€senzpflicht fĂŒr den Fall gefordert, dass sich die Pandemielage zuspitzen sollte. Der Sprecher der Bildungsverwaltung, Martin Klesmann, sagte am Freitag: "Wir halten an der PrĂ€senzpflicht fest."
SchĂŒlerinnen und SchĂŒler hĂ€tten durch die SchulschlieĂungen im vergangenen Jahr massiv gelitten. "Sie leiden unter LernlĂŒcken und unter psychosozialen BeeintrĂ€chtigungen. Das belegen mittlerweile zahlreiche Studien, und das berichten viele Schulleitungen", so Klesmann weiter. "Wir nehmen selbstverstĂ€ndlich wahr, dass sich einige Eltern Sorgen machen wegen der PrĂ€senzpflicht." Es gebe aber gute GrĂŒnde dafĂŒr.
Elternvertreter: Unterricht auch durch Lehrerausfall in Gefahr
Klesmann verteidigte den Stufenplan, der fĂŒr jede Schule einen Plan A, B und C vorsehe. "Dabei begutachten die GesundheitsĂ€mter in Absprache mit der regionalen Schulaufsicht jede einzelne Schule ganz genau und treffen dann die entsprechenden MaĂnahmen."
Elternvertreter Heise sieht noch an anderen Stellen Grund fĂŒr Kritik an der Linie der neuen Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD): Wenn LehrkrĂ€fte angesichts der Pandemie-Entwicklung in groĂem Umfang ausfallen sollten, dann sei der Unterricht in Gefahr, sagte er. "NatĂŒrlich wird Unterricht wieder ausfallen."
Stufenplan nicht ausgereift
Dann sei zu klĂ€ren, welche Klassen verstĂ€rkt unterrichtet wĂŒrden. Der Stufenplan sehe vor, dass etwa die AbschlussjahrgĂ€nge PrioritĂ€t haben sollten. "Das benachteiligt natĂŒrlich die Klassen, die relativ spĂ€t aus dem Lockdown gekommen sind und gröĂere LĂŒcken haben." Heise rĂ€umte ein, es sei schwierig, in dieser Frage eine ausgewogene Lösung zu finden.
Unklar ist aus seiner Sicht auch, wie sich das hinbekommen lasse, dass LehrkrÀfte, die in QuarantÀne, aber nicht selbst erkrankt sind, arbeiten sollen. "Wie wirkt sich das auf den Unterricht aus, kann man dann von zu Hause unterrichten? Das wird nicht an allen Schulen und in allen Jahrgangsstufen funktionieren", sagte Heise.
PrĂŒfungen sollen reduziert werden
Der Landeselternausschuss ist auĂerdem dafĂŒr, sich davon zu verabschieden, sĂ€mtliche PrĂŒfungsteile fĂŒr den Mittleren Schulabschluss (MSA) durchzuziehen. Er will der Bildungssenatorin vorschlagen, wie in den vorigen Corona-Jahren nur auf den PrĂ€sentationsteil zu setzen â und auf die ĂŒbrigen PrĂŒfungen zu verzichten.
Die Bildungsverwaltung sieht die Chancen, am PrĂ€senzunterricht auch in Zeiten der Omikron-Variante festhalten zu können, deutlich positiver: Die neuen QuarantĂ€neregeln machten das deutlich einfacher, sagte Klesmann. "Viele LehrkrĂ€fte sind geboostert und brauchen dann nicht mehr in QuarantĂ€ne." Sollten an einer Schule auffĂ€llig viele LehrkrĂ€fte in QuarantĂ€ne sein, könne die Schulleitung in Abstimmung mit der Schulaufsicht entscheiden, welche besonderen Regeln dann greifen sollen. "Im Fall der FĂ€lle haben abschlussrelevante JahrgĂ€nge und Klassen im Ăbergang PrioritĂ€t."