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Gesellschaft | Ferienzeit: Viele Haustiere landen im Heim


Gesellschaft
Ferienzeit: Viele Haustiere landen im Heim

Von dpa
22.06.2023Lesedauer: 3 Min.
Hunde im TierheimVergrößern des BildesHunde stehen in einem Gehege. (Quelle: Swen Pförtner/dpa/Archivbild/dpa-bilder)
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Die von vielen heiß ersehnten Sommermonate mit Ferien- und Reisezeit sind zugleich "traurige Hochsaison" für die Tierheime. Haustiere werden häufig zur Urlaubszeit bei den Tierheimen abgegeben oder vor deren Türen abgestellt, wie der Deutsche Tierschutzbund berichtete. Immer wieder würden Hunde, Katzen oder Kleintiere auch irgendwo ausgesetzt.

"Ein Tier lediglich aufgrund einer Urlaubsreise auszusetzen, ist völlig verantwortungslos und empathielos", sagte Sprecherin Lea Schmitz der Deutschen Presse-Agentur. Es gebe drastische Fälle: "Manchmal ist es leider so, dass Tiere nicht frühzeitig genug gefunden werden und qualvoll verenden."

Es gebe keine genauen Zahlen zu ausgesetzten Tieren. Tierheime nehmen Schmitz zufolge deutschlandweit jedes Jahr rund 350 000 Tiere neu auf. In erster Linie sind das Fundtiere, die also ohne Besitzer aufgegriffen werden. Zu einem Teil handele es sich um vermisste Tiere, die von ihren Besitzern wieder abgeholt würden, zum anderen Teil aber um Haustiere, die die Halter loswerden wollten. "Oft sind es aufmerksame Menschen, die ein Tier entdecken und dies der Polizei oder direkt einem Tierheim melden", schilderte Schmitz.

Manche Haustiere werden nach Vereinbarung und gegen geringe Gebühr beim örtlichen Tierheim abgegeben, sagte Tiermediziner Ralf Unna, Vizepräsident des Landestierschutzverbands (LTV) NRW. "Oftmals werden Tiere aber auch direkt vor dem Tierheim in Transportkisten abgestellt oder in der Nähe angebunden." Und eine "nicht unerhebliche Zahl" von Haltern überlasse ihre Katzen, Hunde, Hamster, Kaninchen oder Ziervögel einfach ihrem Schicksal. Schon seit vielen Jahren sei bei der Abgabe oder beim Aussetzen von Tieren eine Wellenbewegung im Zusammenhang mit den großen Schulferien zu beobachten. In Nordrhein-Westfalen haben diese nun am Donnerstag begonnen.

In der Tendenz habe dieses Verhalten zwar über die Jahre allmählich abgenommen, aber noch immer sei das Problem gravierend. Die Gründe, warum manche Menschen ihre Tiere vor den Ferien loswerden möchten, sind laut LTV vielfältig: In der Ferienwohnung sind Haustiere nicht erlaubt, im Wohnumfeld kann sich niemand kümmern oder die Preise der Tierpensionen scheinen unerschwinglich. Tiermediziner Unna kritisierte, dass zunehmend viele Haustiere über das Internet gekauft würden - oft aus zweifelhafter Herkunft. "Hier haben die Tierheime hohe Rückläufe - es handelt sich oft um sehr kranke Tiere." Die Plätze in den Heimen seien sehr begrenzt.

Das Aussetzen von Tieren ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine Ordnungswidrigkeit, erläuterte Lea Schmitz. Ein Verstoß könne mit einer Geldbuße von bis zu 25 000 Euro bestraft werden. Sollte das Tier nachweisbar länger andauernde Schmerzen oder Schäden erleiden, könne das als Tierquälerei mit bis zu drei Jahren Haft oder einer Geldstrafe geahndet werden. "Es macht durchaus Sinn, als Finder Anzeige zu erstatten." Der Tierschutzbund forderte eine bundesweite Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht für Hunde und Katzen, um die Halter ausgesetzter Tiere aufzuspüren.

Auch der Verein Kaninchenschutz zeigte sich besorgt. Es seien mehrere Tiere in einem Karton zusammengepfercht aufgefunden, vernachlässigte und verfilzte Kaninchen gemeldet worden. "Sie werden oft als Kuscheltiere angeschafft, inklusive Käfig und Trockenfutter. Aber sie brauchen Auslauf, drei Quadratmeter Platz pro Tier - und das Kuscheln liegt nicht in ihrer Natur", erläuterte Vereinsvorstand Carmen Zahner.

Kaninchen wollen nicht hochgehoben werden, sie brauchen frisches Grünzeug und sollen zu zweit gehalten werden - der Aufwand wird häufig komplett unterschätzt, wie Zahner sagte. Zu den Sommerferien würden vermehrt Kaninchen ausgesetzt. Aber immerhin: "Es ändert sich etwas im Denken, zum Positiven." Der Verein kläre auf über Haltung, berate und helfe bei der Vermittlung von ungewollten Tieren. Fälle wie ein jüngst in einem Bahnhofschließfach in Düsseldorf entdecktes Kaninchen seien grausam, unter gar keinen Umständen tolerabel.

Für die Unterbringung und Versorgung von Fundtieren sind dem Tierschutzbund zufolge die Kommunen verantwortlich, die diese Aufgabe meistens an private Tierheime abgeben. In der Regel komme jeder Neuzugang erst in eine Quarantäne, werde vom Tierarzt untersucht. "Leider tragen allerdings die Kommunen meistens nicht die vollen Kosten für die Versorgung von Fundtieren über sechs Monate hinweg", kritisierte Schmitz.

Tierarzt Unna sprach von steigenden Kosten für Fachpersonal oder etwa Heizkosten in den Tierheimen. "Viele Menschen halten heutzutage auch Papageien, Schlangen oder Schildkröten." Die bräuchten durchgehend Temperaturen von weit über 30 Grad. Zu Beginn der Corona-Pandemie hätten sich viele Tierheime geleert, weil Berufstätige sich im Home Office ein Haustier anschafften, berichtete Unna. Seit Ende der Pandemie sei aber wieder eine Gegenbewegung zu beobachten.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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