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Bonn: Gastronomen kämpfen während Corona um ihre Existenz


Außer-Haus-Verkauf und Fanartikel
Bonner Gastronomen kämpfen um ihre Existenz

Klaas Tigchelaar

26.01.2021Lesedauer: 3 Min.
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Stühle stehen auf den Tischen in einem leeren Restaurant (Symboldbild): Die Bonner Gastronomen kämpfen um ihr Überleben.Vergrößern des Bildes
Stühle stehen auf den Tischen in einem leeren Restaurant (Symboldbild): Die Bonner Gastronomen kämpfen um ihr Überleben. (Quelle: Rainer Unkel/imago-images-bilder)

Der Laden bleibt zu, doch die Unkosten laufen weiter: Neben dem Außer-Haus-Verkauf und Lieferservice haben sich viele Gastronomen auch kreative Programme einfallen lassen, um ihre Restaurants zu retten.

Von Mittwoch bis Sonntag wird im Restaurant Gesindehaus in Bonn-Poppelsdorf gekocht – trotz Lockdowns. Essen kann man vorbestellen und dann wahlweise abholen, oder gegen drei Euro Aufpreis liefern lassen. Die aktuelle Speisenkarte findet man auf der Webseite.

Ähnlich sieht der Alltag derzeit für viele Bonner Restaurants aus, die damit im Corona-Lockdown zumindest ein bisschen Umsatz generieren möchten. "Wir haben Hilfen beantragt und im Dezember die Abschlagszahlung von 10.000 € erhalten", erklärt Inhaberin Lenka Rink, "die Hilfen reichen leider nicht zur Kostendeckung aus."

Auch Georg Sönksen von der Kellerkneipe Mausefalle 33 1/3 in der Südstadt macht momentan kaum Umsätze. Sein Restaurant ist geschlossen. "Wir haben saniert, repariert und modernisiert. Getragen wurden wir finanziell durch Spendenaktionen Dritter, Verwandtschaft und natürlich die staatlichen Hilfen", so Sönksen. Doch die staatlichen Zahlungen kamen leider nicht volständig an. "Die Hilfen sind gut gemeint, aber es dauert zu lange, bis das Geld ankommt". Ohne die Spenden und die privaten Zuwendungen wäre sein Lokal nicht mehr lebensfähig, ist der Gastronom überzeugt.

Ersatzeinnahmen durch Merchandise

Die Livemusik-Kneipe Bla in der Altstadt hat wie die Mausefalle viele Fans und Unterstützer. Deshalb versucht sie, sich mit dem Verkauf von Fanartikeln wie T-Shirts, Kalendern, Jogginghosen oder Beanie-Mützen mit Bla-Logo ein wenig zu helfen. Im Frühjahr 2020 wurde sogar kurzerhand eine Solidaritäts-Musiksampler von befreundeten Bands auf Vinyl veröffentlicht. Die Erlöse gingen an die Kneipe.

"Für reine Schankbetriebe ist es ziemlich schwer", seufzt Bla-Inhaberin Valeska Kröll, "Außerdem fehlen die Konzerte sehr und die besonders geplanten Abende, wie Parties und DJ-Konzepte.“ Wie schwer es wirklich wird, könne sie erst errechenen, wenn das nächste Sommerloch ohne die Einnahmen des Winters und des wichtigen Karnevals überstanden ist.

Staatshilfe kommt – aber nur mit Verspätung

Wie auch die anderen Gastronomen beklagt Kröll die Verzögerung bei der Auszahlung der Wirtschaftshilfen. Das sei eine zusätzliche Last, die den ein oder anderen Betrieb früher oder später zur endgültigen Schließung zwingen wird, sofern er nicht auf Unterstützung von Vermietern und Lieferanten zählen kann.

Werner Beckmann vom Ristorante La Vita in Dottendorf kann das etwas entspannter sehen, da ihm die Immobilie gehört. "Die November- und Dezemberhilfen habe ich beantragt, bislang wurden jedoch jeweils nur kleinere Teilzahlungen vorgenommen", erklärt er. Durch seinen täglichen Abholservice von 17 Uhr bis 21 Uhr und zusätzlich von 11 Uhr bis 14 Uhr am Wochenende, sowie dem eigenen Lieferdienst im Umkreis von zirka drei Kilometer reicht es bei ihm knapp.



Bei Beckmanns Gastronomie-Kollegen sieht es dagegen überwiegend schlechter aus: "Die meisten sind mit drei bis vier Mieten im Rückstand und erhalten auch keine KfW-Corona-Kredite, weil die von den Banken blockiert werden."

Die Schließungen ist grundsätzlich richtig

Trotz der düsteren Lage und einer ungewissen Zukunft, in der noch überhaupt nicht absehbar ist, wann die Restaurants, Kneipen und Bars wieder öffnen dürfen, halten alle befragten Gastronomen die Schließung grundsätzlich für richtig.

"Wenn ich aber so manche Schlange am Coffee-to-go-Stand oder beim Click-and-Collect-Einzelhändler sehe, wundere ich mich schon, warum ich die paar Gäste, die ich mit Abstandregeln und Hygienekonzept, in meinem Laden haben dürfte, nicht bewirten darf", fragt Bla-Wirtin Kröll irritiert. Dennoch sei sie niemand, der mit dem Finger zeigt und wütend sei. "Ich passe mich seit Wochen und Monaten an, setze alles um, in der Hoffnung so schnell wie möglich zur Normalität zurück zu finden", so Kröll.

Lenka Rink vom Gesindehaus sieht das ähnlich. "Wir sind grundsätzlich keine Corona-Gegner, jedoch hat die Gastronomie wie keine andere Branche gute Sicherheitskonzepte vorgelegt und auch umgesetzt."

Kneipen öffnen, strenge Regeln befolgen

Sönksen von der Mausefalle ist der Meinung, dass der "Lockdown Light" im November für die Gastronomen verfrüht kam, weil die Maßnahme im November und auch im Dezember keine Senkung des Inzidenzwerts gebracht hat.

Für ihn wären die Corona-Regeln aus dem Oktober 2020 nach wie vor der beste Kompromiss, um zumindest die Schankbetriebe vor der Insolvenz zu bewahren: "Kontakte notieren, Hygienemaßnahmen strengstens beachten, mehr beheizte Fläche an der frischen Luft anbieten (wer das kann), Gästezahl reduzieren und eine Sperrstunde ab 24 Uhr ansetzen."

Verwendete Quellen
  • Gespräche mit den Gastronomen
  • Eigene Recherche
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