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Grüner Luxus: Sehen so die Mega-Jachten von morgen aus?


"Albatross"-Projekt
Sehen so die Mega-Jachten von morgen aus?

Von Steffen Koller

18.02.2023Lesedauer: 4 Min.
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Das Projekt "Albatros": Ökologisch und luxuriös – beide Elemente soll die Luxusyacht verbinden.Vergrößern des Bildes
Das Projekt "Albatross": Ökologisch und luxuriös – beide Elemente soll die Luxusjacht verbinden. (Quelle: Stay Sea Design/Lloyd Werft)

Luxus, wohin das Auge blickt: Das Projekt "Albatross" soll alle Annehmlichkeiten einer Mega-Jacht bieten und dabei umweltschonend sein. Wie geht das?

Die Zeiten haben sich geändert, sagt Klaus Lass. Auch die Superreichen dieser Erde achten zunehmend auf Nachhaltigkeit, wenn es um ihre Luxusjachten gehe. Pompöse Schiffe ja, doch sie dürfen auch "grün" sein, so der Tenor innerhalb des Kundenkreises. Lass weiß, wovon er spricht. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet der Diplom-Ingenieur mittlerweile in der Schiffsbranche, hat an zahlreichen Projekten mitgewirkt und Wünsche von Multimillionären erfüllt. Sein neuestes Projekt soll nun beides verbinden: puren Luxus und Umweltschutz.

Zugegeben: Ein 125 Meter langes Schiff, ausgestattet mit allem, was das Herz begehrt, klingt zunächst nicht nach Nachhaltigkeit. Doch genau das will das Projekt "Albatross" in Einklang bringen, erklärt Lass im Gespräch mit t-online.

Die Idee zum Projekt reifte bereits vor etwa fünf Jahren in Zusammenarbeit mit der Lloyd Werft in Bremerhaven, berichtet Lass. Damals habe innerhalb der Branche die Meinung vorgeherrscht: "Wir brauchen energetisch nachhaltige Antriebe", erinnert er sich. Doch spätestens, als die Europäische Union (EU) im Jahr 2020 ein Gesetz verabschiedete, das Schiffsbauer dazu auffordert, bis 2030 den CO₂-Ausstoß ihrer Flotten um 40 Prozent zu reduzieren, war die Branche gezwungen zu handeln.

Wind und Sonne als Hauptenergie

Klaus Lass setzte sich also an den Computer, überlegte, verwarf immer wieder Ideen und tüftelte an innovativen Antriebsmöglichkeiten: Herausgekommen ist die Studie "Albatross". An der Umsetzung war das Unternehmen "Stay Sea Design" beteiligt. Im Kern, so Lass, gehe es um die "Bündelung aller auf See vorhandenen Ressourcen und diese klug einzusetzen". Konkret meint er damit Wind und Sonne, aber auch technische Feinheiten im Maschinenraum seien von entscheidender Bedeutung.

Technisch gesehen handelt es sich laut Lass bei der Idee "Albatross" um einen Katamaran, also um ein Segelschiff mit zwei Rümpfen. Die Bauweise sei für einen ressourcenschonenden Antrieb optimal. Zum einen biete das Schiff große Flächen, auf denen Solarkollektoren angebracht werden können. Zum anderen nutze die Jacht Wind, um sich fortzubewegen, wobei diese Antriebsart eher als Zusatz gedacht sei und nicht als Hauptantrieb dienen solle, sagt Lass t-online.


Quotation Mark

"Sind wir ehrlich: Schauen Sie sich die Mega-Jachten von heute an: So etwas wird es in Zukunft nicht mehr geben"


Klaus Lass, Erfinder des Projekts "Albatross"


Die auf einer Fläche von rund 1.150 Quadratmetern angebrachten Solarkollektoren könnten bis zu 300 Kilowatt Leistung ins System einspeisen, in Kombination mit der Nutzung von Wind auf einer Fläche von 1.000 Quadratmetern seien so bis zu 40 Prozent weniger CO₂ möglich. Die vier Hauptmotoren, so steht es in einem Handout zum Projekt, sollen jeweils 1.800 Kilowatt Leistung generieren, die beiden Wellengeneratoren bringen es zusammen auf 2.000 Kilowatt, die vier Triebwerke in Summe auf 1.600 Kilowatt. Hinzu kommen noch einmal 1.200 Kilowatt Leistung, die aus Brennstoffzellen gewonnen werden.

Kaufpreis: etwa 300 Millionen Euro

Maximal schaffe die Mega-Jacht mit ihren 125 Metern Länge so eine Geschwindigkeit von 15 Knoten, was knapp 28 Kilometern pro Stunde entspricht. Im "Eco-Modus" sind es laut Lass immerhin noch 12 Knoten (22,2 km/h).

Nach den bisherigen Plänen des Entwicklers stünde Passagieren eine Fläche von etwas mehr als 2.000 Quadratmetern zur Verfügung, zudem hätten 40 bis 46 Crewmitglieder Platz auf dem Schiff.

Würde man die bislang so am PC erstellte Mega-Jacht kaufen wollen, müssten Interessenten etwa 300 Millionen Euro auf den Tisch legen. "Plus, minus ein paar Millionen", sagt Lass. Das komme auf die individuellen Wünsche der Kunden an.

40 Prozent Ersparnis "ein Meilenstein"

Definitiv dabei sind ein Fitnessstudio, ein Sparbereich und Areale, in denen die Gäste essen und entspannen können, erklärt Lass. Bei der Inneneinrichtung setze man auf Naturmaterialien, viel Licht und schaffe so eine Verbindung zum Grundkonzept.

Doch was würde der alternative Antrieb ganz konkret einsparen? Lass sagt, bei "voller Fahrt" würde ein ausschließlich mit Marine Gasöl betriebenes Schiff dieser Größenordnung etwa 35 Tonnen pro Tag verbrauchen. Bei einer Ersparnis von bis zu 40 Prozent wären das rund 14 Tonnen täglich. Bei aktuellen Preisen pro Tonne von 735 Euro wären das knapp 103.000 Euro – am Tag.

"100 Prozent Ersparnis, also eine komplett emissionsfreie Fahrt mit so einem Schiff, wird es nie geben", sagt Lass. "40 bis 50 Prozent" seien bereits ein "Meilenstein". Bislang gebe es für das Schiff noch keinen Eigner, doch das Konzept selbst könne auch gut auf andere Schiffe übertragen werden, glaubt der Ingenieur.

"Der Erfolg ist nicht garantiert"

Gerade bei Passagierschiffen im Bereich von 200 bis 400 Gästen sei eine solche Antriebsart ideal. Denn: "Die horrenden Tonnen an Treibstoff, die täglich verbraucht werden, werden von der Gesellschaft langfristig nicht mehr toleriert", meint Lass. Er geht dabei sogar noch einen Schritt weiter und sagt: "Sind wir ehrlich: Schauen Sie sich die Mega-Jachten von heute an: So etwas wird es in Zukunft nicht mehr geben."

Ob das Projekt ein Erfolg wird, müsse die Zukunft zeigen. "Der Erfolg ist nicht garantiert", doch seien Lass' Entwürfe in der Branche "gut angekommen". Einen konkreten Kundenstamm, der alternative Antriebe bevorzuge, gebe es indes nicht. Sprich: Ob eine solche Mega-Jacht nun in Asien, den USA, im russischen Raum oder doch in Europa Abnehmer findet, sei spekulativ und nicht zu beantworten.

Grundsätzlich lasse sich jedoch sagen: "Chinesen zeigen ihren Reichtum nicht so gerne, genau wie Europäer", schätzt Lass ein. Anders sehe es bei russischen Superreichen aus, die gerne präsentieren würden, was sie auf dem Konto hätten. Denkbar wäre wohl am ehesten der europäische oder US-amerikanische Markt, doch auch das seien nur Gedankenspiele.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Klaus Lass, Entwickler von "Albatross"
  • Eigene Recherchen
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