Tour beginnt in Bremerhaven Hightech-Schiff untersucht die Gesundheit der Nordsee

Hightech-Schiff mit klarer Mission: Die Nordsee wird Seemeile für Seemeile auf ihren Zustand geprüft. Ein Forscherteam startet auf große Tour. Ab Bremerhaven geht es los.
Die Nordsee bekommt diesen Sommer eine Art Gesundheitscheck. Das deutsche Forschungsschiff "Atair" startet deshalb am Dienstag aus Bremerhaven, um innerhalb von dreieinhalb Wochen die gesamte Nordsee auf 3.500 Seemeilen (6.500 Kilometer) zu vermessen. Die Tour führt bis zu den Shetlandinseln und zurück. Mit an Bord: modernste Technik, ein internationales Forschungsteam und ein klarer Auftrag.
Die Mission verfolgt das Ziel, ein ganzheitliches Bild des Zustands der Nordsee im Sommer 2025 zu erstellen. Wie warm ist das Wasser in welchem Gebiet? Wie salzhaltig? Wie verteilt sich Sauerstoff oder Plankton? Solche Fragen will das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) gemeinsam mit dem Helmholtz-Zentrum Hereon beantworten. Insgesamt sollen 20 Umweltparameter untersucht werden.
"Das ist ein klares Indiz für den Klimawandel"
Dafür kommt eine Kombination aus Profilmessungen, Wasserproben und Satellitendaten zum Einsatz, teilte das BSH mit. 111 Messstationen liegen über die Nordsee verteilt. Besonders wichtig seien für die Wissenschaftler die Temperatur- und Salzgehaltsdaten, da sie eine entscheidende Rolle für das marine Leben und die Bewertung klimatischer Veränderungen spielen.
Die bisherigen Daten zeigen demnach: Flüsse wie die Elbe und der Rhein verändern die Nordsee messbar. Das eingetragene Süßwasser verteilt sich bis auf den Meeresboden und senkt den Salzgehalt. Gleichzeitig ist die Temperatur an der Oberfläche im Frühjahr auf 8,7 Grad gestiegen – der höchste Wert seit Beginn der Messungen. Dies sei ein klares Indiz für den Klimawandel.

Was genau wird in der Nordsee gemessen?
Die Forscher erheben über 20 Umweltparameter – darunter Temperatur, Salzgehalt, Sauerstoff, Plankton, Trübung, Mikroplastik und Spurenelemente. Auch das Kohlenstoffsystem des Meeres wird analysiert. Diese Daten helfen den Forschern, klimabedingte Veränderungen wie marine Hitzewellen oder den Süßwassereintrag durch Flüsse besser zu verstehen. Sie zeigen zudem, wie sich das Ökosystem Nordsee verändert – von der Oberfläche bis zum Meeresboden. Die Daten dienen laut BSH nicht nur der nationalen Meeresüberwachung – sie fließen auch in internationale Klimaberichte wie den ICES Report (International Council for the Exploration of the Sea) ein, den Standard für den Zustand der Ozeane.
Doch um Ursachen und Wirkungen zu trennen, braucht es laut BSH mehr als Einzelwerte. Deshalb vergleicht das Team die neuen Daten mit Messungen, die bis ins Jahr 1998 zurückreichen. Die Ergebnisse sollen in internationale Klimaberichte einfließen.
Behörde nutzt Hightech-Schiff: Das kann die "Atair"
Im Einsatz ist dafür kein gewöhnliches Forschungsschiff: Die "Atair" ist das weltweit erste seegängige Behördenschiff mit emissionsarmem LNG-Antrieb, heißt es auf der Homepage der Behörde. Gebaut auf der Fassmer-Werft in Niedersachsen, ersetzt sie seit 2021 ihre 34 Jahre alte Vorgängerin. Ausgestattet ist das Schiff unter anderem mit moderner Labortechnik und leisem Antrieb.
Im Anschluss an die Nordsee-Mission folgt eine weitere Etappe: In der Deutschen Bucht wird unter anderem untersucht, wie stark die Gewässer mit Nährstoffen und Schadstoffen belastet sind.
- bsh.de: "Mit dem Schiff ATAIR: BSH untersucht die Nordsee zwischen dem Ärmelkanal und den Shetlandinseln"
- bsh.de: Die ATAIR
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa