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Dortmund: Mann stirbt nach Polizeieinsatz – Polizisten setzten Taser ein


Reanimation erfolglos
Tod nach Polizeieinsatz – Mann war schwer herzkrank

Von dpa, tht

Aktualisiert am 19.10.2022Lesedauer: 3 Min.
Polizeifahrzeuge in Dortmund Dorstfeld: Am Mittwochmorgen ist ein Mann nach einem Polizeieinsatz im Krankenhaus ums Leben gekommen.Vergrößern des BildesPolizeifahrzeuge in Dortmund Dorstfeld: Am Mittwochmorgen ist ein Mann nach einem Polizeieinsatz im Krankenhaus ums Leben gekommen. (Quelle: Video-Line)
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Bei einem Polizeieinsatz ist in Dortmund ein Mann gestorben. Beamte setzten einen Taser gegen einen mutmaßlichen Randalierer ein. Nun liegt das Obduktionsergebnis vor.

Ein Mann ist in Dortmund nach einem Taser-Einsatz der Polizei gestorben. Das bestätigten die Polizei Recklinghausen sowie die Dortmunder Staatsanwaltschaft t-online. Die Beamten waren wegen eines mutmaßlichen Randalierers im Stadtteil Dorstfeld auf der Wittener Straße vor Ort. Dort soll es am frühen Mittwochmorgen zu Widerstandshandlungen gegen Einsatzkräfte gekommen sein, wie die Polizei Recklinghausen mitteilte.

Bei dem Toten handelt es sich nach Angaben der zuständigen Staatsanwaltschaft um einen 44 Jahre alten gebürtigen Dortmunder, der zuletzt ohne festen Wohnsitz war. Die Einsatzkräfte hätten eine Reanimation des Mannes begonnen und seien dann von einem Notarzt abgelöst worden, wie eine Sprecherin der Polizei sagte. Im Krankenhaus sei der Mann gestorben.

Obduktionsergebnis: Mann war schwer herzkrank und alkoholisiert

Am Nachmittag teilten die Dortmunder Staatsanwaltschaft sowie die ermittelnde Polizei Recklinghausen mit, dass die Obduktion des Leichnams ergeben habe, dass der 44-Jährige schwer herzkrank war. "Im Rahmen der heute durchgeführten Obduktion konnte eine Kausalität zwischen dem Einsatz des Distanzelektroimpulsgerätes und dem Todeseintritt nicht sicher festgestellt werden. Der Verstorbene hatte ein schwer vorerkranktes Herz", hieß es in der Mitteilung.

Darüber hinaus seien Anhaltspunkte für eine "erhebliche Alkoholintoxikation" festgestellt worden. Zur genaueren Klärung des Alkoholeinflusses – und ob der Mann zudem unter dem Einfluss von Betäubungsmitteln stand – seien weitere Untersuchungen veranlasst worden.

Drei Polizeibeamte und eine Beamtin seien an dem Einsatz beteiligt gewesen, erläuterte Staatsanwalt Kruse. Sie seien zum Teil bereits vernommen worden, jetzt aber wieder zu Hause, weil sie schon lange im Dienst waren. "Derzeit gibt es keinen Anfangsverdacht gegen einen von ihnen. Es sieht so aus, als wäre der Einsatz korrekt abgelaufen und die Beamten hätten sich richtig verhalten", sagte Kruse.

Die Bodycams der Beamten wurden sichergestellt und werden nun ausgewertet. Ob sie während des Einsatzes eingeschaltet waren, konnte Kruse noch nicht sagen. Aus Neutralitätsgründen übernahmen die Beamten aus dem benachbarten Recklinghausen die polizeilichen Ermittlungen in dem Dortmunder Fall.

Anwohner hatten die Polizei alarmiert

Laut Staatsanwaltschaft sind die vier Einsatzkräfte gegen 4.40 Uhr in der Früh wegen eines mutmaßlichen Randalierers in den Stadtteil Dorstfeld ausgerückt. Ein Anwohner hatte die Polizei alarmiert, weil ein Mann auf der Straße herumschrie, randalierte und gegen Autos schlug. Als die drei Polizisten und ihre Kollegin eintrafen, habe der 44-Jährige mit der Faust gegen einen der Streifenwagen geschlagen und dann versucht, über die Beifahrertür in den Polizeiwagen zu gelangen. Weil die Tür verriegelt war, probierte er es auf der Fahrerseite. Dem dort ausgestiegenen Beamten habe er "mit der Faust gegen den Kopf" geschlagen und ihn dabei verletzt. Dann sei er in den Streifenwagen eingedrungen.

Die Schilderungen von Polizei und Staatsanwaltschaft decken sich mit Zeugenaussagen, über die die "Ruhr Nachrichten" berichteten. Demnach war der Randalierer auf den Polizeiwagen losgegangen, habe einen Polizisten überwältigt und versucht, mit dem Polizeiauto davonzufahren.

Notarzt hat Wiederbelebung fortgesetzt

Zu diesem Zeitpunkt der Auseinandersetzung setzte ein Beamter das Distanzelektroimpulsgerät (DEIG) ein. Nach der vorläufigen Festnahme sei der Mann kollabiert und "reanimationspflichtig" geworden. Nach Angaben von Zeugen sowie Polizei und Staatsanwaltschaft begannen Einsatzkräfte sofort mit der Reanimation des Mannes. Ein Notarzt habe dann die Wiederbelebungsversuche fortgesetzt. Um 6.18 Uhr sei im Krankenhaus der Tod des 44-Jährigen festgestellt worden.

Der Bereich um den Einsatzort an der Wittener Straße im Bereich der Straße Am Hartweg nahe der A40, dem sogenannten Ruhrschnellweg, war stundenlang gesperrt. Spuren wurden gesichert. Ob der Taser-Einsatz ursächlich für den Tod des Mannes war, muss nun die gerichtsmedizinische Untersuchung zeigen. Es wäre der erste Taser-Polizeieinsatz in Nordrhein-Westfalen, der tödlich endete.

Elektroschock-Pistolen werden bis 2024 getestet

Die Elektroschock-Pistole war ein größeres Diskussionsthema während der Koalitionsverhandlungen nach der Landtagswahl vor Monaten in NRW. CDU und Grüne einigten sich letztlich darauf, die Geräte zunächst bis 2024 weiter zu testen und mit einer Bodycam zu koppeln.

Wie die Deutsche Presse-Agentur erfuhr, bat die SPD im NRW-Landtag kurzfristig um einen Bericht über den neuen Fall durch Innenminister Herbert Reul (CDU) in der für Donnerstag geplanten Sitzung des Innenausschusses. Deren Vorsitzende Angela Erwin (CDU) lehnte dieses Ansinnen am Nachmittag jedoch ab.

Tod eines 16-Jährigen nach Polizeieinsatz im August

Erst Anfang August wurde bei einem Polizeieinsatz der 16-Jährige Mohammed D. aus Senegal von Polizeischüssen getötet. Ein zur Sicherung abgestellter Polizist hatte sechs Mal mit seiner Maschinenpistole geschossen, fünf Kugeln trafen den Jugendlichen. Der 16-Jährige starb, getroffen von vier Projektilen, im Krankenhaus. In diesem Fall laufen umfangreiche Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen fünf Beamte.

Die Frage, ob der Einsatz der Beamten verhältnismäßig war, ist bis dato nicht geklärt. Die kritische Frage ist, ob und wie der Jugendliche mit einem Messer auf die Beamten zugegangen ist. Die Ermittlungen in dem Verfahren führt aus Neutralitätsgründen ebenfalls die Polizei Recklinghausen.

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
  • Telefonat mit der Pressestelle Recklinghausen
  • Telefonat mit der Staatsanwaltschaft Dortmund
  • Nachrichtenagentur dpa
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