Dresden: Mutter wirft Zwillinge im Wahn vom Balkon – Freispruch

"Schuldlos schuldig" ist die Frau, die ihre Zwillinge aus dem ersten Stock warf: Zu diesem Ergebnis kommt das Dresdner Landgericht. Ihrer Verteidigerin reicht das nicht.

Eine Mutter, die wegen versuchten Totschlags und schwerer gefährlicher Körperverletzung an ihren Zwillingen angeklagt war, ist am Dienstag vom Dresdner Landgericht freigesprochen worden. Die Schwurgerichtskammer erklärte die Angeklagte für schuldunfähig. Zuvor war ein Sachverständiger wegen des Drogenkonsums und den psychischen Erkrankungen der 37-Jährigen zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen.

Die Dresdnerin, die noch einen älteren Sohn hat, soll nun in einer Entzugseinrichtung untergebracht werden. Die Richter sind überzeugt, dass die Frau am 13. Juni 2022 ihre damals sechs Monate alten Zwillinge vom Balkon ihrer Wohnung im ersten Stock eines Dresdner Plattenbaus fallen gelassen hat.

Laut der "Sächsischen Zeitung" (SZ) war es der Drogenabhängigen gelungen, dem Jugendamt und Angehörigen glaubhaft zu versichern, dass sie clean sei. So durfte sie die Babys in ihrer Obhut behalten.

Verteidigerin will in Revision gehen

Obwohl die Kleinkinder den Sturz aus knapp fünf Metern Höhe mit schwersten Schädel-Hirn-Traumata und Wirbelverletzungen überlebten, mussten sie mehrfach operiert werden. Die Anklage geht davon aus, dass bei den Jungen dauerhafte körperliche und geistige Schäden zu befürchten sind. Derzeit werden sie von einer Schwester der Angeklagten betreut, die ihren Job für diese Aufgabe aufgegeben hat.

Die Richter folgten dem Antrag der Staatsanwaltschaft auf Freispruch. Die 37-Jährige sei eine Frau, die "schuldlos schuldig" sei, so das Gericht am Dienstag. Das Urteil ist nicht rechtskräftig: Die Verteidigerin der Frau kündigte an, in Revision zu gehen. Die "SZ" berichtet, dass die Verteidigerin einen Freispruch ohne Unterbringung in einer Entzugseinrichtung erreichen will.

Ihre Mandantin hatte sich vor Gericht darauf berufen, sich an nichts erinnern zu können außer der Bedrohung durch einen Dritten vor ihrer Wohnung und Brandgeruch. Beides hatte sie wohl nur fantasiert.