Nach Einsturz und Abriss Bauarbeiten für neue Carolabrücke: Dann soll es losgehen

Vor mehr als acht Monaten stürzt ein Teil der zentralen Dresdner Verkehrsader ein. Die Stadt will die eingestürzte Carolabrücke schnell ersetzen, wehrt sich aber gegen Vergleiche mit Genua.
Der Wiederaufbau der Dresdner Carolabrücke soll nach Plänen der Landeshauptstadt im Jahr 2027 beginnen. Die Bauarbeiten werden voraussichtlich etwa zweieinhalb Jahre dauern, wie Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) und die Leiterin des Straßen- und Tiefbauamts, Simone Prüfer, bei einer Bürgerinformationsveranstaltung im Dresdner Rathaus.
Einen Termin für die Fertigstellung nannten sie nicht - dieser hänge von verschiedenen Punkten ab. "Das große Problem ist der Weg bis zur Erteilung des Zuschlages", sagte Prüfer. Um diesen zu verkürzen, streben Kühn und Prüfer einen Ersatzneubau an.
Beschluss des Stadtrats steht aus
Anders als bei einer komplett neu geplanten Brücke wäre dafür kein zeitaufwendiges Planfeststellungsverfahren nötig. So könnte das Bauwerk drei bis sechs Jahre früher fertig werden. Anpassungen wie etwa breitere Radwege, die den aktuellen Gesetzesvorgaben entsprechen, eine Reduzierung der Fahrstreifen für den Autoverkehr oder eine Bauweise mit zwei statt drei Brückenzügen wären bei dieser Variante möglich.
Um mit der konkreten Planung - etwa der Vergabe des Projekts an ein Planungsbüro - zu beginnen, müsse zunächst der Stadtrat die Entscheidung für den Ersatzneubau ohne Planverfahren treffen, erklärte Prüfer. Die Abstimmung ist für die nächste Sitzung im Juni geplant.
Kühn wehrt sich gegen Genua-Vergleich
Vergleiche mit dem Ersatz der 2018 eingestürzten Brücke in Genau wies Kühn zurück. "Ich bitte um Verständnis, dass wir eben nicht in zwei Jahren den Ersatzneubau hinbekommen, weil die Rahmenbedingungen in Genua gänzlich andere waren", sagte Baubürgermeister Stephan Kühn bei dem Bürgerinformationstermin.
Der italienische Staatspräsident habe nach dem Brückeneinsturz den Notstand ausgerufen. Es habe weitreichende Möglichkeiten gegeben, Gesetze zu umgehen. Der Auftrag sei direkt an ein Konsortium von zwei Staatsbetrieben vergeben worden, die 24 Stunden an sieben Tagen pro Woche gearbeitet hätten. "Das haben wir in Dresden nicht", sagte Kühn. Man gehe aber den schnellstmöglichen Weg.
Der westliche Verkehrsstrang der Carolabrücke war in der Nacht zum 11. September 2024 überraschend auf etwa 100 Metern Länge eingebrochen. Seitdem ist sie gesperrt. Auch die noch stehenden Teile gelten als akut einsturzgefährdet. Der Abriss des eingestürzten Brückenzuges C ist nach jüngsten Angaben der Stadt fast abgeschlossen. Die Beseitigung der Brückenstränge A und B ist demnach "in Feinabstimmung".
- Nachrichtenagentur dpa