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Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Von Berlin nach Prag Kulinarische Zugreise: So schmeckt es im tschechischen Bordbistro

Das Bordbistro im tschechischen EC ist für viele Reisende ein Muss bei der Fahrt nach Prag. Doch nun hat es ein anderes Konzept. Kann das überzeugen?
Lange galt der Speisewagen im Zug von Berlin nach Prag als so etwas wie Kulturgut. Seit Beginn dieses Jahres sind neue Wagen mit neuer Inneneinrichtung unterwegs – modern statt urig, innovativ statt altbewährt. Doch was erwartet Reisende jetzt? t-online hat den Test gemacht.
Es ist Mittagszeit, der EC 175 startet um 13.16 Uhr von Berlin nach Prag über die sächsische Landeshauptstadt Dresden. Schulklassen, Geschäftsleute und Rucksacktouristen drängen sich in die Abteile.
Neues Konzept des Speisewagens: Gemütlich, aber steril
Es ist recht voll. Klar, Mittagszeit – doch zwei Sitze sind noch frei. Es ist gemütlich, aber leicht steril. Wer noch Bilder des alten Speisewagens vor Augen hat, fühlt sich hier eher wie in einem frisch gereinigten Imbiss. Dazu passt auch die Speisekarte, die in einem hellen, durchdachten Design entworfen wurde.
Doch viel wichtiger ist der Inhalt der Karte. Bodenständige, tschechische und deutsche Küche wird hier angeboten – auch vegetarische Speisen haben sie im Repertoire. Zu den Klassikern der Hauptspeisen gehören eine Tomaten-Cremesuppe (5,70 Euro), Hähnchenschnitzel (13 Euro) oder ein Lendenbraten mit Rahmsauce, böhmischen Knödeln und Preiselbeeren (13 Euro).
Pulled Pork, Lendenbraten oder Hähnchenschnitzel
Die Entscheidung fällt auf eines der neuen Gerichte: Pulled Pork mit Kartoffelgratin und Krautsalat. Nach einer kurzen Wartezeit steht der Teller auf dem Tisch. Sorgfältig aufbereitet und – das ist ganz wichtig und nicht selbstverständlich – alles gleichmäßig erhitzt. Das Fleisch ist zart und saftig, in der Soße dominiert jedoch der Geschmack von Ketchup. Die Kartoffeln sind gut gewürzt, aber nicht besonders knusprig. Das Beste allerdings ist der Krautsalat, der mit einem deutlichen Geschmack von Meerrettich eine frische Note in das Gericht bringt.
Für 19,90 Euro oder 458 tschechische Kronen ist das Gericht das teuerste auf der Karte – mit deutlichem Abstand zu den anderen Hauptgerichten, die maximal 13 Euro kosten. Was den deutlichen Preisabstand rechtfertigen soll, wird nicht klar.
Zum Abschluss wird noch in der Dessert-Karte gestöbert. Neben einem Schokoladenpalatschinken (dünner Pfannkuchen) mit Schlagsahne wird auch ein Stück Karamell-Honigtorte und ein Lemon-Cheesecake (Käsekuchen) für 7,40 Euro angeboten. Auf Letzteres fällt die Wahl.
Lemon-Cheesecake im Bordbistro: Ein Highlight der Reise
Ohne zu dick auftragen zu wollen: Der Käsekuchen ist ein wahrer Genuss. Serviert mit Honig und Mandeln schmeckte das süße Stück leicht und frisch. Der Boden ist aus festem Mürbeteig, der zusammen mit dem luftig-weißen Quarkgemisch ein optimales Duo bildet.
Obwohl einige Menschen den alten Speisewagen, auch "Knödelexpress" genannt, wohl schmerzlich vermissen werden, das neue Angebot überzeugt geschmacklich. Ob das den Herzschmerz vieler Reisender lindern kann? Wahrscheinlich nicht.
- Reporter vor Ort
- idelnivozy.cz: Menü im Speisewagen