Abschlussgutachten zur Carolabrücke So lassen sich weitere Einstürze verhindern

Die Einsturzursache war speziell: Die gut gepflegte Brücke hatte Risse, die als ungefährlich galten. Experten warnen jetzt vor voreiligen Abrissen und empfehlen gezielte Messungen.
Das Abschlussgutachten zur Einsturzursache an der Dresdner Carolabrücke bestätigt die bisherigen Annahmen der Experten. Risse in den Spannstählen führten zum Unglück. Schwefelige Säure hatte die Stahlseile angegriffen. Die Schäden wuchsen über Jahre durch die tägliche Belastung.
Das Besondere: Die Brücke war gut gepflegt. Prüfer entdeckten die Risse sogar. Sie schätzten sie aber als ungefährlich ein, weil sie im Normbereich lagen.
Neue Technik spürt Schäden auf
Marx sieht darin eine wichtige Erkenntnis: "Die Carolabrücke ist nicht typisch für Deutschlands marode Brücken. Hier gab es keine Instandhaltungsmängel." Das Problem lag in der Bewertung der Schäden.
Die Lösung heißt Schallemissionsmessung. Diese Technik hört, ob Risse im Inneren wachsen. "Das ist eine sehr gute Nachricht auch für die vielen anderen Brücken mit diesem Risiko in Deutschland", sagt Marx. Allein an der Carolabrücke registrierten die Sensoren seit Jahresbeginn über 20 Brüche in den noch stehenden Teilen.
Erst prüfen, dann handeln
Die Gutachter raten: Keine überstürzten Abrisse. Stattdessen sollten Ingenieure zunächst das Risiko bewerten. Mehr als 1.000 Brücken in Deutschland kommen dafür infrage.
Die Überwachung kostet nur einen Bruchteil eines Neubaus – etwa 0,5 bis 1 Prozent. "Wenn es gelingt, damit die kritischen Fälle herauszufischen und erst dann abzureißen, wäre das ein sinnvolles wirtschaftliches und sicherheitsorientiertes Vorgehen", betont Marx.
Seine Schätzung: Etwa 20 Prozent der Brücken sind Hochrisikofälle. Marx: "Am Ende bleiben dann also ein Prozent übrig, wo es wirklich kritisch ist."
- Nachrichtenagentur dpa
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