Die Folgen des Krieges in Israel "Jüdische Einrichtungen müssen nun besonders beschützt werden"
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Der Leiter der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf, Bastian Fleermann, befürchtet nach den Angriffen in Israel nun eine Zunahme antisemitischer Übergriffe in Deutschland.
Seit dem Wochenende befindet sich Israel im Krieg, nachdem die islamistische Palästinenserorganisation Hamas überraschend begonnen hatte, Ziele in Israel zu beschießen. Bastian Fleermann, Leiter der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf, schätzt den Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel bei t-online im Kurzinterview ein.
t-online: Herr Fleermann, wie haben Sie von den Angriffen erfahren und was waren Ihre ersten Gedanken?
Bastian Fleermann: Ich habe im Urlaub über das Internet von den schrecklichen Angriffen gehört. Zu Israel haben wir als Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus verständlicherweise ein besonderes Verhältnis. Viele Angehörige oder Nachkommen von Düsseldorfer Holocaust-Überlebenden oder Emigranten leben dort. Dementsprechend besorgt waren wir. Das grausame Ausmaß wurde ja dann erst im Laufe des Samstags und Sonntags vollumfänglich sichtbar. Ich mache mir große Sorgen.
Was macht es mit Ihnen, wenn Sie die Bilder etwa aus Berlin sehen, wo Menschen die Angriffe gefeiert haben? Auch bei der Kundgebung am Sonntag am Landtag in Düsseldorf musste die Polizei wegen des Zeigens einer Flagge Palästinas einen Platzverweis aussprechen.
Ich finde das völlig inakzeptabel und verstörend. Morde, Vergewaltigungen, brutale Gewalt und Verschleppungen – wer so etwas feiert oder gut findet, handelt vollkommen verwerflich.
Wie sollte man mit denjenigen umgehen, die die Angriffe befürworten? Offensichtlich vertreten sie ja andere Werte als wir.
Das hat mit Werten nichts zu tun, sondern mit einer völligen Empathielosigkeit und blankem Antisemitismus. Justiz und Polizei sollten das scharf überwachen und entsprechend sanktionieren.
Was glauben Sie, welche Auswirkungen die Angriffe in Israel für uns in Deutschland haben können? Befürchten Sie zum Beispiel eine Zunahme antisemitischer Übergriffe?
Das steht zu befürchten. Ich erinnere hier an die Attacken aus dem Sommer 2014. Jüdische Einrichtungen müssen nun besonders beschützt werden. Auch die NS-Gedenkstätten und Holocaust-Erinnerungsorte könnten Schaden nehmen durch Attacken oder Vandalismus.
Wie wird sich wohl das Leben in Israel jetzt verändern?
Ich denke, dass das mit 9/11 durchaus vergleichbar ist: Die Israelis werden sich auch in ihrem eigenen Land zutiefst unsicher fühlen, Angst vor terroristischen und kriegerischen Angriffen haben. Aber das, was am Wochenende passiert ist, ist in seinen Folgen und Nachwirkungen jetzt noch gar nicht richtig abschätzbar. Der kriegerische Überfall gleicht auch nicht den Erfahrungen, die die Israelis über Jahrzehnte hinweg mit Anschlägen oder Attacken machen mussten. Das ist eine neue Dimension mit völlig unabsehbaren Folgen. Ich bin in Gedanken bei den Bekannten in Israel, die um ihre Angehörigen und Freunde bangen müssen.
- Anfrage bei Bastian Fleermann
