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Raplegende aus Frankfurt: Moses Pelham im Interview über "Letzte Worte"


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30 Jahre nach Rödelheim Hartreim Projekt
Moses Pelham: "Ich möchte mein Werk vollenden"


11.12.2023Lesedauer: 5 Min.
Moses Pelham arbeitet aktuell an seiner letzten Platte "Letzte Worte", die im Herbst 2024 erscheinen soll.Vergrößern des Bildes
Moses Pelham arbeitet aktuell an seiner letzten Platte "Letzte Worte", die im Herbst 2024 erscheinen soll. (Quelle: Max Berchtold)

Moses Pelham hat das Ende seiner Musikkarriere angekündigt. Im Interview mit t-online spricht er über seine Entscheidung, sein letztes Album "Letzte Worte" und darüber, was er in Zukunft machen wird.

Der 52-jährige Moses Pelham gilt als Pionier des Deutschrap. Mit seiner Solo-Single "Twilight Zone" landet er bereits als Jugendlicher in den deutschen Charts. Später gründet er "Pelham Power Productions", kurz "3p", die beispielsweise Stars wie Sabrina Setlur, Xavier Naidoo oder auch Pelhams Band Glashaus produzierten. Als Teil des 1993 gegründeten Rödelheim Hartreim Projekts gilt er als einer der Mitbegründer des deutschsprachigen Hip-Hop. Der Frankfurter Stadtteil Rödelheim wurde durch Hits wie "Höha, Schnella, Weita" bundesweit bekannt. 1998 wird er mit dem Echo zum "Produzent des Jahres" gekürt.

t-online: Vor 30 Jahren wurden Sie so richtig bekannt mit Rödelheim Hartreim Projekt – seitdem sind Sie nicht mehr wegzudenken aus dem deutschen Hip-Hop. Jetzt haben Sie das Ende Ihrer Musikkarriere bekannt gegeben. Wie kam es zu dieser Entscheidung?

Moses Pelham: "Direkt aus Rödelheim" wurde 1994 veröffentlicht. Das heißt, ich werde bei Veröffentlichung meines letzten Albums "Letzte Worte", das im Herbst 2024 erscheinen soll, 30 Jahre lang das Ding gemacht haben. Das scheint mir eine schöne runde Zahl zu sein. Die Entscheidung kam um des Werkes willen – diese Kunst ist immer auch Abbild des Lebens und alles in diesem Leben ist endlich. Auch diesen Aspekt des Lebens will ich in meiner Kunst abbilden. Normalerweise ist es so, dass du deine letzte Platte machst, aber gar nicht weißt, dass es deine letzte Platte ist. Das stellt sich erst im Nachhinein raus, weil danach keine mehr kommt. Ich möchte das anders handhaben, möchte das, was wir hatten und haben, zelebrieren, mein Werk vollenden.

"Ich entscheide, wann es zu Ende ist und auch wie es zu Ende geht"

Sie wollen also selbst über Ihr Ende entscheiden?

So sieht's aus. Ich habe so viel gekämpft dafür, diese Kunst so zu machen, wie ich sie mache. Ich entscheide, wann es zu Ende ist und auch wie es zu Ende geht. Und gleichzeitig will ich das alles noch mal zelebrieren und vernünftig feiern – gemeinsam mit den Menschen, die diese Kunst in ihren Leben hatten und haben. Das ist mir sehr wichtig.

Viele Fans und Kollegen aus der Musikbranche haben ihre Trauer über Ihren Rückzug aus der Musik kundgetan, etwa über Social Media. Einige fragen sich zudem, wie deutscher Hip-Hop ohne Sie noch existieren kann. Wie fühlt sich diese Wertschätzung für Sie an?

Es ist Balsam für die Seele. Ich weiß das sehr zu schätzen – vor allem, wenn man die Künstler, die sich zu meinem Abschied äußern, selbst großartig findet. Aktuell herrscht eine unheimliche Dankbarkeit bei mir vor. Ich bin froh, dass es auf diese Art und Weise endet. Mit einem guten Gefühl.

"Ich denke bestimmt schon seit fünf Jahren über diese Platte nach"

Sie kommen aus dem Frankfurter Stadtteil Rödelheim. In Ihrem Song "You Remember" besingen Sie Rödelheim. Viele Menschen denken an Sie, wenn sie den Namen des Stadtteils hören. Haben Sie das Gefühl, Sie haben mit Ihrem Werk was für Rödelheim getan?

Das weiß ich nicht. Oft schicken mir Leute Fotos, wenn sie Rödelheim auf dem Autobahnschild lesen im Vorbeifahren. Das ist schon ein schönes Gefühl. Wir kommen aus Rödelheim und wir haben damals ein Bild von Rödelheim gezeichnet, mit dem sich jedoch nicht alle Menschen in dem Stadtteil identifizieren können. Mittlerweile sehe ich das auch kritisch. Da kann man auch finden, dass man Rödelheim einen Bärendienst erwiesen hat. Wir hatten jedenfalls nur gute Absichten.

Sprechen wir ein wenig über Ihre letzte Platte, die im Herbst 2024 erscheinen soll und den Titel "Letzte Worte" trägt. Seit wann arbeiten Sie daran?

Ich denke bestimmt schon seit fünf Jahren über diese Platte nach. Ich habe unterwegs immer mal wieder Sachen gefunden, die ich mir für diese allerletzte Platte aufheben wollte. Es gibt nur einen Song, bei dem ich mir zu tausend Prozent sicher bin, dass er auf der Platte landet. Es ist ein Feature (Anm. d. Red.: ein Gastmusiker) mit drauf. Wer es ist, werde ich jedoch nicht verraten.

"Jetzt ist nicht die Zeit, noch mal neues Öl ins Feuer zu gießen"

Gibt es denn irgendwas, das Sie für Ihr letztes Album ausschließen?

Also ein Disstrack beispielsweise oder so was wird es nicht auf "Letzte Worte" schaffen. Jetzt ist nicht die Zeit, noch mal neues Öl ins Feuer zu gießen – das will ich nicht. Ich will meine letzten Worte mit Bedacht wählen. Dieses letzte Album gibt mir die Gelegenheit, auch mal zurückzublicken und festzustellen, da gab es auch Sachen, die nicht so geil waren. Aber selbst die Sachen will ich auf eine konstruktive Art behandeln und zeigen, dass man daraus gelernt hat. Hier herrscht wirklich die Dankbarkeit vor und ich möchte das Ganze würdevoll zu Ende bringen.

Anlässlich Ihrer letzten Platte und der Beendigung Ihrer Musikkarriere gehen Sie Ende 2024 auf Deutschlandtour. Die letzten sieben Konzerte finden alle in der Frankfurter Batschkapp statt, sechs davon sind bereits ausverkauft – unter anderem das letzte Konzert Ihrer Musiklaufbahn am 21. Dezember 2024. Wie fühlt sich das für Sie an?

Man sagt mir, das sei ein Rekord für die Batschkapp. Das freut mich auch unfassbar. Das hat sich so entwickelt. Alles, was ich wusste, ist, dass am 21. Dezember 2024 die letzte Show ist. Zunächst wollten wir nur zwei Shows hintereinander spielen, aber die waren innerhalb von zehn Minuten ausverkauft. Dann haben wir zwei weitere aufgemacht im Ticketverkauf und die waren auch am selben Tag ausverkauft. Und so arbeiten wir uns da jetzt zurück. Ich bin einfach dankbar.

"Meine letzten Worte will ich so wählen, dass sie helfen"

Wie geht es nach der Musikkarriere weiter? Gibt es schon Pläne?

Ich kann es nicht sagen. Im Moment bin ich voll damit ausgelastet, das ordentlich zu Ende zu bringen. Jetzt oder nie. Das lastet mich voll und ganz aus, und ich nehme das auch wirklich sehr ernst. Ein paar Optionen für die Zukunft sind ja offensichtlich. Sachen, um die wir uns im Zusammenhang mit meiner Kunst kümmern, kann man natürlich auch für andere Künstler tun. Wir haben uns in den vergangenen Jahren viele Fähigkeiten in Sachen Marketing angeeignet, die man natürlich auch in anderen Bereichen einsetzen kann. Es muss nicht zwangsläufig das Musikgeschäft sein. Aber hier und jetzt konzentriere ich mich ganz und gar auf diese Platte.

Wie sieht es mit Hobbys aus, die Sie jetzt etwas zeitintensiver ausüben können?

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Was mich sehr interessiert, ist die Bildende Kunst. Das kommt ein wenig zu kurz, aber mir macht das sehr große Freude. Wenn man viel digital arbeitet, vergisst man das ein bisschen. Egal, welchen Strich du in der Bildenden Kunst ziehst, er wird Konsequenzen haben. Das gefällt mir, als Abbild des Lebens. Klar kann man drübermalen, aber weg bekommst du ihn nicht. Das ist schon eine schöne Sache. Ich mache das insgesamt sehr gerne und genieße auch die Rückschlüsse, die ich dabei in Bezug auf meine Musik ziehe.

Ein paar abschließende Worte an dieser Stelle?

Es gibt dieses Zitat von Hermann Hesse: "Letzten Endes muss alle Kunst, und namentlich die Dichtung, ihre Daseinsberechtigung daran erweisen, dass sie nicht nur Vergnügen macht, sondern auch direkt ins Leben wirkt." Und an diesem Anspruch will ich die Dinge messen. Meine letzten Worte will ich so wählen, dass sie helfen – "beim Überwinden des Schweren".

Verwendete Quellen
  • Interview mit Moses Pelham
  • Mit Informationen der Deutschen Presse-Agentur
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