Punks hinterlassen Sylter Gastronomen teure Quittung
Vor ihrem Lokal wurde getrunken, randaliert und gepöbelt – trotzdem sollen Sylter Gastronomen für ihren von Punks belagerten Außenbereich zahlen.
Mickey Schreiber kann es nicht fassen: Der Gastronom aus Westerland soll für die "Sondernutzung an öffentlichen Straßen" exakt 2.999 Euro an die Gemeinde Sylt bezahlen. Aber dort, wo eigentlich Schreibers Gäste direkt an der Flaniermeile verweilen sollten, gab es Stress und manchmal auch Randale. Der Bereich rund um den Brunnen "Dicke Wilhelmine" war zu Beginn des 9-Euro-Tourismus das Epizentrum der Punk-Belagerung. Vor dem "Cropino" spielten sich wilde Szenen ab, es kam sogar zu Prügeleien unter den Punks. Die Szenen können Sie hier im Video anschauen.
"Das ist natürlich der Hammer, dass wir wirklich den vollen Betrag bezahlen müssen, obwohl die Nutzung teilweise gar nicht möglich war", sagt Schreiber t-online. Er wird noch drastischer: "Im Juni und Juli waren hier ja fast kriegsartige Zustände." Später zogen die Punks in den Rathauspark um, wo sie bis Anfang September campierten. Auch dort kam es immer wieder zu Beschwerden wegen Lautstärke und Müll. "Von der Gemeinde haben wir in der Zeit sowieso schon keine Unterstützung bekommen", ächzt Schreiber. "Das ist absolut wahnsinnig."
Sylt: Gastronom soll für von Punks belagerten Außenbereich zahlen
Der Gebührenbescheid der Gemeinde bezieht sich die Bewirtschaftung der 28 Quadratmeter und das Aufstellen von zwei Hinweisschildern. Er liegt t-online vor. Für die Werbeschilder werden 240 Euro fällig, für die Tische und Stühle auf der kleinen Fläche 2.744 Euro – und das nur im Zeitraum von April bis einschließlich Oktober. Hinzu kommen Bearbeitungsgebühren in Höhe von 15 Euro, was eine Gesamtsumme von 2.999 Euro ergibt.
Ein gebrauchtes Jahr für Mickey Schreiber: Erst Anfang Dezember war bekannt geworden, dass das "Cropino" zum Jahresende schließen wird. Die Brüder Mickey und Robin Schreiber hatten das Restaurant vor drei Jahren eröffnet. "Das war von Anfang an nur eine Katastrophe: Corona, Baustellen vor der Tür – die Straße wurde über Wochen aufgerissen – und dann noch die Punks", hatte Mickey Schreiber "shz.de" gesagt.
Ist die Rechnung erst einmal verschickt, wird es kompliziert
Zur Rechnung an Schreiber befragt erklärte eine Vertreterin der Gemeinde auf Anfrage von "shz.de", "dass die hier zugrunde liegenden Regelungen der Sondernutzungsgebührensatzung zunächst einmal uneingeschränkt gelten". Es gebe jederzeit die Möglichkeit, eine Beendigung der Sondernutzung zu beantragen – solange die Gebühren nicht "festgesetzt" seien, wie das im Beamtendeutsch heißt. Ist die Rechnung erst einmal verschickt, werde es aufgrund der "sehr engen Grenzen des Abgabenrechts" kompliziert.
Eine Hintertür könnte es jedoch geben: Die Beamtin sagte "shz.de", dass es eine zu prüfende Einzelfallentscheidung sei, ob die Punks als Störfaktor einen Erlass der Gebühren rechtfertigen. Zu t-online sagt Mickey Schreiber, er wolle sich im neuen Jahr Gedanken machen, ob und wie er gegen diese "Frechheit" vorgehe. Wie die beiden Brüder gastronomisch weiter machen wollen, steht auch noch nicht fest.
- Anfrage bei Mickey Schreiber
- Bescheid der Gemeinde Sylt an Mickey Schreiber