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Hamburg: Sprache im Alltag lernen, statt sich zu blamieren


Initiative zur Sprachförderung
Einfach sprechen, ohne sich zu blamieren

Von t-online, gda

04.02.2023Lesedauer: 3 Min.
Sie gründete den Verein Sprachbrücke-Hamburg: Annja Haehling von Lanzenauer ist seit 25 Jahren in der Ehrenamtsförderung aktiv.Vergrößern des BildesSie gründete den Verein Sprachbrücke-Hamburg: Annja Haehling von Lanzenauer ist seit 25 Jahren in der Ehrenamtsförderung aktiv. (Quelle: Milad Panah)
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Im Alltag eine Fremdsprache zu beherrschen, ist etwas völlig anderes, als ein Grammatik-Experte zu sein. Eine Initiative aus Hamburg setzt auf offene Gesprächsrunden.

Durch eine gemeinsame Sprache können sich Menschen näher kommen. Doch was ist, wenn die Hürde, eine fremde Person anzusprechen, zu hoch ist? "Im Alltag eine Sprache zu anzuwenden, ist etwas völlig anderes als in Kursen die Grammatik zu verstehen", sagt Annja Haehling von Lanzenauer, die den Verein Sprachbrücke-Hamburg 2013 mit anderen zusammen gegründet hat. Das zentrale Projekt "Sprache im Alltag" bietet in ganz Hamburg und online offene Gesprächsrunden an, die deutsch lernende Zugewanderte und Geflüchtete zusammenführen.

"Auf der Straße spricht man sich im Alltag nicht an", sagt Haehling von Lanzenauer, "dabei ist genau dieser Kontakt so wichtig." Die Sprachbarriere und kulturelle Unterschiede machten es schwer, Fremde anzusprechen. "Unsere Gesprächsrunden finden dort statt, wo der Bedarf ist, wo die Teilnehmenden leben, wohnen und arbeiten." An der Supermarktkasse, bei der Wohnungssuche oder am Ticketschalter komme es schnell zu Missverständnissen. "Unser Angebot ist ein geschützter Raum zur Sprachförderung, in dem niemand Sorge haben muss, sich zu blamieren", erklärt Haehling von Lanzenauer das Projekt.

170 Ehrenamtliche begleiten Gesprächsrunden zur Sprachförderung

Sprache habe ein enormes Potenzial, Menschen zu verbinden – ein Selbstläufer sei das aber nicht. "Die 170 Sprachbrücken-Ehrenamtlichen sind keine Lehrer, sondern Moderatoren", erzählt Haehling von Lanzenauer. Das Wichtigste sei, dass das Angebot niedrigschwellig sei: vor Ort, ohne Anmeldung, ohne Mindestkenntnisse. "Wir wollen, dass diese Leute selbständiger Teil der Gesellschaft werden können."

Der Bedarf an Sprachförderung sei enorm, noch immer gebe es zu wenig Angebote. "Den Leuten fehlen auch die Möglichkeiten, Fragen zu stellen. So entstehen Missverständnisse, die bestehen bleiben und irgendwann zu unüberbrückbaren Hürden werden." Ohne Leistungsdruck seien viele Menschen viel entspannter. Weil sich niemand vorab anmelden muss, gebe es zudem eine komplette Durchmischung der Niveaus. "Wir teilen nicht ein, wie in der Schule. Oft können sich die Teilnehmer auch untereinander helfen", berichtet Haehling von Lanzenauer, die den Verein seit seiner Gründung leitet.

Online nehmen Menschen von der ganzen Welt teil

Die Moderatoren der Gesprächsrunden müssen keine Deutschprofis sein, fundierte Sprachkenntnisse sollten es zum Beantworten der Fragen aber schon sein. Für alle gebe es aber umfangreiche Fortbildungen. "Unabdingbar ist die Freude am Austausch und dem Miteinander, das können wir nicht beibringen", sagt die Vorsitzende. Ermöglicht wird die Vereinsarbeit vor allem durch Fördermittel der Stadt Hamburg, der Rest komme von Spendern.

Weil die Präsenz-Gesprächsrunden während der Corona-Pandemie nicht möglich waren, gibt es das Format auch virtuell. Die Online-Gespräche seien eine Alternative für alle Hamburger, die nicht so flexibel seien. Es gebe aber auch Teilnehmer aus China, Brasilien und Süddeutschland, die den lockeren Austausch zur Verbesserung der Sprachkenntnisse schätzten. Jeden Tag außer Samstags fänden im Schnitt acht analoge und digitale Runden statt.

"Wir richten uns nicht an spezielle Milieus"

"Wir richten uns nicht an spezielle Milieus, alle sind willkommen", sagt Haehling von Lanzenauer. Natürlich nähmen auch viele Geflüchtete teil, was sich auch in manchen Gesprächsrunden widerspiegele. "Es gibt aber auch Gruppen, da spielt Flucht überhaupt keine Rolle." In Deutschland gebe es immer noch Menschen, die seit Jahrzehnten im Land seien, aber sich nicht trauen, die Sprache nicht sprechen. "So etwas schafft Einsamkeit. Persönliche Begegnungen fördern die Empathie und bauen Vorurteile ab."

Es hätten sich schon Freundschaften und Netzwerke weit über die Gesprächsrunden hinaus gebildet. "Manche Runden bleiben lange zusammen, in anderen kommen immer neue hinzu", sagt Haehling von Lanzenauer. "Die Runden leben von Spontanität." Starre Verabredungen zu bestimmten Zeiten passen da nicht dazu – diese Art der Planung sei eben auch eine ziemlich deutsche Sache.

Hintergrund zum Beitrag

Die Ehrenamtskampagne "Helping Hands" zeichnet soziale Projekte in Hamburg aus. Sie wird von der Ströer-Gruppe initiiert, zu der auch das Nachrichtenportal t-online gehört. Schirmherrin ist die Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft, Carola Veit.

Verwendete Quellen
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