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Hamburg Damensauna: Warum wir Liegen mit dem Handtuch blockieren


Hamburg-Kolumne
Ob Holthusenbad oder Hurghada: Hauptsache Handtuch drauf!

  • Katharina Grimm
MeinungVon Katharina Grimm

Aktualisiert am 23.01.2024Lesedauer: 2 Min.
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Schwimmbad Holthusen in Hamburg: Im oberen Bereich des historischen Bades befindet sich die Saunalandschaft.Vergrößern des Bildes
Schwimmbad Holthusen in Hamburg: Im oberen Bereich des historischen Bades befindet sich die Saunalandschaft. (Quelle: imago stock&people/imago)

An Damensauna-Tagen offenbaren sich niedere Instinkte und schlechte Charaktereigenschaften. Ein Plädoyer für die gemischte Sauna.

Die Sauna gilt als gesunder Ort, an dem sich "kleine Alltagssorgen schon ab 40 °C in Dampf auflösen", wie der Schwimmbadbetreiber Bäderland schreibt. Doch ausgerechnet an den Damensauna-Tagen, wenn die Frauen unter sich sind, keimen ganz schlimme Verhaltensweisen bei den Besucherinnen auf. Ein bisschen Spießbürgerin, ein bisschen Tierreich – all das kennt man nur aus den Niederungen der Pauschalreise-Hotels. Die Damen reservieren sich Liegen mit ihren Handtüchern. Und Büchern, Thermoskannen und dem Plunder in ihren Reisetaschen, die sie mitschleppen. Was in Hurghada richtig ist, kann doch hier nicht falsch sein.

Und das Reservierhandtuch kann noch mehr. Pünktlich zur vollen Stunde gibt es in der Eppendorfer Holthusensauna einen Aufguss, der immer sehr beliebt ist. Nicht selten müssen Zu-spät-Kommerinnen wieder abziehen – alle Plätze sind belegt. Wie praktisch, wenn man einfach 15 Minuten früher in die Sauna geht und sich per Handtuch einen Platz sichert.

Egoismus und Angst als Antrieb

Warum geschieht das? Es eine Mischung aus Egoismus und Gier, dem Bedürfnis nach Sicherheit, Routine und Komfort und der Angst vor dem Scheitern, die uns Liegen am Pool oder eben in der Sauna reservieren lässt, erklären die Forscher Stephanie Boecker und Alexis Papathanassis. "Man glaubt, alle machen es so. Deshalb imitieren andere Urlauber dieses Verhalten", zitiert die "Süddeutsche" aus einer ihrer Forschungsarbeiten. Wer bei dem Spiel nicht mitmache, finde am nächsten Morgen nur noch reservierte Liegen vor. Mit der Konsequenz, dass noch mehr Leute um die Liegen konkurrieren. Ein Teufelskreis aus Frottee.

Revier mit Urin markieren? Dann lieber ein Handtuch!

Die Sozialpsychologin Andrea Abele-Brehm kennt das Verhalten. "Das finden wir schon im Tierreich, wenn die Tiere ihr Gebiet mit Urin markieren", sagte sie der "Welt". Gut, Handtücher sind schon zivilisierter. Aber es gibt ein weiteres Phänomen, von dem die Expertin berichtet: In den Hotelanlagen werden die Liegen häufig einfach mit Hotelhandtüchern belegt. Und obwohl alle gleich aussehen, allein das Stück Frottee-Stoff auf der Liege reiche aus, damit wir registrieren: Besetzt. "Es ist eine kulturelle Gepflogenheit", sagte Abele-Brehm weiter.

Und diese Angewohnheit ist besonders deutsch, erklärt der Diplom-Psychologe Michael Thiel: "Schon Sigmund Freud kam zu dem Schluss, dass wir Deutschen immer das Schlechteste erwarten. In unserem Liegenfall bedeutet das: Wenn wir nicht fix genug sind, um uns den Platz in der Sonne oder wahlweise im Schatten zu reservieren, bekommen wir bestimmt nur den Platz in der dritten Reihe oder auch gar keinen mehr. Das wäre furchtbar."

Die Mischung macht's

Wir können also gar nicht anders? Getrieben von Angst und Ego besetzen wir alles, was nicht bei Drei vor dem Reservierungshandtuch fliehen konnte?

Nein, in der Sauna gehts auch anders. Stichproben und eine schnelle Umfrage unter eifrigen Saunagängern zeigt: Wenn auch Männer dabei sind, dann benehmen sich alle zivilisierter und das Handtuch landet am Haken und nicht auf Liegen. Offenbar regulieren sich die Geschlechter gegenseitig. Auf diese bewährte Art lassen sich die Alltagsproblemchen bei 40 Grad und mehr auch restlos wegdampfen.

Verwendete Quellen
  • sz.de: Mein Handtuch, meine Liege
  • bild.de: Sind die Deutschen wirklich so schlimm?
  • welt.de: Warum Deutsche das Handtuch auf die Liege legen
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