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Allianz gegen Drogen: So ist der Kampf im Hamburger Hafen aussichtslos


Drogenschmuggel
So ist dieser Kampf aussichtslos

  • Gregory Dauber
MeinungVon Gregory Dauber

24.01.2024Lesedauer: 3 Min.
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Ein Polizist und ein Drogenspürhund proben den Einsatz im Hafen von Rotterdam: Hier werden europaweit am meisten Container umgeschlagen.Vergrößern des Bildes
Ein Polizist und ein Drogenspürhund proben den Einsatz im Hafen von Rotterdam: Hier werden europaweit am meisten Container umgeschlagen. (Quelle: Robin Utrecht/imago-images-bilder)

Ein internationaler Gipfel soll heute dem Drogenhandel den Kampf ansagen. Ein Kampf, der verloren ist, wenn nicht das ganz große Besteck ausgepackt wird.

Ein Gipfel folgt auf den nächsten, alle haben das gleiche Ziel: Europas Seehäfen sollen nicht mehr als Umschlagplätze für den internationalen Drogenhandel dienen. Politisch sind die Spitzenrunden wie heute in Antwerpen opportun: Der Import von Kokain floriert, es werden Rekordmengen sichergestellt. Ein Bruchteil, sagen die Fahnder. Die Drogenmafia ist immer einen Schritt voraus. Und daran wird sich so schnell nichts ändern, weil Politik, Wirtschaft und Gesellschaft nur halbherzig vorgehen.

Die Situation sieht so aus: Auf der einen Seite stehen die südamerikanischen Anbauländer der Kokapflanze. Die geschätzte Produktionsmenge an Kokain hat seit einem Tiefpunkt im Jahr 2014 rasant zugenommen – um 265 Prozent, heißt es in jüngsten Statistiken der UN. Mehr als 2.300 Tonnen pro Jahr. Auf der anderen Seite nimmt auch die Zahl der Konsumenten zu, rund sechs Millionen Menschen in Europa sollen es sein. Das ist wohl vorsichtig geschätzt.

Hamburg meldet Rekordmenge

Dieses Wachstum schlägt sich natürlich auch in Kriminalstatistiken nieder: Vor zehn Jahren wurden noch keine 70 Tonnen pro Jahr in Europa beschlagnahmt. Im Jahr 2021 waren es schon 303 Tonnen. In Hamburg waren es 2021 noch 19 Tonnen, zwei Jahre später schon doppelt so viel.

Diese unfassbaren Zahlen sind wichtig, um das Geschäft mit dem weißen Pulver zu verstehen. Die organisierte Kriminalität kann auf schier unbegrenzte Mengen zurückgreifen, die Konsumenten reißen es ihnen trotz durchschnittlichen Straßenpreisen von mehr als 70 Euro pro Gramm aus den Händen. Die Margen sind riesig. Was jucken die Pablo Escobars dieser Zeit schon ein paar Tonnen, für die sich der Hamburger Zoll feiert?

Was können Sicherheitsbehörden in Europa, die sich stets an geltende Gesetze halten müssen, also tun?

Natürlich ist die Vernetzung von Behörden und Hafenwirtschaft ein guter Ansatz. In Hamburg soll ein Hafensicherheitszentrum entstehen, im Mai wird zum nächsten internationalen Gipfel in der Hansestadt geladen. Die zu bewältigenden Aufgaben sind allerdings so groß und tiefgreifend, dass zu befürchten ist: Außer Symbolpolitik und der Verurteilung kleiner Lichter ist nicht viel zu erwarten.

Die organisierte Kriminalität zu bekämpfen, bedeutet nicht, Dealer am Hauptbahnhof hochzunehmen, ein Drogentaxi zu stoppen oder korrumpierten Hafenarbeitern das Handwerk zu legen. Zum einen bräuchte es massive Aufstockung bei den Kriminalermittlern, die jetzt schon kaum das Tagesgeschäft bewältigen können. Zum anderen bräuchte es mehr Befugnisse in Sachen Geldwäsche und Datenschutz sowie starke Anti-Mafia-Gesetze wie in Italien.

An den Tatorten selbst gibt es auch massiven Nachholbedarf. Sowohl bei den Zollbehörden als auch bei der Hafenwirtschaft. Kampagnen, die dafür sorgen sollen, dass Hafenarbeiter nicht zu Mafia-Komplizen werden, sind nett, aber zahnlos. Die organisierte Kriminalität bietet mehr Geld und stellt letztlich die größere Gefahr dar. Wer nicht mitmacht, muss um sein Leben fürchten.

Zäune, Sicherheitsdienste und Kameras erschweren Schmugglern den Zugang zu den Containern. Hamburg hat da großen Nachholbedarf gegenüber den Häfen in Rotterdam und Antwerpen. Aber diese Sicherheit kostet auch extrem viel Geld, das dann den Aktionären fehlt. Auch umfassende Hintergrundchecks neuer Mitarbeiter sind aufwendig und schrecken womöglich rar gesäte Fachkräfte ab.

Ob die Reederei MSC, die bald fast die Hälfte des Hamburger Hafens besitzen will, diese Investitionen als notwendig und rentabel erachtet, darf bezweifelt werden. Der Gewinnkalkulation ist es egal, ob im Container Windeln, Bananen oder Kokain transportiert werden. Es braucht bessere Gesetze, mehr Geld für Drogenfahnder und ein gesellschaftliches Bewusstsein dafür, dass erst die Nachfrage das Angebot möglich macht.

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