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Hamburg: Haspa Marathon soll stattfinden – mit Überholverbot


Einkalkuliertes Risiko
Hamburg Marathon soll trotz Corona-Krise stattfinden – mit Überholverbot


Aktualisiert am 26.06.2020Lesedauer: 4 Min.
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Läufer beim Haspa Marathon Hamburg: Die traditionelle Strecke führt auf einem Rundkurs durch die Hansestadt.Vergrößern des Bildes
Läufer beim Haspa Marathon Hamburg: Die traditionelle Strecke führt auf einem Rundkurs durch die Hansestadt. (Quelle: Archivfoto/Hoch Zwei/imago-images-bilder)

Schafft Hamburg, was Berlin und New York nicht gelingt? Mit einem eigenen Hygieneplan wollen die Organisatoren des Hamburg Marathons das Großevent trotz Corona durchziehen – mit drastischen Abstrichen.

Berlin Marathon: abgesagt. New York Marathon: abgesagt. Beide Massenveranstaltungen hätten in diesem Herbst stattfinden sollen, wurden erst verschoben und zuletzt endgültig verworfen. Die Corona-Pandemie und aktuelle Unsicherheit mache eine Planung unmöglich, hieß es etwa von den Veranstaltern des Berlin Marathons.

Anders sieht man das in Hamburg. Diese Woche haben die Organisatoren des "Haspa Marathon Hamburg" ein Hygiene-Konzept vorgestellt, mit dem sie das Großevent am 13. September trotz Corona-Krise durchziehen wollen. Der Plan ist umfassend – und beinhaltet schmerzhafte Abstriche.

Der Start- und Zieleinlauf an den Messehallen bleibt. Der Massenstart entfällt jedoch. Stattdessen sollen die Teilnehmer aus sieben Messehallen heraus in Intervallen über knapp zwei Stunden hinweg auf die 42,195 Kilometer lange Strecke durch die Hansestadt gelotst werden. Die Intervalle dauern zwischen elf bis 17 Minuten, heißt es im Hygiene-Plan.

"Mit diesem Startsystem kann insbesondere die Einhaltung des gebotenen Mindestabstands von mindestens 1,5 Metern vor, während und nach dem Lauf durchgängig gewährleistet werden", so die Veranstalter. Beim Start muss ein spezieller Mundschutz getragen werden, der anschließend abgenommen werden darf. Beim Start gilt außerdem Abstands- und Überholverbot. Letzteres klingt für einen Laufwettbewerb kurios, soll aber nur bis zur Startlinie gelten.

Kalkuliertes Risiko?

Race-Direktor Frank Thaleiser gab sich Anfang der Woche optimistisch, dass die Stadt die Erlaubnis für die Veranstaltung gibt. "Es ist möglich, weil die Infrastruktur da ist", sagte der Marathon-Chef. Man habe bereits erste positive Signale aus dem Landessportamt erhalten, hieß es. "Wir mussten teilweise schmerzhafte Abstriche machen, das fiel uns entsprechend schwer."

Neben einem niedrigeren Teilnehmerlimit von 10.000 statt 16.000 Personen wollen die Organisatoren auf das Rahmenprogramm und Promotionstätigkeiten komplett verzichten. Auch die Pasta-Party, die Sportmesse und die traditionellen Staffel- und Kinderwettbewerbe im Rahmen des Marathons wurden gestrichen. Der Hygiene-Plan sieht außerdem vor, Teilnehmer aus Risikoländern auszuschließen.

Kommunikationsdirektor Reinald Achilles sprach gegenüber t-online.de von "sicher einschneidenden Maßnahmen". Man wolle und müsse den Teilnehmern aber in erster Linie eine Veranstaltung ermöglichen, bei der geltende Hygiene- und Abstandsregeln eingehalten werden können. Für Hamburg werde es "ein ganz anderer Marathon", so Achilles.

Ein Paradebeispiel mit Signalwirkung

Der Plan sorgt international für Aufsehen. Nach den jüngsten Absagen in New York und Berlin ist der Plan aus Hamburg in den Mittelpunkt gerückt. Es könnte eine Sensation werden, die erste große Breitensportveranstaltung in der Corona-Krise. Auf Twitter rätseln User aus der ganzen Welt, ob sie womöglich in Hamburg starten könnten. Der Wien-Marathon drückt in einem Tweet die Daumen. Der österreichische Frühjahrsmarathon fiel in diesem Jahr selbst der Corona-Pandemie zum Opfer.

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In Hamburg ist man sich der Vorreiterrolle offenbar bewusst. Man freue sich, wenn man mit dem Hygiene-Konzept, bei dem auch ein Experte für Massenbewegung der Manchester Metropolitan University herangezogen wurde, "international Schule macht", sagt Achilles.

Ist ein so beschnittenes Programm den Aufwand wert, auch finanziell? Auch da denkt man in Hamburg offenbar langfristig: "Wir denken, dass Corona uns länger begleiten wird und das Konzept so oder ähnlich als Vorlage für zukünftige Veranstaltungen genutzt werden kann", erklärt Achilles. Der nächste Marathon soll im Frühjahr 2021 stattfinden.

Genehmigung der Stadt steht noch aus

Ob aus dem Event ein Signal in Krisenzeiten oder aus dem Hamburger Plan eine "Schablone" für andere Großveranstaltungen werden kann, muss sich jedoch noch zeigen. Denn noch steht eine Genehmigung der Stadt Hamburg aus. Trotz des ersten positiven Feedbacks, dass der Marathon erhalten haben will, ist die Pandemie-Lage unberechenbar. Das haben die lokalen Ausbrüche in Deutschland wie in Berlin oder Gütersloh gezeigt.

Ein Sprecher des Landessportamtes Hamburg bestätigte t-online.de gegenüber den Austausch zwischen Stadt und Veranstaltern bezüglich des Events. Ob der Marathon stattfinden kann, sei jedoch noch offen – Stand heute könne man es nicht sagen. Man müsse sich das Konzept erst anschauen, hieß es.

Ein unkalkulierbares Risiko bleibt

Bis Ende Juli brauche man eine Ansage, so Achilles. "Wir gehen nun in die Abstimmung mit der Stadt Hamburg und hoffen darauf, dass sie ihrer Rolle als Partner weiterhin gerecht wird und uns aktiv unterstützt.", so der Kommunikationschef. Denn damit das Event gelingt, sei man auf Hilfe angewiesen – vor allem, was die Kommunikation und die Einhaltung der Abstandsregeln betrifft.

Denn ein unkalkulierbares Risiko bleibt laut Achilles: Das sind die Fans und Zuschauer des Marathons am Streckenrand, auch wenn hier sämtliches Rahmenprogramm von Veranstalterseite auf Null gefahren wird. Bleibt noch die Frage, wie reizvoll so ein Marathon überhaupt werden kann. Immerhin ist Hamburg gerade für die Party-Stimmung entlang der Strecke bekannt.

Die Autorin dieses Textes war früher Spitzensportlerin in der Leichtathletik und hat nebenberuflich eine Zeit lang den Social-Media-Auftritt des Haspa Marathons Hamburg betreut. Seit August 2019 ist Agata Strausa Redakteurin im Team Regional bei t-online.de.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Gespräch mit Reinald Achilles
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