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"Lanz": ZDF-Journalistin – Überfiel Putin auch deshalb die Ukraine?


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"Gewagte These"
ZDF-Journalistin: Überfiel Putin deshalb die Ukraine?


Aktualisiert am 23.10.2024Lesedauer: 4 Min.
Katrin Eigendorf bei der Verleihung des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises 2021.Vergrößern des Bildes
Katrin Eigendorf bei der Verleihung des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises 2021. (Quelle: Christoph Hardt via www.imago-images.de)

Drückt Wladimir Putin gar nicht Donald Trump die Daumen? Markus Lanz diskutiert die US-Wahl und liegt dabei bei Kamala Harris ziemlich daneben.

Die US-Präsidentschaftswahl am 5. November wirft auch bei "Markus Lanz" ihre Schatten voraus. Kamala Harris oder Donald Trump: Wie wird der Ausgang dieses Wahlkampfs die Welt verändern?

Lanz diskutierte das Thema am Dienstagabend in ungewöhnlicher Runde, er hatte acht ZDF-Auslandskorrespondenten eingeladen. Russland-Korrespondent Armin Coerper widersprach der naheliegenden Vermutung, dass sich der Kreml eine Rückkehr Trumps ins Weiße Haus wünscht: "Für Putin ist Trump unkalkulierbar."

Die Gäste

  • Katrin Eigendorf, internationale Sonderkorrespondentin des ZDF
  • Ulf Röller, ZDF-Studio Brüssel
  • Elmar Theveßen, ZDF-Studio Washington
  • Miriam Steimer, ZDF-Studio Peking
  • Armin Coerper, ZDF-Büro Moskau
  • Johannes Hano, ZDF-Studio Singapur
  • Susann von Lojewski, ZDF-Studio Nairobi
  • Christoph Röckerath, ZDF-Studio Rio de Janeiro

Denn laut dem Leiter des ZDF-Büros in Moskau setzt der russische Machthaber Wladimir Putin auch im Ukraine-Krieg auf die USA als Feind, der Russland in die Knie zwingen wolle. Mit Trump sei diese Botschaft an das russische Volk vielleicht schwerer zu verkaufen, mutmaßte Coerper, der wie die meisten Gesprächspartner an diesem Abend zugeschaltet war.

Theveßen: "Die amerikanische Demokratie ist unter Beschuss"

US-Auslandskorrespondent Elmar Theveßen betonte zu Beginn der Ausgabe von "Markus Lanz": Die USA stehen vor einer Schicksalswahl. "Die amerikanische Demokratie ist unter Beschuss", sagte er und meinte das wortwörtlich. Anhänger beider politischer Lager seien davon überzeugt, dass sich gerade die Zukunft ihres Landes entscheidet, und entsprechend bereit, den Ausgang mit Waffen zu beeinflussen.

"Es muss sogar Gewalt geben", habe ihm ein Mann gesagt, berichtete der aus Washington, D. C., zugeschaltete ZDF-Korrespondent. Die Folge: Wahlbüros, Auszählstationen und nicht zuletzt das Weiße Haus würden derzeit gesichert, um sich am Wahltag möglicher gewalttätiger Angriffe erwehren zu können.

"Das sind faschistische Tendenzen, die da im Gange sind", attestierte Theveßen dem früheren US-Präsidenten Trump. Ähnlich wie Adolf Hitler füttere der Republikaner seine Anhänger mit infamen Lügen, die gerade deshalb geglaubt würden. "Ich habe es doch gesehen auf YouTube", werde dann von Trump-Anhängern gesagt. Theveßen: "Da hat sich die große Lüge festgefräst und eine andere Art von Wirklichkeit erschaffen."

"Fake News", so Lanz, würden auch zunehmend über "die chinesische App" TikTok verbreitet. Aber TikTok sei in China verboten, stellte der Moderator fest. "Weil man offensichtlich sehr genau versteht, was das unter Umständen für Auswirkungen haben kann", schlussfolgerte der Moderator.

Lanz attestiert Kamala Harris "Phrasendrescherei"

Lanz ließ dabei die allmächtige chinesische Zensur unerwähnt. Auch Instagram, WhatsApp, YouTube und viele andere Plattformen sind in China gesperrt. Zuvor hatte Lanz der US-Vizepräsidentin attestiert, im Wahlkampf "Phrasen" zu dreschen.

Harris rede nicht über Inhalte und führe einen reinen Kulturwahlkampf, bestätigte Ulf Röller, Leiter des ZDF-Studios in Brüssel. Ganz sicher sei er sich zwar nicht, räumte Röller ein, urteilte jedoch dennoch über Harris' Wahlkampf: "Ich habe keine Ahnung, aber es hat mich enttäuscht. Es reiche nicht, nur "Anti-Trump" zu sein, keilte Lanz hinterher und warf der US-Vizepräsidentin vor, Interviews zu meiden.

Diese Aussage verwunderte. Harris hatte Mitte Oktober mit einem fast halbstündigen Interview im rechten Sender Fox News für Schlagzeilen gesorgt. Sie erschien außerdem kürzlich zum Gespräch in der Fernsehsendung "60 Minutes" von CBS News – anders als Trump, der sein Einzelinterview laut der Redaktion kurzfristig abgesagt hatte. Dabei ist es in den USA seit über 50 Jahren Tradition, dass sich die Präsidentschaftskandidaten der großen Parteien kurz vor der Wahl bei "60 Minutes" kritischen Fragen stellen.

Trump stehe "für eine Zerstörung von Demokratie", sagte im Lanz-Studio auch Katrin Eigendorf. Die internationale Sonderkorrespondentin des ZDF reihte den Republikaner ein in ein Netzwerk aus Autokraten, das weltweit immer mehr an Macht gewinne. Röller machte dafür auch die Europäische Union verantwortlich. Sie habe es in einer "wahnsinnigen Arroganz" versäumt, sich um die eigene Sicherheit zu kümmern.

"Lanz": Schwaches Europa stärkt China

Der Bedeutungsverlust Europas für aufstrebende Machtzentren in Asien, Afrika und Südamerika schwäche auch die von Europa propagierten demokratischen Werte in der Welt, warnte der Brüsseler Korrespondent. In Ermangelung militärischer Möglichkeiten habe die EU Russland nach dem Überfall auf die Ukraine mit dem gewohnten Mittel wirtschaftlicher Sanktionen treffen wollen. Stattdessen aber sei China in die Lücke vorgestoßen und habe die wirtschaftlichen Beziehungen zu seinem Nachbarn ausgebaut, sagte Miriam Steimer, Leiterin des ZDF-Studios in Peking.

Eine Alternative zu Europa sei China auch längst in Afrika und Südamerika geworden, berichteten die Korrespondenten bei Lanz. Die EU habe dort mit Auflagen zu Umweltschutz oder Menschenrechten ein massives Glaubwürdigkeitsproblem – nicht nur wegen Grausamkeiten während der Kolonialzeit, sondern auch aufgrund der Unterstützung Israels. Wenn Europäer russische Verbrechen in der Ukraine anprangerten, komme oft die Gegenfrage: "Was ist denn mit den Palästinensern?", so Afrika-Korrespondentin Susann von Lojewski aus Nairobi.

Einen nicht unerheblichen Beitrag zur aktuellen "Weltunordnung", wie Röller es nannte, schrieb dessen ZDF-Kollegin Katrin Eigendorf am Ende der Sendung dem scheidenden US-Präsidenten Joe Biden zu. Er habe trotz aller Warnungen den von Trump verhandelten Abzug der US-Streitkräfte aus Afghanistan angeordnet.

Der chaotische Rückzug habe Putin gezeigt, dass die USA als globale Führungsmacht auf dem Rückmarsch sind, sekundierte Eigendorf. Sie mutmaßte: Möglicherweise hätte Putin nur deshalb überhaupt 2022 den Angriff auf die Ukraine in dieser Form gewagt: "Ist eine gewagte These, aber für mich steht das alles in einem Zusammenhang."

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