Toter Nackt-Radler in Hannover: Trucker verurteilt

Im Dezember 2020 wurde ein Fahrradfahrer in Hannover von einem LKW überrollt. Das Opfer war bundesweit zu zweifelhafter Berühmtheit gelangt.

Ein 56-jähriger LKW-Fahrer aus Litauen wurde vor dem Amtsgericht Hannover zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Der Mann hat im Dezember 2020 Deutschlands wohl bekanntesten Exhibitionisten Ernst Wilhelm Wittig, bekannt als "Ernie", auf dessen Fahrrad mit seinem Sattelzug in Hannover mit seinem Sattelzug erfasst und 25 Meter mitgeschleift. Der 72-Jährige war noch an der Unfallstelle gestorben.

Der wegen fahrlässiger Tötung angeklagte LKW-Fahrer Georgij N. habe sich vor Gericht laut "Bild" reumütig gezeigt, sagte demnach: "Es tut mir unglaublich leid. Ich habe ihn nicht gesehen". Sein Anwalt habe die Vermutung geäußert, Willig könnte sich im toten Winkel dem LKW genähert haben. Allerdings sei N. laut Informationen der Zeitung bereits mehrfach wegen Verkehrsdelikten auffällig gewesen – auch nur drei Tage vor dem tödlichen Unfall.

Augenzeugen mussten LKW stoppen

"Ernie" war 2020 einen Tag vor Heiligabend mit seinem Fahrrad auf der Anderter Straße auf der falschen Radwegseite unterwegs, als er mit dem Lkw zusammenprallte. Der Fernfahrer hatte den Zusammenstoß nicht einmal wahrgenommen, musste von mehreren Autofahrern durch Hupen auf den Unfall aufmerksam gemacht werden, ehe er sein Fahrzeug stoppte.

Für Willig kam jede Rettung zu spät: Auch die herbeigerufene Feuerwehr, die den Truck mit speziellen Lufthebekissen anhob, um den Mann aus der Vorderachse des Trucks zu befreien, konnte ihm nicht mehr helfen.

Langes Vorstrafen-Register

Wittig hat durch zahlreiche Nackt-Auftritte über Jahrzehnte bundesweit zweifelhafte Berühmtheit erlangt. Vor allem als Flitzer bei Fußballspielen oder zuletzt bei Trainingseinheiten von Hannover 96 fiel er regelmäßig auf. Seine Aktionen bezeichnet er selbst als "Nackt-Kunst". Die Justiz sah das regelmäßig anders: Wittig hat über 30 Vorstrafen gesammelt, verbrachte 10 Jahre seines Lebens in Haft. Zuletzt wurde er in Hamburg zu neun Monate Haft verurteilt, weil er sich vor Schülern entkleidet hatte. Insgesamt soll er laut Informationen vom "Westfalen-Blatt" über zehn Jahre seines Lebens in Gefängnissen verbracht haben.

Vor Gericht beurteilte die Richterin die Unfallsituation. Sagte laut "Bild": "Sie konnten den Radweg einsehen, hätten ihn sehen müssen." Ihr Urteil: Neun Monate Haft auf Bewährung. Dazu kommen 18 Monate Fahrsperre und 2.000 Euro Geldbuße, wie eine Gerichtssprecherin bestätigte.