Folgenschwere Verwechslung in Hannover Krematorium verbrennt falsche Leiche – Diplomaten empört
Eine Verwechslung in Hannover sorgt für internationale Verwicklungen. Das türkische Außenministerium hat sich eingeschaltet.
An der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) sind zwei verstorbene Senioren vertauscht worden. Die Leiche eines türkischen Staatsbürgers wurde fälschlicherweise eingeäschert.
Zahlreiche türkische Medien berichten über den Fall. Es ist von einem "unvorstellbaren Fehler" die Rede, die Verwechslung wird als schockierend bezeichnet. Nach muslimischen Glaubensvorschriften dürfen Tote nicht verbrannt werden.
Klinik in Hannover bedauert den Vorfall
Auch das türkische Außenministerium hat sich eingeschaltet: "Unser Generalkonsulat in Hannover steht in engem Kontakt mit den Angehörigen des Verstorbenen in der Türkei und seinen Kindern in Deutschland", teilte das Ministerium den Berichten zufolge mit. Man teile den Schmerz der Familie, unterstütze sie und werde die Angelegenheit "in all ihren Aspekten" weiterhin genau beobachten.
Die Familie des irrtümlich eingeäscherten Mannes erwäge nun rechtliche Schritte, hieß es weiter. Die Medizinische Hochschule Hannover räumte unterdessen den Fehler ein: "Die MHH bedauert die Verwechslung zutiefst, unser Mitgefühl gilt den Angehörigen", zitierte die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" (HAZ) die Uniklinik.
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Familie entsetzt: "Wir haben Abschied von der falschen Person genommen"
Laut den Berichten war am 5. Dezember zunächst ein 81-jähriger Mann aus Großburgwedel gestorben, am 14. Dezember dann der 71-jährige türkische Staatsbürger. Beide Leichen wurden in der MHH begutachtet.
Der 81-Jährige sollte wunschgemäß verbrannt werden. Doch statt ihn schickte die MHH am vergangenen Freitag die Leiche des 71-Jährigen ins Krematorium. Am Montag wurde er in einer Urne beigesetzt – im Kreise der falschen Familie. "Wir haben Abschied von der falschen Person genommen", zeigte sich der Sohn des 81-jährigen Großburgwedelers laut "HAZ" entsetzt.
Bei der rituellen Waschung fiel der Fehler auf – Kritik an Klinik
Erst danach kam der Irrtum ans Licht: Als die Leiche des anderen Verstorbenen für die muslimische Beisetzung vorbereitet werden sollte, bemerkte der bei der Waschung anwesende Sohn des 71-Jährigen den Fehler. "Das ist nicht mein Vater", sagte er laut einem Bericht des türkischen Nachrichtensenders NTV.
Jetzt sind beide Familien empört. Insbesondere kritisieren sie den Umgang der MHH mit ihnen. Die türkische Familie berichtete, in der Klinik habe sich lediglich eine junge Praktikantin für den Fehler entschuldigt: "Danach gab es keine Antwort mehr vom Krankenhaus, niemand nahm Kontakt mit uns auf." Auch der Sohn des Deutschen berichtete, die Klinik habe sich bislang nicht direkt und persönlich bei ihm entschuldigt. "Genau das erwarte ich jetzt", sagte er der HAZ.
Anfang des Jahres hatte ein ähnlicher Fall in Frankfurt Diplomaten und Politiker beschäftigt, mehr dazu lesen Sie hier. Damals war ein verstorbener marokkanischer Patient irrtümlich verbrannt worden, das marokkanische Generalkonsulat hatte danach von einem "eklatanten Regelverstoß" gesprochen.
- ntv.com.tr: "Familie des türkischen Staatsbürgers will rechtliche Schritte einleiten" (türkisch)
- trtworld.com: "Schockierend: Muslim nach Verwechslung in deutscher Klinik eingeäschert" (englisch)
- hurriyet.com.tr: "Unvorstellbarer Fehler" (türkisch)
- haz.de: "MHH verwechselt Leichen von Großburgwedeler und Mann aus der Türkei" (kostenpflichtig)