Hannover Erstes Corona-Jahr: Mehr Grundschüler mit Übergewicht
Im ersten Corona-Jahr sind in Niedersachsen weit mehr Grundschüler wegen starken Übergewichts ärztlich behandelt worden als vor der Pandemie. Kamen im Jahr 2019 noch 16,2 Adipositas-Neuerkrankungen auf 1000 Behandlungsfälle bei den Fünf- bis Neunjährigen, waren es im Jahr danach 19,7 Adipositas-Erkrankungen. Dies geht aus dem am Mittwoch veröffentlichten Kinder- und Jugendreport der Krankenkasse DAK-Gesundheit für Niedersachsen hervor. Untersucht wurden anonymisierte Abrechnungsdaten von rund 71.000 minderjährigen Versicherten.
Lockdown, Homeschooling und der damit verbundene Ausfall sportlicher Aktivitäten hätten den Kindern und Jugendlichen insbesondere in ihrer körperlichen Entwicklung geschadet, sagte DAK-Landeschef Dirk Vennekold. Der Krankenkassenchef forderte von der Landesregierung in Hannover mehr Engagement für die Kinder- und Jugendgesundheit, um die in der Pandemie entstandenen Defizite auszugleichen.
Die Adipositas-Neuerkrankungsrate von 22 Prozent bei niedersächsischen Grundschülern im Vergleich zum Vorjahr lag über dem Bundesdurchschnitt (plus 16 Prozent). Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin warnte bereits im Juni 2021, dass Adipositas unter den Jüngsten im Zuge der Pandemie schleichend zunehme. Laut einer 2018 veröffentlichten Erhebung waren schon zuvor zwei Millionen Kinder in Deutschland übergewichtig, davon 800.000 adipös.
Erstmals wegen Depressionen behandelt werden mussten in Niedersachsen im Jahr 2020 dem DAK-Report zufolge drei Prozent mehr Grundschüler als 2019. Im Bund sanken dagegen die Behandlungsfälle wegen Depressionen in dieser Altersgruppe.
Aufgrund der Corona-Schutzmaßnahmen erkrankten weit weniger Kinder an Infektions- oder Atemwegserkrankungen. Auch dass lange Zeit Partys verboten waren, spiegelt sich in der Gesundheitsstatistik wider: 2020 kamen 48 Prozent weniger Schulkinder in Niedersachsen wegen Alkoholmissbrauchs ins Krankenhaus oder die Arztpraxis. Im Bundesdurchschnitt betrug dieser Rückgang 28 Prozent.