Hannover Mehr Förderbeteiligungen: "Nicht nur nach Berlin geguckt"

Die landeseigene NBank hat 2021 ihre Förderung junger Firmen in Niedersachsen durch Kapitalbeteiligungen noch einmal ausgeweitet - auch etliche Start-ups nutzten die Programme. "Wir hatten viel zu tun", sagte Vorstand Ulf Meier. Insgesamt erhöhten sich die über die Gesellschaft NBank Capital im vergangenen Jahr zugesagten Mittel auf rund 38,1 Millionen Euro, wenn Kofinanzierungen privater Investoren eingeschlossen sind. 45 Projekte in 37 Betrieben - davon 25 Start-ups - kamen hinzu. 2020 waren es etwa 28,3 Millionen Euro, 2019 hatte das Volumen noch bei 18,3 Millionen Euro gelegen.
In der Beteiligungssparte bündelt das Institut seine Aktivitäten mit Anschubfinanzierungen für Geschäftsmodelle, die als innovativ und zukunftsfähig angesehen werden. Dabei gibt es bestimmte Konzepte für bestimmte Lebenszyklen. Die Förderung von Start-ups in der Gründungszeit sei inzwischen ein Schwerpunkt, sagte Meier: "Wir haben hier in Niedersachsen ja noch keine so große Investorenszene."
Zudem bestehen Programme für die Frühphase nach der Gründung. In der "Wachstumsphase" etwa eines etablierten Mittelständlers sind die Beteiligungssummen dann oft schon höher. Auch zu Nachfolge-Regelungen für die Fortführung von Unternehmen kann es Unterstützung geben.
"Wir schauen nicht in erster Linie darauf, wie viel Rendite wir daraus ziehen können", betonte Meier. Entscheidend seien passende Förderzwecke wie Nachhaltigkeit, Technologieorientierung und generell überzeugende Ideen der Bewerber. "Dann gehen wir auch mal größere Risiken ein, wenn der Fördergedanke dies rechtfertigt."
Formal gebe es keine Beschränkung auf spezielle Branchen, sagte NBank-Capital-Geschäftsführer Ralf Borchers. Viele der zuletzt geförderten Firmen böten digitale Produkte oder Dienstleistungen an. Auch medizinisch-naturwissenschaftliche Projekte seien ein zentrales Thema. So beteiligte sich das Institut zusammen mit einer privaten Investorengruppe bereits 2020 am Braunschweiger Biotech-Start-up Corat Therapeutics, das Covid-19-Medikamente entwickelt.
Laut Co-Geschäftsführer Stephen Struwe-Ramoth geht es bei einigen der größeren Geförderten auch um Energiespeicher-Technologien, neue Werkstoffe, Umwelt- und Recyclingtechnik, Vernetzung der Produktion in der "Industrie 4.0" oder Elektromobilität. Auf dieser Ebene sei es wichtig, gute Bedingungen für ergänzende Kapitalgeber und Darlehen zu schaffen. In der dritten Sparte "Wachstum" war die Beteiligungssumme im vorigen Jahr mit rund 16,9 Millionen Euro anteilig am höchsten.
Die Förderbank der Landesregierung beteiligte sich beispielsweise an der Neuausrichtung des hannoverschen Maschinenbauers Hanomag. Ziele sind dessen "Transformation zur Bearbeitung von Bauteilen für die E-Mobilität" und der "Aufbau von Serienfertigungskompetenz". Bei den jungen, kleineren Start-ups wurde unter anderem die Osnabrücker Firma Visiolab unterstützt. Sie entwickelte eine KI-gestützte Erkennung von Gerichten, Getränken und Lebensmitteln, die die Abrechnung in Kantinen, Mensen oder großen Gastronomiebetrieben erleichtern soll.
Visiolab-Mitgründer Tim Niekamp sagte, verglichen mit bekannten Start-up-Zentren wie Berlin, Hamburg oder München hätten Städte und Regionen in Niedersachsen noch Aufholpotenzial. Auf den Weg gebrachte "Hightech-Inkubatoren" könnten die Gründermentalität weiter fördern.
Auch der Wachstumsfonds des Landes sei wichtig. Der Wandel der Arbeitswelt in der Pandemie habe außerdem dazu beigetragen, dass Förderverfahren über digitalen Austausch samt Bewerbungs-Pitches und Antragstellung teils unkomplizierter würden. "Das könnte dafür sorgen, dass wir auch in Niedersachsen mehr Start-up-Gründungen sehen. Private Investoren werden ebenfalls mobiler, US-Fonds kommen nun stärker hierher, da wird nicht mehr nur nach Berlin geguckt."
Laut Borchers kam es 2021 im Land zu etwa 30 Prozent mehr Neugründungen als im ersten Corona-Jahr. Inzwischen seien mehr als 400 Start-ups in Niedersachsen registriert. Das Gesamtvolumen der Beteiligungen von NBank Capital - die Ergänzungen privater Anleger mit eingerechnet - lag zuletzt bei etwas mehr als 120 Millionen Euro.