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Vetternwirtschaft beim WDR: Neffe von Direktorenfrau bei "hart aber fair"


Vorwürfe von Mitarbeitenden
Neffe von WDR-Direktor bei "hart aber fair" – Vetternwirtschaft?

Von t-online, ads

Aktualisiert am 18.09.2022Lesedauer: 3 Min.
WDR-Logo/Jörg Schönenborn (Collage): Seit Wochen steht der öffentlich-rechtliche Rundfunk in der Kritik.Vergrößern des BildesWDR-Logo/Jörg Schönenborn (Collage): Er ist Programmdirektor Information, Fiktion und Unterhaltung beim WDR. (Quelle: Marc John/Sven Simon/imago images)
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Neue Vorwürfe treffen die Öffentlich-Rechtlichen: Es geht um eine familiäre Verbindung zu einer Produktionsfirma – von der die Aufsichtsräte nichts wussten.

Gerade erst hat sich NDR-Chefin Rossbach nach Vorwürfen der Vetternwirtschaft mit ihrer Tochter zurückgezogen, nun stößt eine familiäre Verbindung im Westdeutschen Rundfunk (WDR) in Köln Mitarbeitenden sauer auf. Wie "Die Welt" unter Berufung auf mehrere Berichte aus der Belegschaft schreibt, geht es dabei vor allem um Jörg Schönenborn, WDR-Programmdirektor – genauer um einen angeheirateten Neffen. Die Aufsichtsräte fordern jetzt eine Stellungnahme.

Der Neffe ist demnach Redaktionsleiter bei der Düsseldorfer Firma Ansager & Schnipselmann, die seit 2005 von Frank Plasberg, Moderator der Polit-Talkshow "hart aber fair", geführt wird und neben einigen anderen Sendungen auch "hart aber fair" für die Öffentlich-Rechtlichen produziert.

Belegschaft soll lange nichts von Beziehung gewusst haben

Schönenborns Frau Jona Teichmann, selbst Programmdirektorin beim Deutschlandradio, habe den Neffen noch als Kind mit in die Familie gebracht. Davon wollen jedoch viele WDR-Mitarbeitende lange nichts gewusst haben: Über das Verwandtschaftsverhältnis sei nie offensiv gesprochen worden, bis es erst ein Zufall den meisten entlarvte. Das berichtet "Die Welt" unter Berufung auf Aussagen mehrerer Mitarbeitender.

Schönenborns Rolle im Beauftragen von externen Produktionsfirmen ist dem Bericht zufolge groß. Im kommenden Jahr soll zudem eine Vertragsverlängerung mit Ansager & Schnipselmann ins Haus stehen.

WDR: "Rechtlich kein Verwandtschaftsverhältnis"

In der Biografie des Programmdirektors auf der WDR-Webseite heißt es, "hart aber fair" sei unter seiner Verantwortung entwickelt worden. WDR und Produktionsfirma bestreiten gegenüber "Welt" jedoch, dass Schönenborn damals aktiv an der Beauftragung von Plasbergs Firma, die "hart aber fair" produziert, mitgewirkt habe.

Die Sendung sei 2001 im Landesprogramm erschieden, der seinerzeit aktuelle und regionale Informationssendungen für das WDR verantwortete, teilte der Fernsehsender t-online mit. "In der dortigen Chefredaktion lag auch die ursprüngliche Beauftragung der Vorgängerfirma klarlogo. Erst zu einem späteren Zeitpunkt wechselte die Verantwortung in den Bereich von Jörg Schönenborn", sagt Sprecher Thorsten Rudnick.

Der WDR beruft sich auf ein "Mehraugenprinzip über Direktionsgrenzen hinweg", das "im Rahmen der Programmbeschaffungsordnung" ausschließe, dass es "keine persönlich motivierten Einflussmöglichkeiten auf vertragsrelevante Entscheidungen" gebe, so der Sprecher weiter.

Auch mit der Einstellung seines Neffen habe er nichts zu tun gehabt: Stattdessen habe dieser durch ein Praktikum von sich überzeugt, inzwischen ist er Redaktionsleiter in der Produktionsfirma. Zudem seien Schönenborn und sein Neffe lediglich verschwägert, es bestehe "rechtlich kein Verwandtschaftsverhältnis" zwischen ihnen – eben nur eines mit seiner Frau, Teichmann.

WDR-Aufsichtsräte wollen Stellungnahme von Intendant

Die Verschwägerung sei außerdem, entgegen der Aussagen der Mitarbeitenden, der redaktionellen Belegschaft bekannt gewesen. Doch offenbar wussten nicht einmal die Aufsichtsräte des WDR davon: Sie sind dafür zuständig, möglicherweise problematische Personalien zu prüfen – dieser Sachverhalt sei ihnen jedoch nicht vorgelegt worden, wie sie gegenüber "Welt" angeben. Sie wollen jetzt eine Stellungnahme des Intendanten.

Der Sprecher teilt t-online mit, dass der Intendant Tom Buhrow auf Vorschlag von Schönenborn entschieden habe, dass "in diesen konkreten Fällen auch die andere Programmdirektorin, Andrea Schafarczyk, als zusätzliche – nicht weisungsgebundene – Entscheidungsinstanz" in den Prozessen ergänzt werde. Über diese Entscheidung seien die Gremienvorsitzenden des WDR informiert worden.

Seit Wochen steht der öffentlich-rechtliche Rundfunk in der Kritik, ausgelöst durch Vorwürfe der Vetternwirtschaft und Ermittlungen unter anderem gegen rbb-Chefin Patricia Schlesinger – seitdem erschüttern immer neue Skandale den öffentlich-rechtlichen Rundfunk.

Der letzte Streit um eine familiäre Personalie spielte sich im Norddeutschen Rundfunk (NDR) ab: Hintergrund war ein Bericht des Online-Mediums "Business Insider", der die Frage aufwarf, ob die beiden Töchter von Funkhaus-Direktorin Sabine Rossbach von der Position ihrer Mutter profitiert haben. Rossbach und der Sender hatten dies zurückgewiesen, die Direktorin hatte sich daraufhin zurückgezogen.

Verwendete Quellen
  • Stellungnahme von Thorsten Rudnick, Sprecher des WDR
  • Eigene Recherche
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