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Mädchen jahrelang eingesperrt: Fall Attendorn wird Thema im NRW-Landtag


Mädchen jahrelang eingesperrt
Fall Attendorn wird Thema im NRW-Landtag

Von dpa, mtt

07.11.2022Lesedauer: 2 Min.
Ortsschild von Attendorn (Archivbild): Die Frage steht im Raum, ob die Behörden versagten.Vergrößern des BildesOrtsschild von Attendorn (Archivbild): Die Frage steht im Raum, ob die Behörden versagten. (Quelle: Tschauner)
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Ein kleines Mädchen wurde jahrelang von Mutter und Großeltern im Haus eingesperrt, kannte weder Wiesen noch Wälder. Nun wird der Fall zum Politikum.

Der Fall um ein offenbar jahrelang eingesperrtes Mädchen im sauerländischen Attendorn wird Thema im nordrhein-westfälischen Landtag. Die oppositionelle SPD-Fraktion hat unter anderem Fragen zur Rolle der Behörden.

Es müssten drängende Fragen geklärt werden, hieß es vom familienpolitischen Sprecher der SPD-Fraktion, Dennis Maelzer. "Wie konnte das Kind so lange unentdeckt und von der Außenwelt abgeschnitten festgehalten werden? Warum fiel niemandem auf, dass das Kind nicht zur Schule gegangen ist?"

Fall Attendorn: Es gab anonyme Hinweise

Das achtjährige Mädchen war den bisherigen Ermittlungen zufolge fast sein komplettes Leben im gemeinsamen Haus der Großeltern und der Mutter eingesperrt gewesen. Laut Staatsanwaltschaft war es dem Kind nicht ermöglicht worden, "am Leben teilzunehmen". Es ging nicht zur Kita oder zur Schule und durfte nicht mit anderen Kindern spielen.

Brisant dabei ist: Der zuständige Kreis Olpe räumte bereits ein, dass die Behörden durchaus Hinweise auf das Schicksal des Kindes hatten. Jedoch ließ sich das Jugendamt offenbar jahrelang abwimmeln.

Großmutter verweigerte Zutritt zum Haus, Jugendamt zog ab

Die Mutter hatte den Behörden gegenüber behauptet, mit ihrer Tochter nach Italien gezogen zu sein – und mit dieser Lüge wohl bezweckt, den von ihr getrennt lebenden Vater vom Mädchen fernzuhalten. Jedoch gab es mindestens zwei anonyme Hinweise, dass ihr angeblicher Umzug nicht stimmte.

Das Jugendamt sei auch zu mehreren Hausbesuchen angerückt, berichtete der WDR. Aber obwohl die Großmutter stets den Zutritt zum Haus verweigert habe, sei die Italien-Geschichte doch als "glaubhaft" eingeschätzt worden. Auch Recherchen bei Krankenkassen und Nachfragen bei Schulen und Kitas hätten nie etwas ergeben.

Bundesjustizministerium beteiligt

Letztlich habe es "keine stichhaltigen Hinweise oder konkreten Anhaltspunkte" gegeben, sagte der zuständige Fachbereichsleiter der Nachrichtenagentur dpa. Man habe daher keine rechtliche Möglichkeit gehabt, das Haus zu betreten – das sei auch die damalige Einschätzung der Polizei gewesen.

Erst als jüngst ein Verwandter der mütterlichen Familienseite bei der Polizei vorstellig wurde, sei die Wahrheit ans Licht gekommen, schrieb der "Sauerlandkurier". Mithilfe von Bundesjustizministerium und italienischen Behörden habe das Jugendamt dann herausgefunden, dass Mutter und Tochter nie in Italien gelebt hatten, berichtete die dpa.

Kind kann kaum Treppen steigen – aber lesen und rechnen

Wie der "Sauerlandkurier" berichtete, habe das Kind nach seiner Befreiung gesagt, noch nie eine Wiese betreten und noch nie einen Wald gesehen zu haben. Es soll bei einigen alltäglichen Fähigkeiten Defizite haben. Übereinstimmenden Berichten mehrerer Medien zufolge kann es unter anderem kaum allein Treppen steigen. Die Muskeln seien schlecht entwickelt, schreibt die "Bild". Das Kind habe zudem Schwierigkeiten, Unebenheiten im Boden zu überwinden, hieß es.

Ansonsten weise das Kind keine Spuren körperlicher Misshandlung auf. Obwohl es nie in einer Schule war, könne es auch schreiben und rechnen, berichtete der WDR. Fraglich ist aber, welche seelischen Folgen die lange Isolation hat. Das Kind ist laut Jugendamt seit dem 23. September bei einer Pflegefamilie untergebracht.

Verwendete Quellen
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