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Missbrauchsvorwürfe: Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Kardinal Woelki


Wusste er doch von Missbrauch?
Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Kardinal Woelki

Von t-online, mtt

Aktualisiert am 09.11.2022Lesedauer: 3 Min.
Wöchentliche Generalaudienz im VatikanVergrößern des BildesKardinal Rainer Maria Woelki (Archivbild): Die Aussagen einer Ex-Mitarbeiterin bringen nun Bewegung in den Fall. (Quelle: Alessandra Tarantino/AP/dpa/Archivbild/dpa)
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Woelki hat versichert, lange nichts von Missbrauchsvorwürfen gewusst zu haben. Jetzt wächst ein Verdacht: Hat er gelogen? Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Die Staatsanwaltschaft Köln ermittelt gegen den Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki. Untersucht werde der Vorwurf der falschen eidesstattlichen Versicherung, sagte Oberstaatsanwalt Ulrich Willuhn am Mittwoch.

In Bedrängnis gebracht hat den Kardinal die Aussage einer ehemaligen Mitarbeiterin des Erzbistums Köln. Dabei geht es um die Missbrauchsvorwürfe gegen den früheren Sternsinger-Chef Winfried Pilz. Woelki hatte bislang stets behauptet, erst ab der vierten Juniwoche dieses Jahres mit dem Fall befasst worden zu sein, also erst lange nach dem Tod von Pilz im Jahr 2019.

Ex-Mitarbeiterin zu Woelki-Behauptung: "Das ist nicht wahr"

Dem widersprach nun die Ex-Mitarbeiterin. "Das ist nicht wahr", sagte Hildegard Dahm, die frühere Assistentin des Personalchefs im Erzbistum, dem "Kölner Stadt-Anzeiger".

Sie selbst habe dem Kardinal im Januar 2015 kurz nach seinem Amtsantritt eine Liste mit allen aktuellen Missbrauchsfällen erstellt. Auf dieser Liste hätten 14 Namen gestanden, einer davon sei Winfried Pilz gewesen.

Woelki soll Missbrauchsliste persönlich vorgelegt bekommen haben

Die Liste habe sie extra zusammengestellt, um den Kardinal optimal über alle offenen Missbrauchsfälle in Kenntnis zu setzen. "Ich wollte ihn möglichst gut dastehen lassen", sagte Dahm dem "Kölner Stadt-Anzeiger". "Das war mein Empfinden: Der neue Mann nach Kardinal Meisner soll einen guten Start haben. Ich wollte alles dafür tun, dass er das Amt des Erzbischofs gut ausüben kann. Das war mein Verständnis von Loyalität – dem Amt und der Person gegenüber."

Ihr direkter Chef habe die Liste dann zu einem persönlichen Gespräch mit Woelki mitgenommen. Danach habe sie ihn gefragt, was der Kardinal dazu gesagt habe. Er habe geantwortet, Woelki habe sich "überhaupt nicht" dafür interessiert.

"Befasst habe ich ihn damit. Ganz eindeutig"

Es könne also theoretisch sein, dass der Kardinal sich die Liste nicht angeschaut habe. Aber seine Aussage, nicht mit dem Fall Pilz befasst worden zu sein, sei falsch: "Befasst habe ich ihn damit. Ganz eindeutig. Deshalb war ich auch so entsetzt über die Selbstdarstellung des Kardinals in der Öffentlichkeit."

Die Aussage Dahms ist rechtlich relevant, weil Woelki seine Version der Vorgänge vor Gericht eidesstattlich versichert hatte. "Ich werde garantiert nicht hingehen und als Bischof einen Meineid leisten", hatte Woelki dazu der Nachrichtenagentur dpa gesagt. Bisher hatte die Staatsanwaltschaft dem Kardinal noch geglaubt und Ende September mitgeteilt, es bestehe derzeit kein Anfangsverdacht gegen ihn. Das hat sich durch die Äußerungen Dahms nun geändert.

Erzbistum will gegen Ex-Mitarbeiterin vorgehen: "Spekulationen"

Das Erzbistum verteidigt Woelki in einem Statement vehement: "Auch dieser erneute Versuch, Kardinal Rainer Maria Woelki eine falsche Eidesstattliche Versicherung zu unterstellen, ist unbegründet." Sie weist auf den Anfangsverdacht hin und darauf, dass die Staatsanwaltschaft in der Vergangenheit bereits zweimal nicht ermittelt habe.

Unter anderem habe sich die ehemalige Mitarbeiterin "in Spekulationen ergangen" – und wirft dem "Kölner Stadt-Anzeiger" vor, Woelki vor der Veröffentlichung des Interviews keine Gelegenheit gegeben zu haben, auf die Vorwürfe zu reagieren.

Gegen die Frau werden demnach nun arbeitsrechtliche Schritte geprüft: "Denn diese hat aus dem sensiblen Bereich der Personalführung berichtet und dafür ihre Vertrauensstellung benutzt", heißt es in der Mitteilung vom Mittwoch.

Rücktrittsgesuch beim Papst

Woelki steht seit Jahren unter Druck, unter anderem wird sein Umgang mit Missbrauchsvorwürfen kritisiert. Papst Franziskus hatte ihn vor einiger Zeit aufgefordert, ein Rücktrittsgesuch bei ihm einzureichen. Das hat Woelki getan. Der Papst hat bisher aber noch nicht darüber entschieden, ob er es annimmt.

Dahm war von 2013 bis 2017 im Generalvikariat – der Zentralverwaltung des Bistums – beschäftigt. Danach übernahm sie in einem Kirchengemeindeverband die Verwaltungsleitung.

Verwendete Quellen
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