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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Sexuelle Belästigung im Schwimmbad Immer mehr Vorfälle in NRW – und in Köln?

Fast 300 Sexualstraftaten gab es in NRW-Bädern im letzten Jahr. Auch für Köln liegen jetzt Zahlen vor. Welche Auswirkungen hat die "Ich sag's"-Kampagne der Bäder?
Während in Nordrhein-Westfalen die Zahl der Sexualstraftaten in Schwimmbädern im vergangenen Jahr deutlich angestiegen ist, liegen die Zahlen in Köln auf einem relativ stabilen Niveau. Das Landeskriminalamt NRW verzeichnete 2024 landesweit fast 300 Straftaten – elf Prozent mehr als im Vorjahr. Rund ein Sechstel ereignete sich in Freibädern.
In den Kölner Schwimmbädern bewegten sich die Zahlen der Sexualdelikte in den vergangenen drei Jahren hingegen zwischen 28 und 38 Fällen jährlich. 2022 wurden 38 Delikte registriert, 2023 waren es 28 und 2024 insgesamt 29 Fälle, wie die Polizei Köln auf Anfrage von t-online mitteilte.
Bei den gemeldeten Taten handelte es sich überwiegend um sexuelle Belästigung, gefolgt von sexuellem Missbrauch von Kindern und exhibitionistischen Handlungen.
KölnBäder kämpfen mit Kampagne gegen sexuelle Belästigung an
Die KölnBäder setzen bereits seit einem Jahr auf ihre Präventionskampagne "Ich sag's", die unter anderem mit Cartoons vor sexueller Belästigung warnt. "In unserer täglichen Arbeit messen wir den Erfolg der Kampagne nicht an der Zahl der angezeigten Vorfälle – vielmehr ist jeder einzelne Fall, der uns gemeldet wird, ein Erfolg", so eine Sprecherin der KölnBäder zu t-online.
Eine eigene Statistik über Vorfälle von sexueller Belästigung in den Bädern der Stadt führen die KölnBäder demnach nicht. Ihre Kampagne richte sich sowohl an potenzielle Opfer als auch an Täter, so die Sprecherin. Die Mitarbeiter der Bäder wurden in diesem Jahr erneut für entsprechende Vorfälle geschult.
Das Kölner Konzept hat offenbar Vorbildcharakter für andere Kommunen: Laut der Sprecherin gibt es "konkrete Anfragen, unser Konzept sowie Bildmaterial für ähnliche Kampagnen zu nutzen. Das bestätigt uns darin, dass wir mit unserer Haltung und Aufklärungsarbeit einen wichtigen Impuls setzen – über Köln hinaus."
- Sexuelle Belästigung: Plakataktion in Kölner Bädern sorgt für Wirbel
Belästigung im Schwimmbad: Woher kommen die Tatverdächtigen?
Im Zusammenhang mit Fällen von sexueller Belästigung im Schwimmbad kommt immer wieder die Frage nach der Herkunft der Tatverdächtigen auf. Die landesweite Entwicklung der Vorfälle zeigt dabei: Lag der Anteil nichtdeutscher Verdächtiger 2021 in NRW noch bei gut einem Viertel, stellten sie im vergangenen Jahr die Mehrheit (51 Prozent) der Verdächtigen.
Für Köln verfügt die Polizei über keine prozentualen Zahlen bezüglich des Anteils nichtdeutscher Verdächtiger: Ein Polizeisprecher sagte t-online jedoch, dass die meisten Tatverdächtigen in den Jahren 2021 bis 2024 deutsche Staatsangehörige gewesen sein. Auf Platz 2 der Tatverdächtigen landeten Menschen aus Syrien, auf Platz 3 Menschen mit türkischer oder bulgarischer Staatsangehörigkeit.
NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) forderte am Freitag schnelle und harte Strafen für Täter von sexueller Belästigung: "Solche Leute müssen rausfliegen, angezeigt und hart bestraft werden. Es geht hier um Straftaten, die keine Toleranz zulassen", so der Minister zu den "Westfälischen Nachrichten". Wer eine solche Tat im Bad erlebe, solle: "Nicht zögern und sofort die Polizei rufen."
- Antwort der Polizei Köln auf Anfrage
- Antwort der KölnBäder auf Anfrage
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa