Nach Razzia in Villa Anklage gegen sieben Al-Zein-Clanmitglieder

Vergangenes Jahr stürmte die Polizei die Villa des Al-Zein-Clans in Leverkusen. Die Beamten fanden scharfe Waffen und große Mengen Bargeld. Jetzt steht die Anklage gegen sieben Clanmitglieder.
Als das SEK im Juni 2021 das Anwesen von Clanboss Badia Al-Zein in Leverkusen durchsuchte, fanden die Beamten unter anderem eine sechsstellige Summe Bargeld in der Villa, dazu scharfe Waffen. Sogar unter den Fußmatten in seinem Auto hatte Al-Zein Geld versteckt – mehr als 14.000 Euro.
Zehn Monate später ist nun die Anklage gegen das Oberhaupt des Clans fertig. Auch sechs weitere Angehörige der Großfamilie müssen sich demnach wohl demnächst im Verfahren zur "Clan-Villa Leverkusen" vor Gericht verantworten. Das Landgericht Düsseldorf hat allerdings noch nicht über die Eröffnung des Hauptverfahrens entschieden.
127 Seiten Anklageschrift: Von Sozialhilfebetrug bis Geiselnahme
Die Liste der Vorwürfe der Staatsanwaltschaft Düsseldorf ist lang. Darauf stehen in wechselnder Beteiligung unter anderem der gewerbsmäßige und bandenmäßige Sozialhilfebetrug, Geldwäsche durch Finanzierung der Clan-Villa, erpresserischer Menschenraub, Zwangsarbeit, Geiselnahme, schwerer Raub, gefährliche Körperverletzung, Steuerhinterziehung und mehrfache räuberische Erpressung.
Laut "Bild" umfasst die Anklageschrift 127 Seiten. Neben Clan-Chef Badia Al-Zein sitzen dem Bericht zufolge noch zwei seiner Söhne in U-Haft. Die Haftbefehle gegen seine Frau und einen weiteren Sohn seien gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt worden. Zwei weitere angeklagte Frauen befänden sich ebenfalls auf freiem Fuß.
Einziehung der Leverkusener Villa beantragt
NRW-Justizminister Peter Biesenbach (CDU) sagte der Nachrichtenagentur dpa, allein auf die Geiselnahme stünden mindestens fünf Jahre Haft. "Straftaten sollen sich nicht lohnen. Wir wollen mutmaßliche Täter nicht nur vor Gericht bringen, wir wollen ihnen auch an das inkriminierte Geld", erklärte Biesenbach.
Die Einziehung von mindestens 340.000 Euro und der Villa als Tatobjekt wurden beantragt. Der Wert der Villa wird auf eine Million Euro geschätzt. Der Einziehung unterliegen laut "Rheinischer Post" außerdem auch Uhren im Wert von rund 120.000 Euro, ein Koffer mit 58 Parfüm-Flakons sowie 24 Kleidungsstücke der Marken Philipp Plein und Tommy Hilfiger.
Gericht: Niederländischer Händler betrogen und entführt
Durch ihre Verbrechen sollen die Angeschuldigten zwischen 300.000 und 485.000 Euro erlangt haben. Der Schaden hinsichtlich des Sozialleistungsbetruges beläuft sich verschiedenen Berichten zufolge zudem auf insgesamt rund 450.000 Euro.
Bereits im August 2021 waren fünf Angehörige des Clans zu Haftstrafen in Höhe von bis zu siebeneinhalb Jahren verurteilt worden, unter anderem wegen Geiselnahme: Das Düsseldorfer Landgericht war überzeugt, dass die Männer einen niederländischen Autohändler beim Verkauf eines Rolls Royce zunächst betrogen und ihn Monate später in Venlo verprügelt, entführt, mit seiner Erschießung gedroht und ausgeraubt hatten.
Die Angeklagten hätten Luxusautos im Internet zum Kauf angeboten, die sie gar nicht besaßen, hieß es im Urteil. Als der niederländische Händler 2017 Anzeige erstattete, sei er auf einen Parkplatz gelockt und nach Deutschland entführt worden. Ihm sei gedroht worden, seinem Sohn etwas anzutun, falls er nicht weitere 100.000 Euro zahle.
- Material der Nachrichtenagentur dpa
- "Rheinische Post": "Anklage gegen mutmaßliche Mitglieder des Leverkusener Al-Zein-Clans erhoben"
- "Bild": "Sieben Al Zein-Clanmitglieder angeklagt"