Friedhofskultur in Köln Zahl muslimischer Bestattungen wächst

In Köln hat sich die Zahl muslimischer Bestattungen in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. Dennoch bevorzugen viele Gläubige die Rückführung in ihre Herkunftsländer.
Die Zahl muslimischer Bestattungen ist in vielen NRW-Kommunen im vergangenen Jahrzehnt deutlich angestiegen. Mehrere Städte werden demnächst ihre Kapazitäten auf den entsprechenden Grabfeldern erweitern oder haben dies jüngst getan, wie eine dpa-Umfrage unter mehreren Großstädten ergab.
Die Zahl der Bestattungen auf den dafür vorgesehenen Grabfluren hat sich beispielsweise in Köln in den vergangenen zehn Jahren ungefähr verdoppelt: 185 waren es 2024. Zum Vergleich: In Köln werden jährlich mehr als 8.500 Menschen bestattet.
Die Mehrheit der gläubigen Muslime wird aber nach Auskunft des Zentralrats der Muslime (ZMD) weiter nach dem Tod in ihre Herkunftsländer überführt. Eine Bestattung auf einem kommunal betriebenen Friedhof stelle für viele nur die zweitbeste Lösung dar, sagte der ZMD-Landesvorsitzende Samir Bouaissa der Deutschen Presse-Agentur.
Bedarf entwickelt sich, doch stößt auf Hemmnisse
In der muslimischen Bevölkerung sei der Bedarf, auf einem muslimischen Friedhof in Deutschland bestattet zu werden "noch sehr zurückhaltend", sagt ZMD-Landesvorsitzender Bouaissa, "aber er entwickelt sich". Bislang werden die Bestattungsmöglichkeiten hierzulande von praktizierenden Muslimen eher nur dann genutzt, wenn eine Rückführung ins Abstammungsland nicht möglich ist - etwa bei Flüchtlingen aus Kriegsgebieten, glaubt Bouaissa. Es sei in nordafrikanisch- und türkischstämmigen muslimischen Familien weiter üblich, sogenannte Sterbeversicherungen abzuschließen, die die Transportkosten für eine Bestattung im Ausland übernehmen.
Wichtiger Grund: Im muslimischen Glauben genießt das Grab ein Ewigkeitsrecht, es sollte möglichst nicht wiederbelegt werden. Für viele Gläubige stelle es entsprechend ein großes Hemmnis dar, das in Deutschland Ruhezeiten von Grabstätten befristet sind, erläutert Bouaissa.
Gespräche zeigten andererseits, dass eine wachsende Zahl der Muslime in dritter oder vierter Generation sich vorstellen könnten, in Deutschland bestattet zu werden - vor allem, wenn dies nach muslimischem Ritus inklusive des sogenannten Ewigkeitsrechts geschehen könne. "Viele haben ja keinen oder noch wenig Bezug in die alte Heimat", sagt Bouaissa. Da falle es auch zunehmend schwerer, die im Ausland bestatteten Toten mit regelmäßigen Besuchen entsprechend islamischer Vorschriften zu ehren.
- Nachrichtenagentur dpa