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Corona in Köln: So geht es Kneipen im Teil-Lockdown


So geht es Kölner Kneipen im Teil-Lockdown


Aktualisiert am 22.11.2020Lesedauer: 4 Min.
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Gastronom Daniel Rabe steht vor seiner "Brasserie aller Kollör": Die Gaststätte hat er schon im Oktober geschlossen.Vergrößern des Bildes
Gastronom Daniel Rabe steht vor seiner "Brasserie aller Kollör": Die Gaststätte hat er schon im Oktober geschlossen. (Quelle: Susanne Wächter)

Seit Anfang November sind die Türen der Kneipen und Restaurants in Köln wieder geschlossen. Wie überstehen die Gastronomen diese schwierige Zeit? Und wann rechnen sie mit einer Wiedereröffnung?

Wenn Daniel Rabe, Gastronom und Mitinitiator der IG Gastro, die Anfang 2020 gegründet wurde, ehrlich ist, rechnet er nicht mehr mit einer Öffnung seiner Lokale in diesem Jahr. "Ich persönlich finde es passend, dass wir schließen mussten, auch wenn es für unsere Branche sehr bitter ist und viele nicht so gut dastehen", sagt Rabe. Wir stehen vor seinem Restaurant "Bagatelle" in der Südstadt. Eine kleine Schlange bildet sich vor der Tür. Mitarbeiter reichen Weinkisten, gefüllt mit hübsch verpackten Geschenken über die aufgebaute Theke. "Das ist unser Adventskalender, den wir ins Leben gerufen haben", erklärt Rabe. Eine Aktion, an der er und seine Frau Reja, mit der er seinen Läden zusammen betreibt, Spaß haben. Verdienen würden sie daran nicht wirklich etwas.

Die "Brasserie a la Kollör" hat die Reißleine gezogen

Er stehe mit seinen Läden gut da. Die "Brasserie aller Kollör", die nur einen Steinwurf von der "Bagatelle" entfernt ist, hat er schon im Oktober geschlossen. Mehr als die Hälfte seiner Einnahmen generiert er durch kleine "Wohnzimmerkonzerte". Und die darf er seit März nicht mehr ausrichten.

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"Wir haben nicht wirtschaftlich arbeiten können, auch nicht in den Sommermonaten, da haben wir die Reißleine gezogen", so Rabe. Es ist erst mal nur für den Übergang. Die Miete läuft weiter, aber Strom, Müllabfuhr und andere regelmäßige Kosten hat er eingefroren.

Er glaubt, so werden er und seine Frau es schaffen, diese Zeit zu überstehen. Zumindest bis zum Ende des Jahres. Wenn sie auch im Januar und Februar nicht öffnen dürfen, könnte es eng werden. "Dann kommt es ganz auf die staatlichen Mittel an, die wir beantragen können", sagt Rabe, der glaubt, dass es einige Betriebe in Köln nicht schaffen werden. Etwa weil Insolvenzen verschleppt werden oder sie noch nicht den Mut hatten, sich die wirtschaftlich schlechte Situation einzugestehen.

Da hilft es auch nicht jedem, Außer-Haus-Verkauf anzubieten. Denn das passt nicht für jeden Betrieb. Die "Bagatelle" etwa bietet ausschließlich Speisen in Tapas-Größe an. Das würden die wenigsten für zu Hause bestellen, ist er sicher. Andere wiederum reduzieren ihr Angebot auf das typisch winterliche Gänseessen. Oft sind es eher Angebote, um im Gespräch zu bleiben, statt wirkliche Einnahmequellen.

Mehr Zeit für die Familie

Die freie Zeit nutzen Daniel Rabe und seine Frau nun für die Familie und für neue Ideen, wie Glühwein to go anzubieten. Außerdem laden sie zusammen mit anderen Gastronomen zu einem Glühweinwanderweg durch die Südstadt ein. Auch einen Pop-up-Weinstore gibt es in seinem Restaurant.

Die Zwangspause setzt Ideen frei und schafft Freiräume. Die ungewollte Zeit nutzt auch Hülya Wolf, die zusammen mit ihrem Mann Martin die Blueskneipe "Torburg" betreibt. "Ich gehe jeden Tag mit meiner 80-jährigen Mutter spazieren. Die freut sich sehr darüber, dass ich jetzt so viel Zeit für sie habe", sagt Hülya Wolf. Auch die Kinder genießen es, dass sie nun jeden Abend zu Hause ist.

Sorgen plagen sie und ihren Mann weniger. "Wir haben im Sommer geackert wie die Blöden. Haben selbst die ganze Woche im Laden gestanden, um zu sparen und für den Winter Rücklagen bilden zu können", erzählt sie. Sie habe es geahnt, dass es im Winter wieder zu einem Lockdown kommen könne. Schade sei nur, dass die Investitionen für ihre neue Biergartenterrasse, die sie mit Schirmen, Windschutz und Heizsitzkissen winterfest gestaltet haben, zunächst umsonst waren. Jetzt betrachten sie und ihr Mann dies als Investition in die Zukunft.

Veedelskneipe im Rechtsrheinischen

Auch Bernhard Leber hat investiert. Seine kleine Veedelskneipe "Weimarer Stübchen" in Köln-Höhenberg ist zu klein, um nach den neuen Regeln viele Gäste im Inneren zu bewirten, zumal an der Theke niemand sitzen darf. Dafür hat er seine Terrasse vor Wind und Wetter geschützt, um auch in der kalten Jahreszeit Umsätze erzielen zu können.

"Ich hoffe, dass ich es noch erlebe, dass ich wieder öffnen darf wie früher", sagt der 64-jährige erfahrene Gastronom. Seit 30 Jahren ist er in dieser Branche tätig, seit zehn Jahren im "Weimarer Stübchen". Diese ist Anlaufpunkt für die Nachbarschaft – und Leber ist ein guter Zuhörer. Eine typische Veedelskneipe eben. Außer-Haus-Verkauf bietet auch Leber nicht an, denn in seinem "Weimarer Stübchen" gibt es nur Bockwurst, Frikadelle und andere Kleinigkeiten.

Leber gehört zu denen, die seit dem 2. November nur Kosten, aber keine Einnahmen haben. "Ich werde das Hilfsprogramm in Anspruch nehmen, ohne geht es nicht", sagt er. Existenzsorgen hat er zurzeit noch nicht, denn er baut auf die finanziellen Hilfen. Um aber in den nächsten Wochen noch etwas zu tun zu haben, habe er überlegt, Glühwein auszuschenken. "Ich werde das erst mal zur Probe machen und schauen, wie es funktioniert", sagt er.

Verwendete Quellen
  • Gespräche mit den Gastronomen Daniel Rabe, Hülya Wolf und Bernhard Leber
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