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Köln/Corona: Kein flächendeckender Luftfilter-Einsatz in Schulen und Kitas


Eltern ernüchtert
Kein flächendeckender Einsatz von Luftfiltern in Schulen geplant


Aktualisiert am 29.06.2021Lesedauer: 3 Min.
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Ein Schüler sitzt mit Maske im Unterricht (Symbolbild): Kinder und Jugendliche werden derzeit nicht flächendeckend geimpft, für sie gelten noch zahlreiche Einschränkungen.Vergrößern des Bildes
Ein Schüler sitzt mit Maske im Unterricht (Symbolbild): Kinder und Jugendliche werden derzeit nicht flächendeckend geimpft, für sie gelten noch zahlreiche Einschränkungen. (Quelle: Eibner/imago-images-bilder)

Trotz der derzeit niedrigen Inzidenzwerte rechnen Experten mit einem Wiederanstieg der Zahlen im Herbst. Mit Blick auf das kommende Schuljahr erinnern Kölner Eltern daher an ihre Forderung nach dem Einsatz von mobilen Luftfiltern in Schulen und Kitas. Die Stadt hingegen setzt weiterhin auf regelmäßiges Testen.

Dank der derzeit vorherrschenden einstelligen Inzidenzwerte setzt sich in vielen Lebensbereichen wieder ein Gefühl von Normalität durch – auch in den Schulen, in denen nach einigen Wochen des durchgehenden Präsenzunterrichts nun der Beginn der Sommerferien vor der Tür steht. Doch Experten betonen, dass die Situation fragil ist: Die Ausbreitung der Delta-Variante bereitet Sorgen und für den kommenden Herbst wird ohnehin wieder mit einem Anstieg der Inzidenz gerechnet.

Stadt von Luftfiltern nicht überzeugt

Kinder, vor allem die unter zwölf Jahren, werden dann die größte ungeimpfte Bevölkerungsgruppe sein. Angesichts dessen hakte eine Gruppe von Eltern, die sich seit dem vergangenen Jahr für den Einsatz von mobilen Luftfiltern in Schulen und Kitas einsetzt, bei der Stadt nach, wie dort inzwischen über den Einsatz der Geräte gedacht wird. Doch auch eine zwischenzeitliche Erprobung hat die Stadtverwaltung nicht vom Nutzen der Luftfilter überzeugen können.

Die Forderung nach dem Einsatz der Geräte war im Februar dieses Jahres laut geworden, als die Schulen trotz anhaltend hoher Inzidenzwerte den Präsenzunterricht im Wechselmodell aufnehmen sollten. Die Stadtschulpflegschaft Köln hatte sich dafür starkgemacht und eine Petition ins Leben gerufen, die die Stadt aufforderte, unverzüglich alle Schul- und Kita-Räume mit mobilen Luftfiltern auszustatten – die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Köln hatte sich der Forderung angeschlossen.

Die Stadt hingegen hatte den Nutzen der Geräte in Zweifel gezogen und das Lüften der Räume weiterhin als ausreichend angesehen. In Gesprächen mit den Eltern hatten Vertreter der Verwaltung diesen dann zugebilligt, in Zusammenarbeit mit der Technischen Hochschule Köln eine "Anwendungsbeobachtung" der Geräte in Schulräumen durchzuführen.

CO2-Ampeln sollen helfen

Diese Anwendungsbeobachtung ist inzwischen abgeschlossen, ihre Ergebnisse wurden den in der Sache engagierten Eltern präsentiert. Doch deren Aussagen zufolge fühlt sich die Stadtverwaltung durch die Resultate in ihren Annahmen wohl bestätigt. "Die Übertragung durch Aerosole spiele eine untergeordnete Rolle bei der Übertragung; Abstand, Masken und Lüften scheinen ausreichende Maßnahmen zu sein, Luftfilter seien nur dort sinnvoll, wo nicht gelüftet werden kann, das hat man uns als Ergebnisse genannt", so Thomas Jung, der sich als Mitglied des Elternbeirats einer Kita für den Einsatz von Luftfiltern einsetzt.

Um das Lüftungsverhalten zu verbessern, sollen künftig "CO2-Ampeln" eingesetzt werden, die anhand des CO2-Gehaltes anzeigen sollen, wann es wieder Zeit wird, die Fenster aufzumachen.

Aus Sicht der Stadt ist die Sache damit quasi erledigt. "Der Krisenstab hat sich mehrfach mit dem Thema befasst, weitere Dinge in diese Richtung sind nicht geplant", so eine Sprecherin der Stadt. "Alle geforderten Vorgaben und Förderrichtlinien wurden erfüllt – heißt, alle nicht optimal belüftbaren Räume wurden mit Geräten ausgestattet." Sollte es neue Richtlinien von Seiten des Bundes oder des Landes gebe, werde man diese prüfen und nach Möglichkeit umsetzen.

"Gigantische Herausforderung"

Die Vertreterin des Presseamtes wird jedoch auch deutlicher: "Für eine Millionenstadt mit Tausenden Räumen in Kitas und Schule wäre die Anschaffung und Installation von Luftfiltergeräten eine gigantische organisatorische Herausforderung – bei der Beantragung, der Montage, Wartung und, ja, auch finanziell". Ohnehin seien die Schulträger für die Schulgebäude zuständig, aber für alles, was in der Schule passiere, zeichne sich das Land verantwortlich.

Weder Land noch Bund hätten bisher Vorgaben für den Einsatz von Luftfiltergeräten gemacht. "Darum wird noch gewartet, wie sich die Lage auf Landes- und Bundesebene gestaltet, bevor man so ein gewaltiges Projekt startet", sagt sie. Eine Veröffentlichung der Ergebnisse der Anwendungsbeobachtung sei in jedem Fall nicht geplant.

Jung bezeichnet den Standpunkt der Stadt als "sehr ernüchternd". Und weiter: "Der eigentliche Grund der Ablehnung ist also der finanzielle Aufwand, das wurde nun erstmals so eingeräumt", sagt er, "das heißt, man hat also ein gutes Jahr lang eine Scheindiskussion geführt". Im Zusammenhang mit dem Gesundheitsschutz von Kindern und Jugendlichen mit einer Kosten-Nutzen-Abwägung zu argumentieren, halte Jung für "zynisch".

Für die Teststrategie, die sich die Stadt zugutehält, hat er jedoch auch lobende Worte übrig. "Die Lolli-Methode scheint fantastisch zu funktionieren", sagt er. Von Mitte März bis Mitte Mai seien nach dieser Methode insgesamt 33.000 Pool- und Einzeltestungen durchgeführt und 87 Corona-Fälle entdeckt worden. Die Auswertung der Daten soll künftig helfen, das Infektionsgeschehen in Kitas besser einschätzen zu können. "Wenn man das Ganze dahin bringen könnte, dass auch nur negativ getestete Schüler das Schulgebäude betreten, wären Filter in der Tat ein Stück weit obsolet."

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Thomas Jung
  • Aussagen des Presseamts Köln
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