Polizei ermittelt gegen Autofahrer in Leipzig
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Bei einer Demo der "Letzten Generation" in Leipzig wurde eine Aktivistin von einem Auto angefahren. Die Polizei ermittelt.
BΓ€ume vor dem Bundestag fΓ€llen und Grundgesetz-DenkmΓ€ler beschmutzen. Die Gruppe "Letzte Generation" hat in den vergangenen Wochen mit umstrittenen Aktionen auf den Klimawandel aufmerksam gemacht. Auch bei der Aktion in Leipzig am Mittwoch haben sich die Aktivistinnen einige Feinde gemacht: Ein Autofahrer fuhr sogar durch die Blockade.
Mit ihren orangefarbenen Warnwesten und Bannern sowie selbst gebastelten Pappschildern marschierten die Klimademonstrantinnen auf die Kreuzung vor dem Leipziger Stadion zu. Sie kamen nicht nur aus Leipzig, sondern auch aus Berlin und weiteren StΓ€dten. Gegen 10 Uhr stellten sie sich auf die Kreuzung Jahnallee/MarschnerstraΓe stadteinwΓ€rts.
Vielen Autofahrern passte das nicht in die Tagesplanung. Gleich zu Beginn, bevor die Aktivistinnen die Gelegenheit hatten, sich festzukleben, fuhr ein Autofahrer aus der ersten Reihe gegen eine der Demonstrantinnen. Diese wich zur Seite und musste das Auto durchlassen. Weitere Autos drΓ€ngten sich ΓΌber den Radweg an der Blockade vorbei β ohne RΓΌcksicht auf die ankommenden Radfahrer.
Polizeisprecher Olaf Hoppe teilte auf Anfrage mit, dass gegen den Autofahrer, der die Demonstrantin angefahren hatte, nun Ermittlungen wegen des Verdachts der KΓΆrperverletzung aufgenommen wurden.
Die Wut der Autofahrer: "Weg mit dem Dreckspack!"
Als die Polizei rund zehn Minuten nach Start der Aktion eintraf, klebten sich die Aktivistinnen bei Schnee und Minusgraden fest. WΓ€hrend vorbeifahrende Radler teils jubelten, kamen wΓΌtende Autofahrer auf die Aktivistinnen zu. "Ich hab einen wichtigen Termin beim Arzt, auf den ich schon ewig warte. Wisst ihr ΓΌberhaupt, was ihr hiermit anrichtet?", schrie eine Frau. "Weg mit dem Dreckspack!", raunte ein Mann von weiter hinten.
Auch ein Familienvater kritisierte die Blockade lautstark. Der Lieblingsausruf der wΓΌtenden Masse: "Geht doch lieber mal arbeiten! Ihr lebt lieber auf unsere Steuergelder und macht dann sowas." Zwar konnte die "Letzte Generation" die Wut verstehen; diese Aussage lieΓ man sich dann aber doch nicht bieten. Aktivistin Pia Osman erzΓ€hlte, dass sie politische Bildungsarbeit in Schulen betreibt. Eine weitere Demonstrantin ist Vollzeitmutter.
Als die polizeiliche VerstΓ€rkung eintraf, stauten sich die Autos schon bis zur ZeppelinbrΓΌcke. Rund 20 Beamte versuchten, die Autofahrer zu beruhigen, und fingen an, mit den Aktivistinnen ins GesprΓ€ch zu kommen. Alles wirkte sehr routiniert β die Festklebe-Aktionen der "Letzten Generation" sind im polizeilichen Alltag angekommen. Genauso die Anzeigen und Ermittlungen gegen die Aktivisten wegen des VerstoΓes gegen das Versammlungsgesetz und NΓΆtigung.
Frauen von Klimakrise stΓ€rker betroffen
"NatΓΌrlich ist es extrem kalt, natΓΌrlich macht es keinen SpaΓ, hier meine Hand auf den Boden zu kleben und von der Polizei mitgenommen zu werden. Es ist eine Ausnahmesituation", so Pia Osman. "Aber es ist nΓΆtig, damit die Bundesregierung irgendwann begreift, dass es so nicht weitergehen kann."
Zum Frauentag am Mittwoch hatten sich nur Aktivistinnen an der Aktion beteiligt. Sie wollten darauf aufmerksam machen, dass Klimagerechtigkeit vor allem etwas ist, das Randgruppen betrifft. Frauen, in wirtschaftlichen und politischen Macht- und Verantwortungspositionen unterreprΓ€sentiert, spΓΌren die Folgen des Klimawandels stΓ€rker.
Daher die Forderung der "Letzten Generation": "Wenn wir die Klimakatastrophe verhindern wollen, mΓΌssen wir Ernst machen. Unsere Demokratie muss dringend wieder handlungsfΓ€hig werden. Und zwar jetzt!"
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