"Wollen unsere Ruhe" Verein fordert Nachtflugverbot in Nürnberg
Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Ein Verein kämpft für stille Nächte in Nürnberg. Doch der Flughafen hält dagegen – und betont die Vorteile des 24-Stunden-Betriebs.
Rund um die Uhr starten und landen in Nürnberg Flugzeuge. 365 Tage im Jahr. Anders als an den anderen beiden bayerischen Flughäfen in Memmingen und München gibt es in Nürnberg nämlich kein Nachtflugverbot. Der Verein "Fluglärm-Schutzgemeinschaft Nürnberg und Umgebung" will das ändern und hat deshalb am Mittwoch im Stadtteil Ziegelstein – in unmittelbarer Nähe zum Flughafen – einen Informationsstand organisiert.
Der Verein fordert ein Nachtflugverbot zwischen 22 und 6 Uhr. Teilweise würden in dieser Zeit mehr als 30 Starts- und Landungen abgefertigt werden, rechnet Vorständin Erika Schuh vor. Sie lebt – wie viele der anderen 50 Vereinsmitglieder auch – in unmittelbarer Nähe zum Flughafen. Sie sagt: "Wir wollen einfach nachts unsere Ruhe." Erholsamer Schlaf sei schließlich ein Gesundheitsfaktor.
Tatsächlich dürfen nachts ohnehin nur "besonders lärmarme Flugzeuge" in Nürnberg landen. Doch auch die brächten viele Anwohner um ihren Schlaf, sagt Schuh. "Die hören sich bei offenem Fenster im Schlafzimmer halt nicht an, wie ein Presslufthammer, sondern wie ein Rasenmäher." Vor allem stört sie sich daran, dass nachts fast ausschließlich Flüge zu Urlaubszielen angeboten werden. Wer in den Urlaub fliegen will, könne das auch tagsüber tun, argumentiert sie.
Zur Person
Erika Schuh ist in der Nähe des Nürnberger Flughafens aufgewachsen. Damals seien nach 22 Uhr kaum Flugzeuge mehr gelandet. Nachdem sie zwischenzeitlich in anderen Ort in der Region gewohnt hat, zog sie 2016 zurück in die Nähe des Airports. Obwohl sie selbst einen festen Schlaf hat, sei sie schockiert darüber, wie viele Flugbewegungen inzwischen in der Nacht stattfänden.
Flughafen: Mobilität trägt zur Lebensqualität bei
Dieser Argumentation widerspricht Flughafensprecher Christian Albrecht. Er sagt, dass Nachtflüge nicht nur zum Wirtschaftsmodell des Nürnberger Flughafens gehören, viel mehr gehe es auch darum, dass der Flughafen den Auftrag habe, die Region mit Europa zu verbinden.
Der Airport schaffe Mobilität, sagt der Flughafensprecher. Diese trage wiederum zur Lebensqualität in der Frankenmetropole bei und sei für Unternehmen in der gesamten Region ein wichtiger Standortfaktor. Albrecht sagt weiter, der Flughafen verfüge über eine 24-Stunden-Betriebsgenehmigung, um der hohen Nachfrage vor allem in den Sommermonaten gerecht zu werden. Zudem sei der 24-Stunden-Betrieb ein entscheidendes Kriterium für Fluggesellschaften, um in Nürnberg aktiv zu werden.
Der Flughafen Nürnberg
Der Albrecht Dürer Airport liegt im Norden der Stadt. Jährlich starten und landen hier etwa vier Millionen Passagiere – vorwiegend zu und aus Zielen in der Europäischen Union. Der Flughafen gehört zu gleichen Anteilen Stadt und Freistaat. Neben den Linienmaschinen heben auch Rettungs- und Ambulanzflüge rund um die Uhr ab. Die Einflugschneisen liegen über dem Nürnberger Norden und Osten sowie Fürth.
Würde nun ein Nachtflugverbot eingeführt werden, würden sich womöglich einige Airlines komplett zurückziehen, befürchtet Albrecht. Er sagt, dass dadurch ganze Strecken wegfallen könnten oder wenigstens die Anzahl der Flüge sinken würde. Der Flughafensprecher glaubt, dass sich dadurch die Lebensqualität verschlechtern und die Attraktivität der Region sinken könnte.
"Dann werden wir den Verein glücklich auflösen"
Schuh will diese Argumente nicht gelten lassen. "An anderen Flughäfen funktioniert es auch mit Nachtflugverbot", sagt sie. Sie will deshalb mit ihrem Verein – der im übrigen schon seit den 70er-Jahren – besteht, weiter dafür kämpfen und noch andernorts Infostände organisieren. Auch Fürth-Stadeln, Herzogenaurach oder der Erlanger Westen seien etwa vom Fluglärm betroffen.
Gegen den Flughafen per se hätte im Verein aber niemand etwas, betont Erika Schuh. Es ginge ihnen auch nicht darum, jemanden das Fliegen zu verbieten. "Wenn ein Nachtflugverbot kommt, werden wir den Verein glücklich auflösen".
- Reporter vor Ort
- Telefonat mit der Flughafenpressestelle