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Getötete Teenager in Asperg – Eiberger: "Im Moment überschattet das alles"


Zweimal wurden Teenager getötet
Aspergs Umgang mit der traurigen Realität

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Von Michael Ströbel

Aktualisiert am 20.04.2023Lesedauer: 3 Min.
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Gedenkstätte am Rande des Schotterparkplatz: Hier gedenken die Asperger dem verstorbenen 18-jährigen Lukas.Vergrößern des Bildes
Gedenkstätte am Rande des Schotterparkplatzes mitten in der Kleinstadt: Hier gedenken die Asperger des verstorbenen 18-jährigen Lukas. (Quelle: Michael Ströbel/t-online)

Zwei brutale Verbrechen in nur einem Jahr: Was immer weit weg wirkt, ist für Asperg grausame Realität geworden. Was macht das mit der Kleinstadt bei Stuttgart?

Gleich zwei junge Menschen sind in weniger als einem Jahr in der Stadt Asperg (Kreis Ludwigsburg) auf grausame Art zu Tode gekommen: Im vergangenen Juli wurde die erst 17 Jahre alte Tabitha E. getötet – mutmaßlich von ihrem 35-jährigen Ex-Freund.

Am Karsamstag dieses Jahres dann das nächste schlimme Verbrechen: Mitten in der Stadt fallen auf einem Schotterparkplatz Schüsse. Nur einen Steinwurf von einem großen Wohngebiet entfernt stirbt der 18-jährige Lukas; sein gleichaltriger Freund kommt schwer verletzt ins Krankenhaus.

Zwei Gewalttaten. Zwei Opfer, die praktisch ihr ganzes Leben noch vor sich hatten. Was macht das mit einer Gemeinde?

"Die Stadtgesellschaft belastet das natürlich immens", sagt Bürgermeister Christian Eiberger zu t-online. Auch er selbst sei vorher auf derlei Situationen nicht vorbereitet gewesen. Jetzt müsse er sich allerdings damit auseinandersetzen und "schauen, was wir anders machen können, damit so etwas nicht noch einmal passiert". Die Angehörigen wolle er unterstützen, so gut es geht.

Aspergs Bürgermeister: "Im Moment überschattet das alles"

Die Anteilnahme in der 13.500-Einwohner-Stadt nahe Stuttgart ist groß. Vor allem unter den Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Stadt. Auf eigene Faust richteten sie eine Art Gedenkstätte am Rande des Parkplatzes ein. Dutzende Kerzen und Fotos des Opfers stehen hier, Hunderte Blumen sind niedergelegt worden. Abschiedsbriefe geben einen kleinen Einblick in die Trauer, die das schwäbische Städtchen umhüllt.

"Im Moment überschattet das natürlich alles", sagt Christian Eiberger. Dennoch betont er: "Uns geht es gut und wir können uns sicher fühlen." Dafür habe auch die Arbeit der Polizei gesorgt: "Der schnelle Ermittlungserfolg war für die Stadtgesellschaft und mich enorm von Bedeutung", so der parteilose Politiker.

Trotzdem gebe es rund um den Tatort nahe der Goethe-Schule eine große Verunsicherung, räumt er ein, "die man auch nur verstehen kann". Eiberger verstehe auch, wenn Eltern ihre Kinder jetzt lieber vom Bahnhof abholen oder ihnen eine andere Route empfehlen, um nicht an dem Tatort vorbeigehen zu müssen.

Eibergers Wunsch: Mehr Seriosität der Presse

Deshalb will er "auch in den dunkleren Ecken Licht reinbringen" – aller Energiesparambitionen zum Trotz. So soll das Sicherheitsgefühl wieder wachsen. "Ein solches Gewaltpotenzial hat niemand erwartet und kann auch niemand erwarten", sagt Eiberger.

Derzeit werde in der Region viel spekuliert darüber, was genau vorgefallen sei, woher die Waffen gekommen seien und vieles mehr. Für den Bürgermeister aber ist nur wichtig, dass die Ermittlungen weitergehen. "Solange die laufen, finde ich es gut, dass Staatsanwaltschaft und Polizei zurückhaltender sind", sagt er – auch wenn mehr Informationen der Behörden so manches Gerücht zerstreuen könnten.

Alle Spekulationen darüber hinaus könne man ohnehin nicht einfangen. "Die Polizei weiß schon, was sie macht", ist er zuversichtlich. Einen Wunsch hat er dann allerdings doch: mehr Seriosität von der Presse. Hier sei Spekulieren nicht hilfreich.

Diskussionen um Flüchtlingsunterkunft nahe Asperg

Dass jüngst auch noch der Prozess gegen Tabithas mutmaßlichen Mörder begonnen hat, macht die Arbeit des Bürgermeisters nicht leichter. "Das sorgt natürlich dafür, dass der Fall derzeit wieder deutlich präsenter ist." Mit Spannung sieht er dem Ausgang des Verfahrens entgegen.

Wichtig ist Eiberger zu betonen, dass zwar die beiden jungen Opfer aus Asperg stammten, die Täter hingegen größtenteils nicht: "Der, der wegen der ermordeten Aspergerin vor Gericht steht, war kein Asperger", sagt er. Und auch im anderen Fall stammten von vier verhafteten Verdächtigen drei nicht aus Asperg. Trotzdem: "Es ist alles andere als schön, dass der Name Asperg über allem hängt."

Zu allem Übel kämen derzeit noch Diskussionen um eine nahe Asperg geplante Landeserstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete hinzu. Vor Ort ein weiteres großes Politikum – auch weil Tabithas mutmaßlicher Mörder einst selbst als Flüchtling in die Region gekommen war. Und: Bei 1.000 bis 3.000 Menschen, die dort untergebracht werden könnten, könne das Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger leiden.

Gemeinsam mit dem Gemeinderat will Christian Eiberger nun überlegen, welche Aktionen die Stadt starten könne, um wieder andere Themen mit dem Namen seiner Kommune zu verbinden. Denn, wie bereits erwähnt: "Asperg geht es gut und wir können uns sicher fühlen."

Verwendete Quellen
  • Recherche vor Ort
  • Gespräch mit Christian Eiberger, Bürgermeister von Asperg
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