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Wuppertal Kolumne: Corona-Krise – Endzeit oder Chance?


Kolumne "Scheuges Talfahrt"
Die Corona-Krise – Endzeit oder Chance?


Aktualisiert am 20.03.2020Lesedauer: 3 Min.
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Wuppertal von oben: Kabarettist Jürgen Scheugenpflug kennt die Gepflogenheiten der Stadt in- und auswendig.Vergrößern des Bildes
Wuppertal von oben: Kabarettist Jürgen Scheugenpflug kennt die Gepflogenheiten der Stadt in- und auswendig. (Quelle: Westend61/Moritz Körschgen/imago-images-bilder)

Für t-online.de schreibt der in Wuppertal legendäre Kabarettist Jürgen Scheugenpflug exklusiv die Kolumne "Scheuges Talfahrt". Diesmal: Die Corona-Krise und Social Distancing.

Eine amüsante Kolumne in diesen Tagen zu schreiben ist fast so, als würde man bei einer handelsüblichen Bestattung mit einem Witz starten. So manchen Mitbürgern ist die Lust an witzigen Pointen wegen des Coronavirus gründlich vergangen. Obwohl das Dilemma erst beginnt.

Es fängt damit an, dass es in diesen Tagen kaum noch Klopapier gibt. Und weil das erschreckend ist, habe ich das selber überprüft. Es stimmt wirklich. Einige sind bereits auf "Zewa wisch & weg" umgestiegen, von dem es in der Werbung heißt: "Wohlfühlen durch Hygiene". Ja, das ist in diesen Tagen der Slogan: Hände waschen und Kontakt zu anderen Personen meiden. Das haben zwar die Meisten schon immer getan, nur sind es jetzt sogar Freunde, denen man kritisch begegnet. Erst recht, wenn diese blass aussehen oder gar husten.

Soziale Selbstisolation

Und da ich immer noch Raucher bin und mich ab und an räuspern muss, kommt das gar nicht gut an. Ich habe mich deshalb völlig zurückgezogen und friste seit ein paar Tagen ein einsames Dasein. Ohne übermäßigen Frohsinn und nur noch umgeben von Medien, deren Meldungen von Tag zu Tag schlimmer werden.

Zur Ablenkung bekomme ich per Whatsapp lustige Videos, wo ein Junge mal wieder frische Luft braucht. Oder Corona-Bier pichelnde JunggesellInnen, die den Teufel mit Beelzebub austreiben. Hauptsache betrunken, dann lässt sich alles besser ertragen. Die Entwicklung meines Enkels werde ich schon bald nur noch per Videoschalte erleben können. Das ersetzt dann die Fußball-Champions-League und die geliebte Sportschau. Also trübe Aussichten.

Pleite, aber mit Klopapier versorgt

Immerhin ist das Wetter schön. Die Sonne lacht, als würde sie sich über uns lustig machen und die Blümchen sprießen, dass einem das Herz überläuft. Also gehe ich spazieren in einem der schönen Parks in Wuppertal und genieße die Einsamkeit. Ich halte genügend Abstand zu Bäumen und streunenden Hunden, damit da nichts weiter passiert. Und singe Lieder im Freien, was ich in diesen Zeiten tun kann, ohne gleich eingesperrt zu werden.

Dabei kam mir erst heute Morgen der Gedanke, dass ich im Grunde pleite bin. Keine Einnahmen mehr, denn wer will jetzt noch lachen? Kabarett funktioniert halt nur, wenn Zuschauer kommen dürfen. Da aber bis auf Supermärkte, Apotheken und Baumärkte ohnehin nichts mehr geöffnet hat, kann ich auch kein Geld ausgeben. Das beruhigt dann wieder. Hauptsache ich habe Klopapier.

Auch andere Berufsgruppen sind stark betroffen. Zum Beispiel transsilvanische oder Bulgarische Einbrecherbanden. Da viele Menschen zu Hause bleiben, ist das Betätigungsfeld eben dieser freiberuflich Tätigen stark eingeschränkt. Und da muss man sagen, wird wohl weder Land noch Bund in die Tasche greifen, um Überbrückungshilfe zu leisten.

Schon vor Corona vieles nicht in Ordnung

Auch Berufszocker an der Börse, die auf jedes menschliche Leid setzen, um Millionen zu verdienen, haben es in diesen Zeiten nicht ganz leicht. Ganz zu schweigen von Hellsehern, Esoterikern und Schamanen, die das Chaos nicht vorausgesehen haben. Das Wort šaman bezeichnet in der mandschu-tungusischen Sprache "jemanden, der weiß", also einen besonderen Wissensträger. Ihnen wird man in Zukunft nicht mehr ohne weiteres trauen.

Wie geht nun weiter? Das weiß im Moment keiner. Sicher ist, dass wir in Zukunft einiges ändern müssen. Aber wenn man es mal richtig bedenkt, ist dies möglicherweise auch eine Chance. Denn schon vor Corona war in unserem schönen Land vieles nicht in Ordnung.

Jürgen Scheugenpflug ist seit 1989 als Kabarettist, Moderator, Autor, Sänger und Kolumnist tätig. 2007 rief er die "Bergische Akademie für Kabarett & Comedy" ins Leben. Aktuell ist er Leiter der bundesweiten Comedyserie "Comedy im Bett" und als künstlerischer Leiter der Kleinkunstbühne "Schatzkiste" in Wuppertals Nachbarstadt Remscheid tätig.

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