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Mine über ihre Angst: "Sie hat mich seit der Kindheit unter Kontrolle"


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Wovor haben Sie Angst, Mine?
"Sie hat mich seit der Kindheit unter Kontrolle"


Aktualisiert am 11.11.2024Lesedauer: 3 Min.
Jasmin "Mine" Stocker: "Ich bekomme sofort Puls, mein Körper reagiert."Vergrößern des Bildes
Jasmin "Mine" Stocker: "Ich bekomme sofort Puls, mein Körper reagiert." (Quelle: Bastian Bochinski)
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Über die Angst vor dem Tod denkt sie als Mutter heute anders als früher. Ihre Angst vor Spinnen hat die Sängerin Mine dagegen noch nicht besiegt.

Es herrscht Krieg in der Ukraine und im Nahen Osten, der Klimawandel sitzt uns im Nacken und im Internet lesen wir Nachrichten voller Hass, Häme und Diskriminierung. Das alles schürt Angst. Prominente Persönlichkeiten beantworten in der Serie "Wovor haben Sie Angst, …?" die Frage nach dem furchtbarsten aller Gefühle, suchen Ursachen und Wege, damit umzugehen.

Persönliche Erfahrungen und das Älterwerden haben Mines Verhältnis zur Angst in vielen Dingen verändert. Nur in einer Sache ist es ihr bisher nicht gelungen, ihre Angst zu besiegen.

Mine: Musikerin und Sängerin

"Wenn ich eine Spinne sehe, bekomme ich sofort Puls, mein Körper reagiert, oft schreie ich. Ich habe eine Phobie vor Spinnen, die mich in meinem Leben einengt. Das nervt mich total, weil mich diese Angst schon seit meiner Kindheit unter Kontrolle hat: Ich habe im Flur auf dem Boden geschlafen, weil im Schlafzimmer eine Spinne war. Ich reise nicht nach Australien, weil ich dort womöglich die ganze Zeit der Angst ausgesetzt wäre.

(Quelle: Bastian Bochinski & Sophie Meyerhoff)

Zur Person

Jasmin Stocker, geboren 1986 in Stuttgart, studierte Jazzgesang in Mainz und "Producing and Composing" an der Popakademie Baden-Württemberg. Unter dem Namen Mine startete sie im Alter von 26 Jahren ihre Karriere als Sängerin. Ihre Musik enthält Jazz-, Hip-Hop-, Folk- und elektronische Elemente. Auf der Bühne wurde Mine bereits mehrfach von einem Orchester begleitet. Mittlerweile hat die Sängerin sieben Alben veröffentlicht. Ihr letztes Album "Baum" veröffentlichte sie im Februar 2024.

"Angst ist das schlimmste Gefühl"

Angst ist das schlimmste Gefühl, schlimmer als Schmerz. Als Teenager hatte ich Angststörungen, aber wusste noch nicht, dass es Angststörungen sind. Damals ging man auch nicht in Therapie. Ich hatte so starke Angst und Albträume, dass ich teilweise über Wochen nicht richtig geschlafen habe. Das hat mein Leben komplett eingenommen. Ich hatte krasse Angst vor dem Tod und der Vorstellung, dass das Leben einfach aufhört, dass von mir nichts mehr übrigbleibt.

"Selbsthass spielte oft eine Rolle"

Für meine Grenzen fehlt mir manchmal aber das Gespür. Ich arbeite viel, habe mit den Kindern zu Hause immer etwas zu tun. Einfach nur auf dem Sofa liegen, das gibt es nicht mehr. Aber ich muss meine Grenzen erkennen. Denn wenn mir alles zu viel wird, kommen die Depressionen. Ich habe noch immer Zweifel und Phasen, in denen ich nicht gut zu mir selbst bin. Dann geht plötzlich gar nichts mehr. Diese Phasen hatten bisher immer einen Auslöser, Selbsthass spielte oft eine Rolle. Mit Anfang 20 bin ich an jemanden geraten, der mir nicht guttat. Es war schwer, zu erkennen, dass ich in einer toxischen Beziehung feststeckte. Ich musste lernen, mich selbst wieder wertzuschätzen.

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"Das klingt egoistisch"

Früher hatte ich auch Angst davor, älter zu werden. Aber je älter ich werde, desto mehr sehe ich es als Teil von mir. Ich liebe mich jetzt mehr. Als ich jung war, fand ich alles an mir hässlich, heute finde ich alles an mir schön. Der Blick auf mich selbst beweist, dass das Älterwerden an sich völlig egal ist.

Aber Krankheit, die kann man nicht beeinflussen und das macht mir Angst. In meiner Familie gab es viel Krankheit. Ich habe mir häufig vorgestellt, wie es wäre, krank zu sein, und zu merken, dass der Körper einfach verfällt. Ich habe gedacht: 'Zum Glück bin ich es nicht.' Das klingt schlimm und egoistisch.

Ich habe auch Schiss davor, dass ich jemanden mit meinen Worten verletze. Das ist mir schon ein paar Mal passiert. Ich möchte ein guter Ally (Anmerkung der Redaktion: Jemand, der für diskriminierte Gruppen einsteht) sein, aber bin in einer Gesellschaft mit homophoben, transphoben und rassistischen Denkstrukturen aufgewachsen. Es ist ein Prozess, diese Strukturen zu erkennen und zu verändern. Als Person, die in der Öffentlichkeit steht, habe ich eine Vorbildfunktion – und Angst, zu verkacken."

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Mine
  • Eigene Recherche
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