Wenn Rocker den Limbo tanzen: David Hasselhoff in Berlin

Berlin (dpa) - Florian ist mit drei Freunden aus Schwerin angereist, bewaffnet mit mehreren Flaschen Bier. Der VolltΓ€towierte kommt in seiner Rockerkutte schon tanzend an seinem Platz an.
Sitzen will er aber nicht. Die nΓ€chsten zweieinhalb Stunden will er in Erinnerungen schwelgen - beim Tourauftakt von David Hasselhoff in Berlin.
"Einfach nur geil", findet Florian das Konzert des US-Amerikaners am Mittwochabend im ehrwΓΌrdigen Friedrichstadtpalast. "Ich sehe vielleicht nicht so aus, aber ich finde einige Lieder richtig gut", sagt der Fan von Rockmusik und Heavy Metal. "'Limbo Dance' zum Beispiel. Der darf auf keiner Gartenparty fehlen."
Es ist ein interessantes Publikum, das der Serienstar aus den 80er und 90er Jahren auf seiner "30 Jahre Looking For Freedom"-Tour anzieht. Der "Limbo Dance"-Rocker, die jung gebliebene GroΓmutter mit roter Rose in der Hand und die alten Schulkumpels, die sich an unbeschwerte Zeiten erinnern wollen.
"In der Schule haben wir damals in der Sportumkleide immer 'Crazy For You' gehΓΆrt. Daran habe ich heute wieder gedacht", sagt Philip aus Stade, der mit einem Freund aus der Heimat hier ist. Auf der Autofahrt haben sie sich drei Hasselhoff-Alben reingezogen, spΓ€ter im Hotel wollen sie noch eine Folge "Knight Rider" schauen.
"Die Leute genieΓen einfach die Show und erinnern sich zurΓΌck an die gute, alte Zeit", sagt Hasselhoff selbst ΓΌber sein Publikum. "In meiner Show geht es darum, das Leben zu feiern. Den Mauerfall. Die Freiheit. Die Kindheit. Das Leben."
Rund 30 Jahre nach seinem grΓΆΓten Hit "Looking For Freedom" ist der Kultstar an diesem Mittwochabend zurΓΌck an der StΓ€tte seines grΓΆΓten Erfolgs. Am Brandenburger Tor, nur eine S-Bahn-Station vom Friedrichstadtpalast entfernt, feierte Hasselhoff Silvester 1989 mit hunderttausenden Deutschen den Mauerfall.
An diesen legendΓ€ren Auftritt erinnern beim Berlin-Konzert von "The Hoff" Einspieler, die auf der Videoleinwand laufen. Die rund 2000 Fans, viele davon mit dem Konterfei ihres Idols auf dem Shirt, mΓΌssen zweieinhalb Stunden auf den Kulthit warten. Ganz am Ende schmettert ihn Hasselhoff von der BΓΌhne - wie damals in Blinke-Lederjacke und mit Klavierschal um den Hals.
Zuvor prΓ€sentiert er zusammen mit der Oldenburger Band "United Friends" Trash-Hits wie "Hooked on a Feeling" oder "Get Out Of My Car", die Gassenhauer "Country Roads" und "Sweet Caroline", aber auch mehrere Balladen. Bei denen gΓΆnnt der 65-JΓ€hrige seinen AnhΓ€ngern eine kurze Partypause.
Denn obwohl es auf Wunsch des Veranstalters im Saal keinen Alkohol gibt, will die Mehrheit der Hasselhoff-Fans vor allem eins: feiern. Viele haben vor dem Eingang schnell noch ihre letzten Bier- und SchnapsvorrΓ€te geleert.
Und so Γ€hnelt die Stimmung im ehemaligen DDR-Revuetheater zeitweise der in einem FuΓballstadion. "Na na na na, na na na na, hey hey, Hasselhoff", stimmen die Besucher immer wieder an und bringen damit selbst "The Hoff" zeitweise aus dem Konzept.
Im letzten Drittel der Show trauen sich sogar immer wieder Fans auf die BΓΌhne, um mit ihrem Idol ein Selfie zu machen oder ihm, wie damals in der "ZDF Hitparade", Blumen zu ΓΌberreichen - zum Leidwesen der Ordner.
Der Entertainer will auf seiner Tour aber nicht nur als selbstironischer Trash-SΓ€nger wahrgenommen werden, sondern als ernstzunehmender Musiker. Mit krΓ€ftiger Stimme intoniert er gegen Ende den David-Bowie-Klassiker "Heroes" - teilweise auf Deutsch.
"Wir sind dann Helden fΓΌr einen Tag", singt Hasselhoff vor den Bildern der Wiedervereinigung und von FlΓΌchtlingshelfern. Im Publikum ist Rockfan Florian seinem persΓΆnlichen Helden zumindest fΓΌr einen Abend ganz nah gewesen. "David ist der Held meiner Jugend - iss einfach so."
Tourdaten: Braunschweig (12.4.), Neubrandenburg (13.4.), Hamburg (14./29.4.), Magdeburg (15.4.), NΓΌrnberg (16.4.), Leipzig (17.4.), Wetzlar (18.4.), Jena (20.4.), Ludwigsburg (21.4.), Suhl (22.4.), Oberhausen (25.4.), SaarbrΓΌcken (26.4.), Lingen (Ems) (27.4.), Bremen (28.4.) und Berlin (30.4.).