John Mellencamp lÀsst den "Boss" mitsingen
Berlin (dpa) - Es ist mehr als nur ein Marketing-Coup, dass auf John Mellencamps 25. Studioalbum ein Superstar der US-Musikszene mitwirkt: Bruce Springsteen.
Der "Boss" unterstĂŒtzt den fast gleichaltrigen Kollegen auf den Songs "Wasted Days", "Did You Say Such A Thing" und "A Life Full Of Rain". Man spĂŒrt die gemeinsame WellenlĂ€nge zweier AushĂ€ngeschilder des amerikanischen Storyteller- und Heartland-Rocks.
"Ich wĂŒrde Bruce als einen meiner besseren Freunde im MusikgeschĂ€ft betrachten", sagte Mellencamp (70) in einem Radiointerview ĂŒber die Verbundenheit mit Springsteen (71). "Bruce und ich reden ziemlich viel miteinander. (...) Er ist jetzt wie mein groĂer Bruder."
Nach dem Coveralbum "Other Peopleâs Stuff" (2018) veröffentlicht Mellencamp, der nach wie vor hĂ€ufig die Top 10 der US-Charts erreicht, auf "Strictly A One-Eyed Jack" nun wieder eigenes Material. Und das kann auch vier Dekaden nach seinem groĂen Durchbruch mit "American Fool" (1982), "Uh-Huh" (1983) und "Scarecrow" (1985) - einem famosen Folkrock-Albumdreiklang - durchaus ĂŒberzeugen.
Erdige Americana-Sounds werden geboten, nicht mehr und nicht weniger - geprĂ€gt von Mellencamps kraftvoller Reibeisenstimme (bei gelegentlicher ErgĂ€nzung durch den berĂŒhmteren "Buddy" Springsteen). "Gone So Soon" ĂŒberrascht in dem rustikalen Umfeld als traumhaft schöne Jazz-Ballade mit AnklĂ€ngen an Louis "Satchmo" Armstrong.
Erstklassiger GeschichtenerzÀhler
Der im US-Bundesstaat Indiana geborene Mellencamp begann seine Karriere Mitte der 1970er Jahre zunÀchst erfolglos unter dem Alias "John Cougar" und hat sich seither stetig zu einem erstklassigen, oft sozialkritischen GeschichtenerzÀhler entwickelt.
Der legendÀre Johnny Cash zÀhlte ihn zu den besten lebenden Songwritern, 2008 wurde der Grammy-Gewinner in die "Rock and Roll Hall of Fame" aufgenommen. 60 Millionen Alben soll er mittlerweile verkauft haben, Single-Hits wie "Jack And Diane" oder "Hurts So Good" laufen noch oft im US-Radio.
Mit "Strictly A One-Eyed Jack" beweist Mellencamp nun abermals, dass er weit mehr ist als ein "Springsteen fĂŒr Arme", wie er mal genannt wurde - gerade auch weil der "Boss" das Album mit seiner Anwesenheit adelt. "Das hat mich manchmal angepisst", sagte er der "Times" ĂŒber den spöttischen Vergleich mit dem angeblichen Rivalen. "Ich weiĂ, dass das nicht passt, und Bruce weiĂ es auch."