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"Princess Charming"-Kandidatin nach sexuellem Übergriff: Von RTL "wissentlich ignoriert"


Sexueller Übergriff bei Dreharbeiten
"Princess Charming"-Kandidatin erhebt schwere Vorwürfe gegen RTL

Von Charlotte Koep

Aktualisiert am 22.11.2022Lesedauer: 4 Min.
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Jo: Die 28-Jährige nahm an der ersten Staffel von "Princess Charming" teil.Vergrößern des Bildes
Jo: Die 28-Jährige nahm an der ersten Staffel von "Princess Charming" teil. (Quelle: Instagram / edens_child)

Ex-Kandidatin Jo erhebt Vorwürfe gegen "Princess Charming". Die Produktion reagiert – doch für die 28-Jährige macht das Statement alles nur noch schlimmer.

Jo ist eine Kandidatin der ersten "Princess Charming"-Staffel, in der sich Irina Schlauch auf die Suche nach der großen Liebe begab. In die schönen Erinnerungen, die die 28-Jährige in dem queeren Kuppelformat sammeln konnte, mischt sich auch eine erdrückende – die aber erst heute nach außen dringt: Jo wurde während der Dreharbeiten Opfer eines sexuellen Übergriffs.

In einem Instagram-Video sprach Jo vor wenigen Tagen erstmals darüber, wie ihre Mitkandidatin Wiki sich zu ihr ins Bett gelegt und sich ihr aufgedrängt habe. "Ich war vor Ort nicht in der Lage, vielen Menschen davon zu erzählen. Ich konnte nicht die Entscheidung treffen, jemanden öffentlich anzuklagen. Ich habe mich aber einer anderen Kandidatin anvertraut und mit Wiki selbst darüber gesprochen", führt Jo die Ereignisse im Gespräch mit t-online weiter aus. Die Täterin ihrerseits streitet den Übergriff nicht ab, habe laut Jo mit ihrem eigenen Verhalten zu kämpfen.

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In Jos Fadenkreuz steht nicht die Täterin

In dem Austausch mit t-online ist es auch nicht Wiki, die Jo öffentlich anprangert – sondern die Produktion SeaPoint sowie den Sender RTL, der die Kuppelshow ausstrahlte. "Man hätte mit mir absprechen müssen, welches Verhalten ich mir wünsche, welche Art des medialen Umgangs. Mit mir wurde auch nicht besprochen, ob und wie das Ganze ausgestrahlt wird. Da war ich bis zur Ausstrahlung komplett im Dunkeln."

Stattdessen habe man sie am Morgen nach dem Vorfall lange interviewt und aufgefordert, Details zu schildern. "Es gab dabei Momente, in denen ich deutlich gemacht habe, dass ich mich an Dinge nicht mehr erinnere. Meine Erinnerung hat sich verzerrt, wenn ich an gewisse Ereignisse dachte – dazu zählt auch der sexuelle Übergriff." Doch die Crew habe dies entweder "wissentlich ignoriert" oder nicht die Kompetenzen für einen richtigen Umgang damit gehabt.

Dass sie Wiki als Täterin nicht aus dem Format ausschlossen, kritisiert Jo ebenfalls. "Aber in dem Moment war ihr Unterhaltungsfaktor möglicherweise größer und das Risiko, mich – die ihr Verhalten offen schon kritisiert hat – drin zu behalten, zu hoch", versucht sie sich die Hintergründe zu erklären. Stattdessen bekommt Jo von Irina in der nächsten Entscheidungsnacht einen Korb und muss das Format verlassen. "Ich weiß nicht, ob die Produktion dahintersteckt. Es ist nur eine Frage, die sich mir stellt", räumt sie ein.

Den Singles werden die Ausweisdokumente abgenommen

Die Produktion begünstige grenzüberschreitendes Verhalten in der Villa durch die extremen Bedingungen, die in der Show geschaffen würden, findet die ehemalige Kandidatin. Und dabei geht es nicht nur um die Dauerüberwachung durch Kameras. "Sie kontrollieren unser Schlafmuster, wir haben Schlafmangel, wir haben kein Zeitgefühl und keine Möglichkeit, mit der Außenwelt Kontakt aufzunehmen. Zudem sind die Türen zwar nicht abgeschlossen, wir wissen aber nicht, wo wir sind, und unsere Ausweisdokumente nahm man uns beim Einzug in die Villa weg", zählt Jo auf.

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Jos Theorie, dass die toxischen Umstände Übergriffe begünstigen, wurde traurigerweise bekräftigt: In der zweiten Staffel kam es wieder zu einem Vorfall – dieser wurde sogar gesendet: Princess Hanna Sökeland küsste Teilnehmerin Amelia gegen deren Willen, nachdem diese zuvor von ihrer Kussphobie gesprochen hatte.

Nach der Ausstrahlung gab es in der Community einen großen Aufschrei – und erneut ging RTL in Jos Augen falsch mit der Thematik um. "Der Übergriff wurde kleingemacht, das Opfer wurde hinterfragt. Es gab auch keine Trigger-Warnung. Offensichtlich hat das Team nichts daraus gelernt. [...] Es wurde keine Stellung bezogen."

Jo spricht trotz Verschwiegenheitsklausel

Dass sich die Geschehnisse auf eine gewisse Art und Weise in der zweiten Staffel wiederholten, war für die zukünftige Lehrerin schließlich zu viel: "Das war für mich der Moment, in dem ich gemerkt habe, dass es so für mich nicht weitergeht. Ich kann es nicht vertreten, für diese Produktion zu schweigen, weil es möglicherweise anderen passieren wird."

Jo hat – wie man es von Realityformaten kennt – vorab eine Verschwiegenheitsklausel unterzeichnet. Der Cast darf nur über die Geschehnisse sprechen, die auch ausgestrahlt wurden. Daran hält sie sich nun nicht mehr. "Ich habe mich dazu entschieden, dieses Risiko auf mich zu nehmen und zu reden. Es ist nicht ganz ungefährlich. Aber ich fühle mich wohl und auch im Recht mit dieser Entscheidung, jetzt zu sprechen", betont sie bei t-online.

RTL reagiert – und macht die Sache nicht besser

t-online konfrontiert RTL nach dem Gespräch mit Jo. Doch statt auf den Fragenkatalog zu antworten, wird lediglich auf ein kurz zuvor veröffentlichtes Instagram-Statement verwiesen. In diesem heißt es: "Die Details und das Ausmaß des von Jo beschriebenen Vorfalls und ihre Einordnung der Situation waren uns so nicht bekannt, sonst hätte das Team vor Ort selbstverständlich sofort reagiert." Dass Jo sich gewünscht habe, über die Ereignisse zu sprechen, habe man nicht gewusst. Das "Wohlergehen" der Singles habe immer "höchste Priorität", wird weiter betont.

Diese Worte sind für Jo ein weiterer Schlag ins Gesicht, wie sie t-online erklärt: "Sie haben ein weiteres Mal die Chance ausgeschlagen, sich klar zu positionieren und Verantwortung zu übernehmen. Stattdessen sehen sie weg und suchen die Schuld in meinem Umgang. Das ist absolut fatal, nicht nur für mich, sondern auch für andere Betroffene, für die diese Show mal ein 'Safe Space' war."

Jo weiß zudem aus erster Hand, dass sie nicht die einzige Betroffene ist. "Es wurde mir viel Vertrauen entgegengebracht von Menschen, die Ähnliches erfahren haben. Mich haben auch sehr viele Nachrichten von Betroffenen aus ähnlichen Formaten erreicht. Da müssen grundsätzliche Strukturen also doll hinterfragt werden", sind ihre eindringlichen Worte.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Jo
  • E-Mail-Austausch mit RTL
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