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Sänger Holly Johnson: "Irgendwie bin ich dankbar für Aids"


Pionier der Schwulenbewegung
Sänger Holly Johnson: "Irgendwie bin ich dankbar für Aids"

Nibo

17.11.2014Lesedauer: 3 Min.
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Holly Johnson feierte mit seiner Band "Frankie Goes To Hollywood" in den 1980er Jahren große Erfolge.Vergrößern des Bildes
Holly Johnson feierte mit seiner Band "Frankie Goes To Hollywood" in den 1980er Jahren große Erfolge. (Quelle: dpa-bilder)

In den 1980er Jahren waren Holly Johnson und seine Mannen von Frankie Goes to Hollywood ("Relax, "The Power Of Love") aus der internationalen Musikszene nicht wegzudenken. Frontmann Johnson hatte während seiner Karriere nie einen Hehl aus seiner Homosexualität gemacht. Auch eine positive HIV-Diagnose im Jahr 1991 machte er zwei Jahre später öffentlich. Heute lebt er seit 23 Jahren mit der Infektion und gehört damit zu den Langzeit-Überlebenden. Der Musiker konstatiert in einem Interview mit der "taz am Wochenende" sogar: "Irgendwie bin ich dankbar für Aids."

Der inzwischen 54-Jährige hat 15 Jahre nichts von sich hören lassen. Seit Ende Oktober steht nun sein neues Album "Europa" in den Läden und besonders in seinem Heimatland England wird der Liverpooler begeistert gefeiert. Die in "Europa" aufkommende gute-Laune-Musik entspricht eigentlich so gar nicht Johnsons eher düsterem, zynischem Charakter. Ist es also Zeit für eine Zäsur? Johnson stellt klar: "Um ehrlich zu sein: Mir ist ziemlich egal, was die Welt braucht. Ich mache die Musik vor allem für mich."

"Die Ärzte gaben mir zwei Jahre"

Auf die Zeit seiner HIV-Diagnose angesprochen, erinnert sich der Sänger an dunkle Stunden: "1991 war die Diagnose wie ein Todesurteil. Die Ärzte haben gesagt: Sie sollten jetzt in Urlaub fahren. Sie gaben mir noch zwei Jahre. Schwul zu sein war in meiner Generation nicht einfach. Und nun hatten die religiösen Fundamentalisten einen neuen Grund gefunden, mich und meine Art zu leben zu verdammen. Ganz nebenbei verliert man auch noch die meisten seiner Freunde. Meine Depressionen sind in der Zeit jedenfalls nicht besser geworden."

Johnson: Kreativität am größten, wenn das Ende nahe schient

Inzwischen sei Aids aber ein Teil seiner Persönlichkeit geworden. Dass er noch am Leben sei, verdanke er auch den über die Jahre stets besser gewordenen Behandlungsmethoden: "Mittlerweile fühlt es sich eher so an wie für jemanden, der schlecht sieht und dadurch eingeschränkt ist, dass er eine Brille tragen muss. In gewisser Weise bin ich also sogar dankbar. Es gibt keinen besseren kreativen Antrieb als das Gefühl zu haben, das Ende ist nah. Wenn ich gewusst hätte, dass ich heute noch lebe, wäre ich womöglich wirklich in Urlaub gefahren."

"Wir sind schwul. Ihr könnt uns, wenn euch das nicht passt!"

Seiner Pionierarbeit, als schwuler Star im Musikgeschäft offen zu seiner Sexualität zu stehen, ist sich Johnson bewusst: "Ja, einer musste den Job übernehmen. Natürlich war mir klar, was es bedeutete, dass wir [Johnson und sein Bandkollege Paul Rutherford, Anm. der Red.] keinen Hehl aus unserer Homosexualität machten. Vor allem, weil wir gar nicht erst um Akzeptanz gebeten haben. Wir haben uns hingestellt und gesagt: Wir sind schwul. Und ihr könnt uns mal, wenn euch das nicht passt."

Seiner Ansicht nach könne Frankie Goes to Hollywood der Flügelschlag gewesen sein, "der den Schmetterlingseffekt ausgelöst hat, der drei Jahrzehnte später dazu geführt hat, dass Schwule in vielen Ländern heiraten dürfen."

Popmusik kann die Welt verbessern

Die Kraft und der Zauber von Musik haben Holly Johnson dabei sein Leben lang begleitet und sein Glaube an ihre weltverbessernde Wirkung ist bis heute unerschüttert: "Es gibt immer noch nichts Besseres, wenn man sich schlecht fühlt an einem regnerischen Tag in England, Düsseldorf oder Würzburg, wenn der Job langweilig ist oder man krank in einem Wartezimmer sitzt. Die transformierende Kraft der Popmusik ist ungebrochen."

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