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Wotan Wilke Möhring: "Erwachsen fühle ich mich nicht"


Wotan Wilke Möhring
"Erwachsen fühle ich mich nicht unbedingt"

t-online, Luca Cordes

30.04.2017Lesedauer: 4 Min.
"In Treu und Glauben"Vergrößern des BildesWotan Wilke Möhring spielt im Film "Happy Burnout" den Punk Fussel. (Quelle: Riva Filmproduktion)
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Wotan Wilke Möhring zählt zu den besten deutschen Schauspielern. In seinem neuen Film "Happy Burnout" spielt er jetzt einen Punk. Im Interview mit t-online.de spricht der 49-Jährige über seine Kindheit, das Erwachsensein - und seine eigene Zeit als Punk.

Der Leinwand-Star verkörpert den 43-jährigen Alt-Punk Fussel, der sich schon sein ganzes Leben lang um Arbeit drückt und seine Sachbearbeiterin im Jobcenter immer wieder um den kleinen Finger wickelt. Dann fliegt sein ganzes Lügengerüst auf.

t-online.de: Ihr Charakter, der Punk Fussel, flunkert sich durchs Leben. Er bezieht Hartz IV und muss schließlich mit einem Burnout ins Sanatorium, um nicht auf der Straße zu landen. Wie geht es weiter?

Wotan Wilke Möhring: Also erstmal ist Fussel natürlich sehr weit entfernt vom Burnout. Trotz Faulheit empfindet er sich aber als unfassbar nützliches Mitglied der Gesellschaft. Im Sanatorium begegnet er Menschen, denen es wirklich schlecht geht und die er mit seinen Sprüchen nicht beeindrucken kann. Da ist der Kontroll-Freak, die Mutter, die nicht loslassen kann, der Geschäftsmann, bei dem es nur noch ums Geld geht und der Sonnenstudio-Besitzer, der in nichts mehr einen Sinn sieht.

Apropos durchschummeln: Haben Sie das selbst auch schon mal gemacht?

Nein, in dieser Form nicht. Mir war vieles bekannt an der Figur, aber das Schmarotzertum nicht. Ich kannte aber genug solche Leute und wusste, wie sich das anfühlt und was man machen muss, um sich durchzumogeln.

Im Film sehen wir, dass manchmal wenig reicht, um ein Leben zu ruinieren. Der Beruf des Schauspielers ist ja auch nicht der sicherste. Haben Sie selbst Ängste?

Ich hatte da immer einen überproportionierten Optimismus (lacht). Ich habe immer gesagt: Wenn es nicht mehr brennt, dann mache ich halt was anders. Diesen Druck habe ich nie verspürt.

Haben Sie denn sonst noch Fähigkeiten, mit denen es sich Geld verdienen ließe?

Absolut! Ich habe ja vieles gelernt und wäre vielleicht Landschaftsgärtner geworden. Ich hatte immer auch im Kopf, dass ich die Schauspielerei nicht ewig machen muss. Ich habe darin ja keine Ausbildung.

Was nehmen Sie für sich aus dem Film mit?

Ich arbeite auch viel und ich weiß, was die ersten Merkmale für einen Burnout sein können: Schlaflosigkeit etwa, oder Unkonzentriertheit. Gerade in meinem Beruf wird das sofort sichtbar. Durch den Film habe ich natürlich gesehen, wohin das führen kann. Ausgebrannt sein ist ja kein willkürlicher Akt, sondern man kann einfach nicht mehr. Man muss rechtzeitig auf sich hören.

Eine besondere Stelle im Film ist die, als Fussel mit der Pflegerin (Anke Engelke) in der Küche sitzt und sie ihn fragt: „Wenn du erwachsen bist, was willst du dann machen?“ Sie werden am 23. Mai 50. Stellen Sie sich die Frage auch?

Die Frage ist ja: Von was ist man erwachsen? Wovon soll ich wegwachsen? Und wo soll ich hinwachsen? Vor dem Strafgesetzbuch ist man irgendwann erwachsen, aber man wird ja immer mehr erwachsen. Für mich ist das gar kein fester Begriff. Erwachsen fühle ich mich nicht unbedingt.

Wann kommt denn das Kind in Ihnen heraus?

Neben dem Schauspielern natürlich in der Gegenwart meiner Kinder. Man darf dieselben Sachen wieder lesen, dieselben Sachen vorsingen und sich an denselben Fragen über die Welt wieder beteiligen. Das ist ganz toll.

Was verbinden Sie denn mit Ihrer eignen Kindheit?

Ganz viele tolle Erinnerungen. Sich in der Gemeinschaft, einer Großfamilie geborgen zu fühlen. Auf der Wiese zu liegen und ein Buch zu lesen. Viele Dinge eben, die heute entschleunigt wirken. Das große Gut, auch Langeweile haben zu können. Einfach zu sein, das habe ich am meisten in Erinnerung. Kind sein zu dürfen, nicht immer zu müssen.

Kindheit ist eigentlich ein gutes Stichwort: Sie waren früher selbst Punk. Wie groß sind die Schnittmengen zwischen Ihnen und der Filmrolle Fussel?

Stimmt, ich war ein überzeugter Punk mit eigener Band und allem was dazugehört. Diese Phase hat einen großen Teil meiner Jugend ausgemacht. Deshalb hatte ich natürlich einen großen Fundus an Subtext und ganz konkret einen Freund vor Augen, der sowohl das verzeckte, als auch diesen provozierenden Gang hatte, den wir früher Jojo-Gang nannten. Es war schön, mal wieder sechs Wochen die Springerstiefel zu schnüren und sich lasziv provokant auf dem Stuhl zu lümmeln (lacht). Das war eine große Freude.

Wundern Sie sich denn heute genauso wie Fussel im Film darüber, was aus ihren wilden Freunden von einst geworden ist?

Das denken die von mir wahrscheinlich auch (lacht). Weil man da so ohne Plan und ohne Vorgabe der Eltern ins Leben gerauscht ist. Der eine ist künstlerisch begabt, der andere ist Mediziner geworden, aber da mache ich keinen Vergleich. Ich finde es toll, das man so unterschiedliche Lebenswege hinter sich hat und sich trotzdem noch auf ein gemeinsames Bier treffen kann. Banker ist aber niemand geworden. Das ist dann glaube ich einen Schritt zu weit (lacht).

Der Film "Happy Burnout" ist ab sofort im Kino.

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