Promi-Geburtstag vom 2. Oktober 2020: Charlie Brown
Berlin/Minneapolis (dpa) - Selbst der eigene Hund tanzt ihm auf der Nase herum. Charles M. Schulz wusste, was er tat, als er den sympathischen Verlierer Charlie Brown und seine Freunde erschuf.
"Gewinnen ist groΓartig, aber nicht lustig", sagte der US-Comiczeichner einmal. Kaum jemand lacht ΓΌber einen, den alle mΓΆgen, dem alles gelingt. Denn gerade im Kampf mit den kleinen wie groΓen Widrigkeiten des Lebens liegt bittersΓΌΓe Komik.
Die "Peanuts" haben einen oft philosophischen, manchmal melancholischen und doch stets lebensbejahenden Blick auf unser Dasein. Allen voran der ewige Loser Charlie Brown - eine, so Schulz, "Karikatur der Durchschnittsperson".
Mit ihm beginnt das "Peanuts"-Universum, als am 2. Oktober 1950 der erste Comic-Strip in sieben US-Zeitungen erscheint. Und gleich wird er von einem unbekannten Jungen angegangen: "Der gute alte Charlie Brown", ruft der dem Vorbeigehenden vermeintlich wohlwollend zu - um im letzten Bild zu rufen: "Wie ich ihn hasse!"
Kinder hatten in Schulz' Comics schon zuvor eine Rolle gespielt. Sein Lehrer und Mentor riet ihm, noch mehr davon zu zeichnen. Schulz befolgte den Rat, und die Welt um Charlie Brown wuchs nach und nach an: eine Kinderwelt, deren Figuren jedoch auch alles aufgreifen, womit sich Erwachsene so herumschlagen. Nicht umsonst bietet die herrische, scharfzΓΌngige Lucy psychologische Hilfe an. Charlie Brown nimmt sie auch in Anspruch, wenn er einmal mehr am Leben verzweifelt.
Aber auch die anderen Figuren befassen sich stets mit den ganz groΓen Fragen. Besonders Snoopy. Anfangs noch auf vier Beinen und ohne die FΓ€higkeit zu sprechen unterwegs, entwickelt sich Charlie Browns Beagle im Laufe der Zeit zu einer den Kindern gleichwertigen Figur - was seinem Zeichner zu neuen erzΓ€hlerischen MΓΆglichkeiten verhilft.
Sie tragen nicht nur Tausende Comic-Strips, sondern auch TV-Sendungen und Kinofilme. Was den Zuschauern der Verfilmungen noch im Ohr ist: Wenn Erwachsene - meist Lehrer - sprechen, ist es nie zu verstehen. Es erklingt nur ein gedehnter Posaunenton, etwa "Wah-woah-wah".
Es ist hΓ€ufig der Hund, der, auf dem Dach seiner HΓΌtte liegend, durchschaut, wie die Welt (der Menschen) funktioniert und dies eloquent zum Ausdruck bringt. Apropos Beredsamkeit: Snoopy trΓ€umt davon, als Schriftsteller groΓ rauszukommen. Wieder und wieder sieht man ihn mit einer Schreibmaschine auf seiner HΓΌtte an SΓ€tzen feilen und Papier zusammenknΓΌllen. Doch kommt er hΓ€ufig nicht ΓΌber den ersten Satz hinaus: "Es war eine dunkle und stΓΌrmische Nacht".
Aber sein Scheitern betrΓΌbt Snoopy nicht auf Dauer. Ganz im Gegenteil: Er ist die frΓΆhlichste Figur, schlΓΌpft in verschiedene Rollen und bewegt sich oft tanzend durch die Welt der "Peanuts". Womit er manch anderem ziemlich auf den Keks geht. So tritt er regelmΓ€Γig gegen Charlies HaustΓΌr, wenn er Futter haben will und meint, sein Herrchen sei spΓ€t dran.
Diese wiederkehrenden Motive mit stets neuen Pointen - mal zum LΓ€cheln, mal zum Lachen - sind nur ein Grund, warum die "Peanuts" so vielen ans Herz gewachsen sind. Ein anderer sind die Figuren selbst, die ihren Eigenheiten stets treu bleiben und dennoch pointiert weiterentwickelt werden. Bis zum letzten der knapp 18.000 Comic-Strips, der an einem Sonntag im Februar 2000 erschienen ist - nachdem ihr Erfinder in der Nacht zuvor gestorben ist.