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a-ha-Sänger Morten Harket: "Kollaps würde Menschen nicht helfen"


Sänger von a-ha
Morten Harket: "Wir führen eine Kultur fort, die versagt"

InterviewVon Sebastian Berning

03.12.2020Lesedauer: 4 Min.
Interview
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Morten Harket: Mit a-ha wurde der Norweger in den 80ern zum Superstar, in den 90ern schlug er sich solo durch.Vergrößern des Bildes
Morten Harket: Mit a-ha wurde der Norweger in den 80ern zum Superstar, in den 90ern schlug er sich solo durch. (Quelle: picture alliance / CITYPRESS24)

Mit a-ha und Klassikern wie "Take On Me" konnte Morten Harket eine erfolgreiche Karriere aufbauen. Neben der Musik treiben ihn allerdings auch soziale Fragen an, wie er im Interview mit t-online verrät.

In den 80ern wurde er mit a-ha zum Superstar. Doch in den 90er Jahren wollte sich Morten Harket, Sänger von Hits wie "Take On Me", "The Sun Always Shines on T.V." oder "Crying in the Rain", distanzieren und sich eine Karriere als Solo-Künstler aufbauen. Mit t-online spricht der Norweger aber mehr über das Weltgeschehen als über Musik.

t-online: In Ihrer Biografie "Heimkehr" geht es um die 90er Jahre, als Sie solo ohne a-ha Musik gemacht haben. Wie erinnern Sie sich an diese Dekade zurück?

Morten Harket: Für mich persönlich waren das aufregende Jahre. Ich verspürte den Drang, endlich selbst Musik zu schreiben. Ich habe das vorher nie gemacht, aber irgendwie wusste ich, dass ich es kann.

Und kulturell? Wie erinnern Sie sich da an diese Zeit?

Ich finde, dass damals ein fehlendes Bewusstsein für die Welt vorherrschte. Man hat sich nicht um die klimatischen und ökologischen Probleme gekümmert, auf die wir zusteuerten. Mir war schon damals klar, in welche Richtung wir Menschen uns entwickeln. Zudem gab es auch viele soziale Probleme, die von der westlichen Welt ignoriert wurden.

Sie haben sich damals für verschiedene Themen ausgesprochen. Finden Sie es wichtig, dass Prominente, Musiker oder Sportler über die Probleme dieser Welt sprechen?

Es ist insofern wichtig, dass man auf gewisse Dinge aufmerksam macht, ja. Aber es muss fundiert sein, sonst wird es nur ein Rauschen und ist zwecklos. Es ist ein gewisses Risiko, wenn man sich an die Gesellschaft wendet und den Leuten seine Meinung sagt.

Durch die Corona-Krise haben einige Promis über die sozialen Medien ihre teilweise falschen Ansichten publik gemacht. Ist das dieses "Rauschen", welches Sie meinen?

Ja, so Menschen verursachen Lärm und wollen große Aufmerksamkeit bekommen. Sie meinen, dass sie der Öffentlichkeit etwas Wichtiges zu erzählen haben. Doch wenn man das tut, dann sollte man sich auch ziemlich sicher sein, dass man die Wahrheit erzählt.

Gerade in Zeiten von Social Media werden viele Fakten nicht mehr geprüft. Ist das für eine Gesellschaft gefährlich, dass im Internet viele verschiedene Meinungen aufeinandertreffen?

Ich sehe auch, dass das gerade viel passiert. Die Leute erleben gerade einen Ansturm von verschiedenen Meinungen. Man muss das ansprechen, sonst entsteht da ein großes Rauschen. Aber auf wen hört man am besten? Man muss da sein eigenes Gehirn einschalten. Es filtert alles raus, was man nicht braucht, so dass man sich auf die wichtigen Dinge fokussieren kann. Manchmal muss man auch ausharren und auf den richtigen Moment warten, um etwas auszusprechen.

Waren die 90er da für Sie der richtige Moment? Im Buch wird der Song "Gospel From a Heathen" thematisiert, in dem Sie über einen religiösen Terroranschlag singen. Vorher haben Sie bei politischen Themen nicht so offen Ihre Meinung kundgetan.

Es klang schon immer an. In den 90ern war ich der Meinung, dass wir als Gesellschaft versagen. Wir konnten unseren Idealen nicht wirklich gerecht werden. Wir sagen, wer wir sind und an was wir glauben, aber dann geschehen schlimme Dinge. Ich fand, dass dieses Scheitern angesprochen werden musste. Später habe ich das beim Songwriting immer wieder thematisiert, weil das etwas ist, was mich sehr beschäftigt.

Versagen wir denn aktuell als westliche Gesellschaft oder glauben Sie, dass die Welt in sechs Monaten schon wieder besser aussieht?

Als Gesellschaft führen wir eine Kultur fort, die versagt. Unser Versagen ist also in gewisser Weise kultiviert. Wir Menschen sollten genauer hinsehen, was wir machen. Und das machen wir jetzt auch endlich, aber wir sind spät dran. Wir hätten das schon in den 90er Jahren machen müssen. Dann hätten wir jetzt mehr Zeit, um unsere Probleme anzugehen. Die Schäden wären kleiner. Unser Scheitern ist weniger aktiv, sondern passiv. Wir können aber nicht alles plötzlich stoppen und ganz neu anfangen. Ein Kollaps würde den Menschen nicht helfen, aber wir sollten genau hinschauen, was wir tun müssen, um uns von unserem jetzigen Standpunkt zu entfernen.

Vom jetzigen Standpunkt: Wie ging es Ihnen 1993/1994 bei a-ha? Im Buch kommt es ein bisschen so rüber, als wären Sie etwas müde vom Rummel um Ihre Person.

A-ha waren fertig. Damals waren wir erschöpft. Wir brauchten eine Pause, damit jeder für sich selbst etwas anderes machen konnte.

Gab es zwischen Ihnen und den anderen oder generell in der Band Spannungen?

Nein, wir waren erschöpft, weil man uns so viel Aufmerksamkeit schenkte. Wir haben immer weitergemacht. Bis zu dem Punkt, an dem es nicht mehr ging.

Ihr erstes Solo-Projekt war "Poetenes Evangelium", ein kirchliches Album, bei dem Sie als Sänger eingeladen wurden. Im Buch steht, die Platte hat sich gerade einmal 18.000 mal verkauft. Nach den Millionensellern von a-ha: War das eine Enttäuschung?

Das kann man nicht vergleichen, weil a-ha und dieses Album nichts gemein hatten. Viele haben "Poetenes Evangelium" als ein Solo-Album von mir gesehen. Aber das war es nicht. Ich interpretierte kirchliche Texte zu Songs, die andere geschrieben haben. Es war ein kleines Projekt, daher waren die Verkaufszahlen kein Ärgernis.

Harket veröffentlichte sein erstes richtiges Solo-Album "Wild Seeds" dann 1994. Dieses hat alleine in Norwegen 160.000 Einheiten verkauft. Es folgten weitere musikalische Alleingänge und auch eine mehr als erfolgreiche Reunion mit den Synth-Poppern von a-ha.

Verwendete Quellen
  • Eigenes Gespräch mit Morten Harket
  • Ørjan Nilsson: "Heimkehr. Morten Harkets prägende Phase 1993-1998: Seine Aktivitäten in Sachen Klima,Politik und Menschenrechte"
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