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Diese Tricks verraten einen Tachobetrug
Jeder dritte Gebrauchtwagen wird mit manipuliertem Tacho verkauft. Der Betrug dauert nur wenige Minuten. Der Schaden: im Schnitt 3.000 Euro Aber es gibt ein paar Tricks, um eine gefälschte Laufleistung zu entlarven.
Bei jedem dritten in Deutschland verkauften Gebrauchtwagen stimmt der Kilometerstand nicht, so ADAC und Polizei. Auf was aber können Käufer achten, um der Abzocke zu entkommen?
Noch immer ist es beinahe spielend leicht, einen Tachostand zu manipulieren. Angebote dafür finden sich bereits zum Preis ab 50 Euro. Im Schnitt steigt dadurch der Preis des Gebrauchtwagens um 3.000 Euro, sagt der ADAC. Gesamtschaden: sechs Milliarden Euro pro Jahr.
Damit sei bis heute eine EU-Verordnung nicht umgesetzt, die bereits seit 2017 für neue Fahrzeugmodelle und seit September 2018 für alle Neuwagen gelte. Sie schreibt vor, dass der Kilometerstand im Auto systematisch geschützt werden müsse. Eine entsprechende detaillierte Vorschrift vermissen die Experten des Automobilclubs aber bislang.
So gefährlich ist Tachobetrug
Für die Betrogenen – häufig Käufer eines manipulierten Gebrauchtwagens – kann ein Tachobetrug weitreichende Folgen haben. Denn zum einen zahlen sie einen viel zu hohen Preis für ein Auto, das bereits mehr Kilometer gefahren ist als vom Verkäufer angegeben.
Und zum anderen wird es richtig gefährlich, wenn der Austausch eines Teils nicht erfolgt, weil der frisierte Tachostand über die Notwendigkeit hinwegtäuscht. Wird beispielsweise der Zahnriemen nicht innerhalb des vorgesehenen Intervalls gewechselt, kann sogar ein Motorschaden die Folge sein. Tachomanipulation ist deshalb eine Straftat.
Indizien richtig einordnen
Zwar können Sie sich nie zu 100 Prozent vor dem Betrug schützen. Aber es gibt einige Indizien, die für eine Manipulation sprechen. Erste Hinweise können eine geringe Laufleistung und ein vergleichsweise günstiger Preis sein. Abgenutzte Innenräume bei vorgeblich geringer Laufleistung sollten ebenfalls skeptisch machen.
Auch Unstimmigkeiten in der Dokumentation sprechen für Manipulationen von Tachoständen. Wichtig ist, sich die Reparaturrechnungen und das Serviceheft genau anzusehen. Dort finden Sie die Wartungsintervalle, die jeweilige Kilometerleistung und das Datum. Auch auf Protokollen der Haupt- und Abgasuntersuchung werden Kilometerstand und Laufleistung eingetragen, ebenso auf Ölwechselaufkleber oder -anhänger am Auto. Sehen aber in einem alten Serviceheft alle Stempel und Eintragungen gleich neu aus, ist Vorsicht geboten.
Vorbesitzer kontaktieren
Deshalb bringt nur eine tiefgehende Recherche Klarheit über den wahren Tachostand. Dazu gehört die Kontrolle von Belegen oder Ölkarten im Motorraum beziehungsweise dem kleinen Aufkleber auf der A-Säule. Steht darauf, dass der nächste Wechsel in über 50.000 Kilometern fällig ist, kann etwas nicht stimmen. Denn üblicherweise wird ein Ölwechsel spätestens nach 30.000 Kilometern, in seltenen Fällen nach 40.000 Kilometern, fällig. Ein Anruf beim Vorbesitzer des Verkäufers gibt Auskunft darüber, mit wie vielen Kilometern er sein Auto verkauft hat. Der Name steht in der Zulassungsbescheinigung Teil II.
Diagnosesoftware einsetzen
Verwohnte Innenräume sowie fehlende oder schlecht ausgefüllte Servicehefte sind aber keine eindeutigen Beweise für Manipulationen. Weiterhelfen können digitale Hilfsmittel wie spezielle Adapter für die Schnittstelle der Fahrzeugdiagnose. Die sitzt meist in der A-Säule auf der Fahrerseite und hat direkten Zugriff auf die Bordelektronik. Mit speziellen Apps lässt sich überprüfen, ob die Airbags bei einem Unfall ausgelöst wurden.
Auch können manche Apps Daten über Kilometerstände, Wegstrecken und Fehlerspeicher ablesen. Doch auch diese Ergebnisse sind nur so gut wie die hinterlegten Daten in den einzelnen Steuerungsmodulen. Weichen diese ab, weil sie vorher manipuliert wurden, stimmen die Angaben nicht mehr.
Eine Fachwerkstatt deckt eventuell einen Betrug auf, indem sie den Fehler- und Wartungsintervallspeicher ausliest. Damit lassen sich die teilweise mitprotokollierten Kilometerstände mit dem im Tacho angezeigten Stand vergleichen. Auch den Produktionszeitraum von Tacho und Steuergeräten ermittelt die Werkstatt. Sind sie jünger als der Produktionstag (nicht Tag der ersten Zulassung) des Autos, kann etwas nicht stimmen.