Behörde deckt auf Einspeisevergütung bleibt aus: Das steckt dahinter

Der Boom bei Solaranlagen bringt Deutschlands größten Netzbetreiber ins Straucheln. Die Bundesnetzagentur greift jetzt durch – und viele Verbraucher sind frustriert.
Mit einer eigenen Solaranlage Strom erzeugen und damit Geld verdienen – für viele klingt das nach einer lohnenden Investition. Doch immer mehr Betreiber warten vergeblich auf ihre Einspeisevergütung. Besonders oft betroffen ist das Unternehmen Westnetz. Jetzt hat die Bundesnetzagentur ein Aufsichtsverfahren eingeleitet.
Die Probleme betreffen zahlreiche Betreiber privater Photovoltaikanlagen in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen. Dort ist Westnetz aktiv – Deutschlands größter Verteilnetzbetreiber und eine Tochter des Energiekonzerns Eon.
Laut Bundesnetzagentur kommt es bei Westnetz derzeit vermehrt zu Beschwerden, weil die Auszahlung der Einspeisevergütung nicht fristgerecht erfolgt. Grund sei eine umfangreiche IT-Umstellung, die zu erheblichen Verzögerungen führe. Die Behörde hat deshalb ein formelles Aufsichtsverfahren eingeleitet.
Hohe Anschlussanfragen und technische Probleme
Auf der Internetseite des Unternehmens bittet Westnetz um Entschuldigung und räumt "eine längere Bearbeitungsdauer" ein, die es "bereits seit einiger Zeit" gebe.
Eine Sprecherin des Unternehmens sagte der Deutschen Presse-Agentur, die Situation habe sich durch die stark gestiegene Zahl an Anschlussanfragen verschärft. Während 2021 noch rund 30.000 Anträge eingingen, waren es 2022 bereits 70.000 – und 2023 über 115.000. In diesem Jahr habe sich die Zahl mit knapp 70.000 Anfragen etwas normalisiert. Hinzu kämen technische Schwierigkeiten bei der Digitalisierung der Kundensysteme. Man habe das Personal inzwischen aufgestockt, um schneller reagieren zu können.
Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen meldete seit Jahresbeginn 65 Beschwerden – fast alle gegen Westnetz. "Kritisiert wurde insbesondere die schlechte Kommunikation", sagte Energieexperte Thomas Zwingmann. Auch Verbraucherschützer in Rheinland-Pfalz registrieren einen Anstieg an Problemen.
Eine Sprecherin der Bundesnetzagentur betonte, dass die Vergütung in den meisten Fällen reibungslos funktioniere. Verzögerungen gebe es jedoch dort, wo viele neue Anlagen gleichzeitig ans Netz gingen. Die Behörde stehe im engen Austausch mit den Netzbetreibern.
Beschwerde einreichen
Wer Probleme bei der Auszahlung der Einspeisevergütung hat, wendet sich zunächst schriftlich an den Netzbetreiber. Idealerweise mit einer Frist von vier Wochen ab Eingang der Beschwerde. Die Kontaktaufnahme kann per E-Mail, Brief oder Fax erfolgen. Eine entsprechende Vorlage stellt die Bundesnetzagentur auf ihrer Internetseite zur Verfügung.
Wichtig ist, dass Betroffene den Sachverhalt nachvollziehbar dokumentieren und belegen. Reagiert der Netzbetreiber nicht, kann eine schriftliche Beschwerde bei der Bundesnetzagentur eingereicht werden.
- Nachrichtenagentur dpa
- bundesnetzagentur.de "Schlichtungsverfahren"