Neue Zahlen So massiv ist das Insektensterben
Die Zahl der Insekten in Deutschland sinkt. Experten fordern ein Umdenken in der Politik. Denn Schmetterlinge, Bienen und Co. haben eine wichtige Funktion in der Natur.
Untersuchungen in einigen Regionen Deutschlands belegen einen immensen Insektenschwund in den vergangenen Jahrzehnten. Detailanalysen zeigen nun, welche Arten besonders betroffen sind. Starke Rückgänge sind demnach unter anderem zu verzeichnen bei:
- Wildbienen
- Ameisen
- Wespen
- Fliegen
- Käfern
- Schmetterlingen
Das teilten das Bundesamt für Naturschutz (BfN) und der Entomologische Verein Krefeld (EVK) mit.
Etwa 75 Prozent weniger Insekten
Der Krefelder Verein sammelt seit 1989 Insekten nach einer einheitlichen wissenschaftlichen Methode. Auf dieser Datengrundlage hat er ermittelt, dass die Gesamtmasse flugfähiger Insekten an untersuchten Standorten in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Brandenburg in den letzten drei Jahrzehnten im Mittel um mehr als 75 Prozent abgenommen hat.
Nun gibt es erstmals auch Daten zu einzelnen Arten in ausgewählten Naturschutzgebieten. Sie zeigten ein differenziertes Bild, sagt EVK-Vorstandsmitglied Martin Sorg. "Früher schon seltene Arten sind teilweise noch vorhanden, teilweise fehlen Nachweise in neueren Proben ganz. Häufige Arten sind meist noch nachweisbar, allerdings überwiegend in deutlich geringeren Anzahlen."
Umdenken in Agrarpolitik nötig
BfN-Präsidentin Beate Jessel sagt, wenn die Insekten selbst in Schutzgebieten keine Rückzugsräume mehr fänden, sei "eine dringende Umsteuerung in der Landwirtschaft und in der Agrarpolitik geboten". Als ein Hauptgrund für das Insektensterben wird seit längerem eine zu intensive Landwirtschaft mit hohem Pestizideinsatz vermutet.
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Insekten sind für eine intakte Natur von großer Bedeutung. Sie gelten als "Dienstleister am Ökosystem", denn sie bestäuben Obstbäume und Gemüsepflanzen, zersetzen Aas, Totholz und Kot. Außerdem sind sie eine Nahrungsquelle vieler anderer Tiere, etwa von Vögeln.
- dpa