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IW-Studie: Diese deutschen Städte sind besonders grün


Exklusive Studie
Das sind Deutschlands grünste Städte


Aktualisiert am 07.04.2022Lesedauer: 3 Min.
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Die stillgelegte Zeche Zollverein bei Essen: Nicht nur an ehemaligen Industriestandorten ist die Metropolregion Ruhrgebiet besonders grün.Vergrößern des Bildes
Die stillgelegte Zeche Zollverein bei Essen: Nicht nur an ehemaligen Industriestandorten ist die Metropolregion Ruhrgebiet besonders grün. (Quelle: picture alliance)

Wer als Städter keinen Garten hat, ist für Gassigehen, Picknick und Feierabendbier auf den nächsten Park angewiesen. Eine neue Studie zeigt, in welchen Regionen man am schnellsten aus Büro und Wohnung ins Grüne kommt.

Ob Blumenparadies oder Kieselwüste: Rund 50 Prozent der Haushalte in Deutschland haben einen eigenen Garten am Haus. Doch auch in der Republik der Ein- und Zweifamilienhäuser müssen Millionen Menschen ohne privates Grün auskommen.

Gerade in Ballungsräumen und Großstädten sind öffentliche Parks und Grünflächen daher besonders wichtig. Wie lange man zur nächsten Wiese unterwegs ist, hängt aber ganz von der Region ab.

Erstmals haben Wissenschaftler jetzt ausgewertet, wo die Lebensqualität in Sachen Naherholung am größten ist. Die Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), die t-online exklusiv vorab vorlag, analysiert, wie gut Parks und grüne Inseln in den deutschen Metropolregionen tatsächlich zu erreichen sind. Ganz vorne im Ranking landet dabei eine Gegend, bei der viele Menschen noch immer an Schmutz, Grau und Ruß denken dürften: das Ruhrgebiet.

Sowohl bei der Nähe von Grünflächen und Wohngebieten als auch bei der Entfernung zwischen Parks und Büros landet die Metropolregion rund um Essen, Duisburg, Dortmund, Bochum und Oberhausen auf Platz zwei – und schneidet dabei insgesamt am besten ab.

Grünes Leben und Arbeiten

Berechnet hat das IW die Rankingplätze mit Daten zur Landbedeckung und -nutzung, Unternehmensstandorten, Beschäftigtenzahlen und virtuellen Stadtkarten. Angelehnt an die viel beschworene "Work-Life-Balance" bezeichnet die Studie die neuen Indizes als "Life-Green-Balance" und "Work-Green-Balance".

Diese zeigen, dass man auch in Hamburg, in der Region Rhein-Main und Frankfurt sowie im Rhein-Neckar-Gebiet schnell Gras unter den Füßen hat. Anders in und um Berlin.

Grau, grauer, Berlin

Die Menschen in der Metropolregion Berlin-Brandenburg müssen durchschnittlich die längsten Wege hinnehmen, bis sie mehr als ein paar Bäume am Straßenrand sehen; häufig mehr als sechs Minuten mit dem Rad. In Berlin direkt hat mehr als ein Viertel der Bevölkerung gar keinen fußläufigen Zugang zu Grünflächen.

Obwohl die Hauptstadt flächenmäßig viele Parks hat, sind diese sehr ungleich verteilt. Grund dafür ist vor allem die dichte Bebauung der 3,7-Millionenstadt. Grünflächen finden sich daher vor allem an den Rändern Berlins. In der Gewinner-Metropolregion Ruhr ist die Situation umgekehrt.

Im Gegensatz zu Berlin-Brandenburg mit nur einer Großstadt hat das Ruhrgebiet mehrere Zentren, die nicht so dicht bebaut sind und auch in Innenstädten eine bessere Verteilung von Grünflächen zulassen. Das ist laut IW nicht nur für die soziale Gerechtigkeit wichtig, sondern längst auch für die Wirtschaft ein entscheidendes Kriterium.

Standortvorteil für Unternehmen

"Wie schnell Grünflächen erreichbar sind, ist ein sehr wichtiger Standortfaktor im Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte", sagt Hanno Kempermann, Leiter der Studie und Geschäftsführer von IW Consult. Er rät den Stadtverwaltungen in Ballungszentren daher, sich auch aus wirtschaftlichen Gründen um ein grünes Image zu bemühen. Aus seiner Sicht ist dies trotz tendenziell immer weiter wachsender Einwohnerzahlen möglich.

"Die Innenstädte werden sich in den nächsten Jahren wahrscheinlich fundamental wandeln. Die mögliche Abkehr von der Präsenzkultur in vielen Firmen kann den Bedarf an neuen Büroflächen senken, autonomes Fahren dürfte den Flächenverbrauch für Parkplätze und Fahrbahnen drücken und der wachsende Onlinehandel wird die Nachfrage nach Ladenflächen verändern", so Kempermann.

Diese Flächenpotenziale müsse man frühzeitig identifizieren, damit sie attraktiv genutzt werden können, betont der Chef der IW Consult. Am besten für Grünanlagen.

Gutes Mittel gegen Hitzewellen

Neben unternehmerischen Gründen spricht auch die fortschreitende Klimakrise dafür, sich strategisch um mehr Wiesen, Parks und Alleen zu bemühen. Schon jetzt zählt Deutschland zu den Ländern, in denen bei Hitzewellen im Sommer besonders viele Menschen sterben.

Das liegt einerseits an fehlenden Schutzvorkehrungen und mangelhafter Aufklärung der Bevölkerung. Aber auch zunehmend dichte Bebauung und der Zubau von Frischluftkorridoren sind schuld, da sie die Temperaturen in den Innenstädten noch weiter in die Höhe treiben: Tagsüber kann die Hitze nicht entweichen und auch nachts gibt es kaum Abkühlung – Stein und Beton geben die gespeicherte Hitze des Tages dann wieder an die Umgebung ab.

"Einzelne riesige Grünflächen führen zwar in ihrem direkten Umfeld zu Temperatursenkungen, aber nicht im gesamten Stadtgebiet. Für gleichmäßige Linderung braucht es flächendeckend verteilte Grünflächen", sagt auch Hanno Kempermann. Die Studie, die er und sein Team nun veröffentlichen, könne Städten dabei helfen, besser jene Flächen zu identifizieren, die sich wegen mangelnder Grünanlagen im Sommer stark aufheizen.

Dort könne man mittelfristig dann mit neuen Freiflächen gegen die Hitzegefahr vorgehen. Einige Städte in Deutschland haben sich das auch bereits auf die Fahnen geschrieben. Darunter das Grünflächen-Schlusslicht Berlin. Bei einem Besuch in der Hauptstadt merkt man davon bisher noch entsprechend wenig.

Verwendete Quellen
  • Schriftliches Statement von Hanno Kempermann, Geschäftsführer der IW Consult
  • Studie der IW Consult: "Work-Life-Green-Balance"
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