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Reerdigung: Diskussion in NRW über neue kontroverse Bestattungsform


Reerdigung
Kontroverse Bestattungsform: Bald in ganz Deutschland möglich?

Von dpa
Aktualisiert am 27.11.2024Lesedauer: 2 Min.
Bestattungsform "Reerdigung"Vergrößern des Bildes
Reerdigung: Dabei wird der Leichnam in einem sargähnlichen Kokon von Bakterien in Humuserde verwandelt. (Quelle: Christian Charisius/dpa/dpa-bilder)

Eine Bestattungsalternative, die den Körper mithilfe von Bakterien zersetzt. In NRW wird diskutiert, ob das mit der Bestattungskultur vereinbar sei.

Verbrauchervertreter, Unternehmen und Wissenschaftler sprechen sich grundsätzlich für die Möglichkeit einer sogenannten Reerdigung in Nordrhein-Westfalen (NRW) aus. Bei dieser neuen Beerdigungsvariante werden Leichen mithilfe von Bakterien zu Humuserde umgewandelt und die Überreste des menschlichen Skeletts von einer Mühle zermahlen.

Derzeit ist eine Reerdigung nur in Schleswig-Holstein möglich. Einige Bundesländer prüfen nun die Möglichkeit, diese Bestattungsform in das Bestattungsgesetz aufzunehmen. Denn dieses ist in Deutschland Ländersache. An diesem Dienstag (26.11.) erörtern Experten in einer Sachverständigen-Anhörung des Düsseldorfer Landtags, ob es diesbezüglich rechtlichen Anpassungsbedarf im Bestattungsgesetz NRW gibt.

Größere ökologische Nachhaltigkeit

Die Befürworter der Reerdigung betonen die ökologische Nachhaltigkeit im Vergleich zu den – in NRW inzwischen dominanten – Feuerbestattungen. Anders als im Krematorium könne man bei einer Reerdigung vollständig auf fossile Brennstoffe verzichten, sagte Marcus Schwarz von der Universität Leipzig der Deutschen Presse-Agentur in Düsseldorf.

Ein weiterer Vorteil sei die effektive Verwesung der Leichen. In Deutschland seien "viele Friedhofsböden von Leichen übersättigt", stellt Schwarz fest. Reerdigungen böten eine Lösung für das Problem der Verwesungsstörung auf Friedhöfen.

"Die Reerdigung widerspricht der Totenwürde"

Viele Bestatter sowie die geladenen Kirchenvertreter und der Städtetag lehnen in Stellungnahmen an den Landtag die Reerdigung aber ab. Ihre Bedenken reichen von ethischen und gesundheitlichen Fragen über arbeitsrechtliche Aspekte bis hin zu Zweifeln an der ökologischen Nachhaltigkeit des Verfahrens.

Der Bestatterverband NRW argumentiert, es handle sich bei der Reerdigung um einen hoch technisierten, energieintensiven Prozess, dessen Nachhaltigkeit nicht abschließend geklärt sei. Der Verband bezweifelt, ob eine Kompostierung des menschlichen Körpers mit der bestehenden Bestattungskultur in NRW vereinbar sei. Auch sagt er, die Reerdigung widerspreche den "Grundlagen der Totenwürde".

Dem hält Schwarz von der Universität Leipzig entgegen, dass bei Feuerbestattungen im Krematorium Schädelknochen explodieren und Knochen aufgrund der Vertrocknung der Muskeln und Sehnen brechen. "Wenn sich tote Körper verzerren und in eine unnatürliche Stellung bewegen, weil sich Muskeln und Sehnen zusammenziehen und irgendwann der Schädel platzt, ist das dann nicht unethischer, als jemanden zu reerdigen?"

Verwendete Quellen
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