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Kolumne: Der ganz normale Wahnsinn – über Hürden und Bürden des Elterndaseins


Kolumne "Der ganz normale Wahnsinn"
Die Schikanen anderer Eltern

MeinungVon Larissa Koch

05.10.2017Lesedauer: 3 Min.
Meinung
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Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.

Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.
Familienvater liegt im Anzug auf der Couch und ist unter der Zeitung eingeschlafen.Vergrößern des Bildes
Eltern meistern täglich Herausforderungen. (Quelle: Christopher Robbins/Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Eltern zu sein bedeutet Schlafmangel, Zeitmangel, Allesmangel. Das ist uns Müttern und Vätern hinlänglich bekannt – ebenso wie die Tatsache, dass wir unser Leid zwar durch Volljammern anderer Eltern teilen können – aber eben nicht heilen. Die bislang unausgesprochene Wahrheit ist: Als wäre nicht alles schon schrecklich genug, müssen wir Eltern uns auch noch gegenseitig quälen.

Keine Daten verfügbar

Es gibt ein Problem mit unseren Daten. Wir arbeiten mit Hochdruck daran das schnell zu beheben.

Ein Beispiel: Moni, die Kita-Erzieherin meines Sohnes, hat demnächst Geburtstag. Engagierte Elternvertreterinnen sind nun der Ansicht: Moni soll einen Blumenstrauß bekommen, den wir Eltern gemeinsam bezahlen. Soweit, so ok. Außerdem glauben die Elternvertreterinnen aber auch, dass Eltern abends noch über jede Menge zeitlichen Freiraum verfügen. Deshalb haben sie sich überlegt, dass jeder von uns eine Herde Origami-Tierchen falten möge, die dann am Blumenstrauß befestigt werden sollen. Auf diesen Origami-Viechern sollen Sprüche à la "Was ich Dir immer schon mal sagen wollte, Moni“ stehen, die Moni dann beim Entfalten der Origami-Ungeheuer freudig lesen soll.

Eine wirklich schöne Idee – klar! ABER: Es ist bereits später Abend. Ich habe noch nicht die Badewanne geleert und auch noch keines der zehn vollgesogenen Badetierchen ausgepresst, die noch im trüben Wasser treiben. Ich habe noch nicht den Sand im Flur weggefegt, der dort seit heute Morgen liegt, weil mein Sohn seine Schuhe kopfgestellt hat. Ich habe noch nichts zu Abend gegessen, weil ich auf Spaghetti ohne alles um 18 Uhr 30 noch keinen Hunger hatte. Ich habe auch noch nicht meiner Schwiegermutter geantwortet, die in der Klinik liegt, geschweige denn habe ich meine Unterlagen für das morgige Meeting gelesen. Und schon gar nicht habe ich mich auf der Couch entspannt und einen Roman gelesen, dabei ist es bereits halb zehn, weil meine Kinder noch dreimal aus dem Bett geklettert sind und ich sie wieder zurückscheuchen musste!!!

Und! Nun! Auch noch! Origami-Monster! Falten! Ich bin auf 180, aber ich diszipliniere mich, schaue mir die bunten Bögen an, die nebst Anleitung im Garderobenfach meines Sohnes lagen (Hätte ich sie doch einfach dort vergessen!), beginne zu falten, drehe die Anleitung in alle Richtungen, frage mich, ob das so richtig ist, falte wieder. Irgendetwas stimmt nicht. Mein räumliches Vorstellungsvermögen hat Grenzen, meine Geduld ist auf dem Nullpunkt. Ehrlich gesagt war sie dort schon VOR der Bastelzwangsmaßnahme!

Ich bin kurz davor, die Papierviecher zu zerknüllen und in die Ecke zu schmeißen. Stattdessen lege ich den Krempel in den Rucksack meines Sohnes zurück und hinterlasse seinem Vater eine Nachricht, dass er bitte die Tiere basteln möge.

Leider geht der Plan nicht auf. Er vergisst den Rucksack beim Abholen unserer Tochter im Schulhort. Eine andere Mutter nimmt den Rucksack netterweise für uns mit. Seither liegt er bei dieser Frau zu Hause, und in ihm schlummern die ungefalteten Origami-Opfer. Monis Geburtstag ist verstrichen, und wir waren nicht beim Origami-Spektakel dabei. Ich habe ein schrecklich schlechtes Gewissen, fühle mich wie eine Rabenmutter, denn gute Mütter backen, schenken, basteln. Nur ich nicht.

Aber ich würde auch niemals auf die Idee kommen, andere Eltern mit einem Origami-Komplott zu quälen.

Larissa Koch ist Redakteurin bei t-online.de und hat zwei Kinder im Alter von fünf und sieben Jahren. In ihrer Kolumne "Der ganz normale Wahnsinn" beschreibt sie regelmäßig, was Eltern durchmachen müssen oder dürfen – je nachdem.

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