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Bananenspinne Armadeira: Giftige Spinne aus der Bananenkiste


Blinder Passagier im Obst
Ist die Bananenspinne wirklich so gefährlich?

Von t-online, jb

Aktualisiert am 01.08.2022Lesedauer: 4 Min.
Brasilianische Wanderspinne. Die Phoneutria Ctenidae ist giftig.Vergrößern des BildesBrasilianische Wanderspinne. Die Phoneutria Ctenidae ist giftig. (Quelle: TacioPhilip/getty-images-bilder)
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Die südamerikanische Bananenspinne gehört zu den giftigsten Tieren der Welt. Ihr Biss kann auch für den Menschen lebensbedrohlich sein.

Sie ist die Spinne aus der Yucca-Palme oder der Bananenkiste, mit der niemand gerne Bekanntschaft schließen möchte. Die Bananenspinne, auch Brasilianische Wanderspinne oder Armadeira genannt, trägt den lateinischen Namen Phoneutria nigriventer, was übersetzt "Mörderin" bedeutet. Alle acht Arten der Gattung der Bananenspinne zählen zu den Wanderspinnen und gelten als hochgiftig, zudem sind sie äußerst aggressiver Natur.

Wie erkenne ich, ob die Spinne gefährlich ist?

Wenn sich die Spinnen bedroht fühlen, richten sie den vorderen Teil ihres Körpers auf, strecken die vorderen Beinpaare nach oben und wiegen sich ruckartig hin und her. Anschließend – teilweise jedoch auch ohne diese Vorwarnung – beißen die Spinnen zu.

Da sie bei diesem Drohverhalten ein wenig aussieht, als ob sie Pistolen in die Luft strecken würde, hat sie von den Brasilianern den portugiesischen Namen Armadeira bekommen, was so viel wie "bewaffnete Spinne" bedeutet.

Laut dem Deutschen Fruchthandelsverband e. V. (DFHV) sollen bei einem Spinnen- oder Insektenfund die Behörden nicht informiert werden. Auch Jason A. Dunlop, Kurator am Museum für Naturkunde Berlin, hält eine Meldung des Funds an Behörden oder Dritte für nicht notwendig. "Die meisten Spinnen sind harmlos, auch wenn etwas erschreckend", erklärt er t-online. "Sie sind keine Krankheitsträger oder eine Bedrohung für den Menschen."

Wenn Sie ein Tier zwischen Früchten im Supermarkt oder zu Hause entdecken, geraten Sie nicht in Panik. Zu Hause sollten Sie die Spinne mithilfe eines Behälters oder einer Tüte einfangen, rät der DFHV. Hierbei können Sie auch Gummihandschuhe tragen. Ist Ihre Angst zu groß, können Sie das Tier beispielsweise mit Haarspray besprühen – das wird die Spinne nicht überleben.

Falls die Neugierde nach einem derartigen Fund überwiegt, können Sie das Tier fangen und im Naturkundemuseum zum Bestimmen vorlegen, schlägt Dunlop vor.

Welche Folgen hat der Biss einer Bananenspinne?

Das Gift der Armadeira kann starke Schmerzen auslösen. Weitere Begleiterscheinungen sind:

  • erhöhter Blutdruck
  • Fieber
  • Müdigkeit.

In schweren Fällen führt das Gift zu Kreislaufversagen und kann unter Umständen, selbst für einen gesunden, erwachsenen Menschen, tödlich sein.

Weibliche Exemplare der Spinnengattung können bis zu fünf Zentimeter lang werden, männliche etwa vier Zentimeter. Die Bananenspinne kann bis zu einem halben Meter weit springen.

Was muss ich nach einem Biss tun?

"Manche Wanderspinnen verteidigen sich auch erst mit einem sogenannten 'Trockenbiss'. Das bedeutet, sie nutzen ihr wertvolles Gift nicht und beißen nur mit ihren Mundwerkzeugen, um Feinde abzuschrecken", beruhigt Kurator Dunlop t-online-Leser.

Er rät bei einem Biss von einer unbekannten Spinne, Ruhe zu bewahren. Treten anschließend Vergiftungssymptome auf, sollten Betroffene umgehend medizinische Hilfe holen. Zwar gibt es in Südamerika ein Gegengift für einen Biss der Armadeira, so Dunlop, allerdings sei dies gar nicht oder nur sehr schwer in Deutschland verfügbar. "Betroffene können zumindest mit anderen Medikamenten die Folgen des Bisses, wie beispielsweise den Schmerz, lindern", sagt er.

Kann die Bananenspinne in Deutschland überleben?

Die Heimat der Bananenspinne liegt in Brasilien, Uruguay und Argentinien, wo sie häufig auf Plantagen vorkommt. Der Name der Bananenspinne rührt daher, dass sie gelegentlich als blinder Passagier in Bananenkisten nach Europa verschifft wird. "Es ist daher unwahrscheinlich, dass die Spinne den Winter in Deutschland in freier Natur überleben würde, höchstens in warmen Gebäuden wie beispielsweise Gewächshäusern", erklärt Dunlop.

Die Bananenspinne gehört zu den Wanderspinnen, die vorwiegend nachts auf Beutejagd gehen und sich tagsüber an feuchten und dunklen Orten verstecken, zum Beispiel in den Kellern von Wohnhäusern. Sie ernährt sich vorwiegend von Schaben und anderen Insekten sowie von kleinen Reptilien und Amphibien.

Welche Spinnen können sonst in den Kisten sein?

Anstatt der Bananenspinnen können in einer Obstkiste aus Übersee auch die Große Wanderspinne (Cupiennius salei) – auch Wandernde Tigerspinne genannt – oder die Warmhaus-Riesenkrabbenspinne (Heteropoda venatoria) sein. Diese sind nicht giftig.

Aber auch andere Spinnenarten können durch Exporte nach Deutschland gelangen. Darunter die Phoneutria depilata aus Zentralamerika (giftig) oder Unterarten der Gattung Cupiennius (Trechaleidae) aus Panama oder Costa Rica und die Riesenkrabbenspinne Heteropoda venatoria aus den Tropen.

Welche Sicherheitsmaßnahmen treffen Bananenimporteure?

"Die Ernte sowie das Verpacken der Bananen finden nahezu ausschließlich durch Handarbeit statt", erklärt Ralph Fischer, Qualitätsmanager beim Importeur Weichert GmbH & Co. KG, t-online. Durch die Handarbeit sowie eine anschließende 20-minütige Reinigung in einem Wasserbad vermindere der Fruchtimporteur das Risiko, dass Insekten und andere Tiere sich zwischen dem Obst verstecken können. Anschließend wird der Karton gepackt, erneut kontrolliert und bei 13 Grad Celsius verschifft.

Bei Chiquita geht man noch weiter: Um zu vermeiden, dass sich Insekten und andere Tiere in den Bananenstauden verstecken, werden diese nicht nur mit Wasser, sondern zusätzlich mit einer Chlorlösung gesäubert. Anschließend werden "Chiquita Bananen unter kontrollierter Atmosphäre (sehr tiefer O2-Gehalt) von Zentralamerika nach Europa transportiert. "Normalerweise überleben unter dieser Atmosphäre keinerlei Insekten", erklärt Fabienne Deiß, Marketing Managerin bei Chiquita Europe B. V. t-online.

Auch nach Ankunft der Ware erfolgt eine Kontrolle durch zertifizierte Inspektoren, versichern die Fruchtimporteure Chiquita und Weichert. Fischer fügt hinzu, dass hierbei noch keine Spinnen gefunden worden sind. Es bestehe allerdings die Möglichkeit, ergänzt Fischer, dass sich ab diesem Zeitpunkt einheimische Tiere in den Kartons verstecken.

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Fischer warnt t-online-Leser vor den teilweise dramatisierten Berichterstattungen: "Die Berichterstattung der letzten Jahre [...] hat anscheinend dazu geführt, dass, sollte tatsächlich ein Lebewesen in einem Bananenkarton gefunden werden, der Reflex ausgelöst wird: Achtung, giftige Bananenspinne!

Dieser Schutzmechanismus ist aber in der Regel unbegründet: "Es hat sich bei den in den letzten Jahren gefundenen und vom Zoologischen Institut der Universität Hamburg untersuchten Spinnen kein einziges Mal um eine (für den Menschen) giftige Spinne gehandelt."

Verwendete Quellen
  • Spider Research, University of California
  • Museum für Naturkunde, Berlin
  • eigene Recherche
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